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Im Iran verhaftete deutsche JournalistenBei Recherche Knast

Wegen eines Interviews mit dem Sohn der zum Tod verurteilten Iranerin Sakineh Mohammadi Aschtiani sitzen zwei deutsche Journalisten in Haft. Ihnen droht ein Prozess.

Der Sprecher des iranischen Auswärtigem Amt Ramin Mehmanparast hat bestätigt, dass zwei deutsche Staatsangehörige in Iran festgenommen wurden. (Foto: 12/01/2010) Bild: dpa

Seit Sonntag sitzen zwei deutsche Journalisten im Iran in Haft. Sie wurden in der nordwestiranischen Stadt Tabris bei einem Interview mit dem Sohn der zum Tod durch Steinigung verurteilten Iranerin Sakineh Mohammadi Aschtiani festgenommen.

Ob und wann die beiden freikommen werden, ist vollkommen ungewiss. Sollte sich herausstellen, dass sie Kontakte zur Exilopposition unterhalten oder gar in deren Auftrag das Interview führen wollten, wird man sie vermutlich wegen Verletzung der nationalen Sicherheit und Spionage vor Gericht stellen.

"Die beiden Ausländer befinden sich derzeit in Haft", sagte der Sprecher der Justiz, Gholam Hossein Mohseni Ejehi, am Montag. Sie seien als Touristen in den Iran gereist und hätten über einen "flüchtigen" Iraner Kontakt mit Aschtianis Familie aufgenommen. Iranischen Medien zufolge soll ein im Ausland lebender Anwalt Aschtianis den Kontakt arrangiert haben.

Noch deutlicher als Ejehi äußerte sich der Sprecher des Außenministeriums, Ramin Mehmanparast. Die festgenommenen ausländischen Journalisten hätten Kontakt zu oppositionellen Gruppen, sagte er am Dienstag. Die beiden Männer hätten "Touristenvisa und Verbindungen zu antirevolutionären Gruppen".

Sie hätten sich als Journalisten ausgegeben und einen "Bericht" über ihr Treffen mit dem Sohn Aschtianis vorbereitet. Dies sei der Grund für ihre Festnahme, fügte der Sprecher hinzu. Die Reporter müssten bis zur Klärung der Angelegenheit in Haft bleiben.

Unbestätigten Angaben zufolge handelt es sich bei den Inhaftierten um einen Journalisten und einen Fotografen. Demnach sollen auch Aschtianis Sohn, Sadjad Ghanbarzadeh, und ihr Anwalt, Djawid Hutan Kian, in dessen Kanzlei das Interview erfolgte, festgenommen worden sein.

Wie die in Deutschland lebende Sprecherin des Komitees gegen die Steinigung, Mina Ahadi, der Presse sagte, hatte sie als Übersetzerin per Telefonkonferenz an dem Interview teilgenommen. Mitten im Gespräch habe einer der Journalisten plötzlich gerufen: "Was ist hier los?" und ihr dann gesagt, er könne das Interview unter den gegebenen Umständen nicht mehr fortsetzen, und den Hörer aufgelegt.

Alle Versuche, danach mit dem Sohn oder Anwalt Kontakt aufzunehmen, seien vergeblich gewesen. Sie habe die starke Vermutung, dass auch sie festgenommen worden seien.

Ghanbarzadeh hatte sich, wie die oppositionelle Internetseite roozonline berichtet, Tage zuvor die italienische Regierung um politisches Asyl gebeten und sie aufgefordert, sich für die Rettung seiner Mutter einzusetzen. "Sicherheitsbeamte haben die Wohnung unseres Anwalts Kian durchsucht und sämtliche Unterlagen und Akten beschlagnahmt. Wir alle sind harten Repressionen und Kontrollen ausgesetzt", zitierte ihn roozonline.

Die heute 43-jährige Aschtiani wurde im Mai 2006 wegen "unerlaubter Beziehungen" zu zwei Männern mit 99 Peitschenhieben verurteilt. Die Strafe wurde auch vollzogen. Im September desselben Jahres verurteilte ein anderes Gericht sie wegen Ehebruchs und Mordes an ihrem Mann zum Tod durch Steinigung.

Dieses Urteil wurde im Mai 2007 vom obersten iranischen Gericht bestätigt. Aschtiani hatte in diesem zweiten Verfahren ihr anfängliches Geständnis widerrufen und behauptet, dieses sei unter Zwang zustande gekommen.

Die Mutter von zwei Kindern sitzt in einem Gefängnis. Im Sommer dieses Jahres folgte ein weiteres Geständnis: Im Fernsehen räumte sie eine außereheliche Beziehung zum Cousin ihres Mannes ein, dem sie auch geholfen habe, ihren Ehemann zu töten. Sie habe das Opfer bewusstlos gemacht, der Cousin habe den Mord dann mit ihrer Billigung begangen. Inwieweit das Geständnis erzwungen wurde, ist unklar.

Ihr Fall hatte weltweit für Empörung und Proteste gesorgt. Offenbar war es dieser Druck von außen, der im Juli 2010 die iranische Justiz dazu veranlasste, die Steinigung vorläufig auszusetzen.

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13 Kommentare

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  • B
    bernard

    @scardanelli,

     

    drei punkte

     

    1. Unterstellt, wir dürften mit unserem Maßstab urteilen, Blicken wir also ins StGB der Bundesrepublik Deutschland, Absatz 2 sagt es klar:

    § 27 Beihilfe

     

    (1) Als Gehilfe wird bestraft, wer vorsätzlich einem anderen zu dessen vorsätzlich begangener rechtswidriger Tat Hilfe geleistet hat.

     

    (2) Die Strafe für den Gehilfen richtet sich nach der Strafdrohung für den Täter. ...

     

    Sowas!

     

    2. Bestritten werden viele Taten, kennen Sie die Akten? Oder arbeiten Sie mit Prämissen, die sie hier nicht ansprechen wollen (Regimechange usw.).

     

    3. Ein Lob für ihr Engagement in Sachen Menschenrechte, falls dies ernstgemeint ist. Sicherlich werten Sie jedes Menschenleben gleich und haben auch ihr Wut vor 7 Wochen rausgeschrien als der kleine Ibrahim in Afghanistan von einem US Soldat durchlöchert wurde, weil er einfach grade Spaß dran hatte. Wunderbar, wie es ihnen nur um reine Werte geht, nicht um persönliche Wünsche...Schreien Sie es raus, gehen Sie auf den Marktplatz, ich bin dabei!

  • V
    Vedat Özer

    was mich interessiert:

     

    Wollten die beiden ihren Sohn fragen, wie es der Mutter geht?

     

    Sehr hilfsreich. Typisch europäisch

  • S
    scardanelli

    @Rhodosporidium: wäre mir neu, dass in den USA auf Ehebruch die Todesstrafe steht ...

    und Steinigen war da auch nie im Programm, im europäischen Raum sind solche barbarischen Methoden auch seit fast 1000 Jahren aus der Mode ...

  • S
    scardanelli

    @malidudu: sehr billig, wie Sie hier versuchen, diese abscheulichen Menschenrechtsverletzungen runterzuspielen:

     

    Erstens: Arbeitserlaubnis - diese Journalisten haben im Iran kein Geld verdient oder sonst steuerpflichtig oder schwarz "gearbeitet" - dafür braucht man eine Arbeitserlaubnis ... aber nicht um zu recherchieren und mit Leuten zu sprechen!!! Unverschämt, sowas gleichzusetzen!

     

    Zweitens: die Frau wurde mehrmals NUR WEGEN EHEBRUCHS zur STEINIGUNG(!!!) verurteilt! Der Vorwurf der "Beihilfe zum Mord" wurde aus internationalen Gründen erst später zugefügt, auch nicht "Mord", sondern "Beihilfe", da einer der Männer, mit dem sie angeblich die Ehe brach, ihren Mann umbrachte --- das ist das GANZE Fundament dieses angeblichen "Mord-Vorwurfs": dass sie durch den Sex den Mann zum Mord angestachelt hätte! Und sowas zu verteidigen! Sie bestreitet sogar den Ehebruch, nach Aussagen ihres Anwalts, der NACH EUROPA FLÜCHTEN MUSSTE(!), wurde sie 2 Tage gefoltert und dann zu einem TV-Geständnis ihres Ehebruchs (der ja gleichzeitig Beihilfe zum Mord sein soll) genötigt --- unglaublich wie verblendet Sie sind (wahrscheinlich vom Koranlesen), sowas zu verteidigen, das ist absolut mittelalterlich!

  • M
    malidudu

    Ich verstehe die Aufregung nicht. Auch in D brauche ich eine Arbeitserlaubnis.

    Ein Bekannter von mir - Ghanese - hat über ein Jahr mit gewöhnlichen Ganoven im Knast gesessen, weil er hier illegal gearbeitet hat.

    Im Knast durfte er übrigends arbeiten.

     

    Eine ganz andere Sache ist der Fall Sakineh Mohammadi Aschtiani. Sie wurde wegen Mordes zum Tode verurteilt.

    Ich bin grundsätzlich gegen die Todesstrafe, Egal ob sie im Iran, in China oder den USA vollzogen wird, weil sie barbarisch und irreversibel ist. Trotzdem bleibt der Vorwurf des Mordes am Ehemann.

    Dies wird aber von den deutschen Medien Vollkommen ausgeblendet.

    Die Medienkampagne der USA und Israels gegen den Iran zeigen offenbar ihre Früchte - auch bei der TAZ

  • L
    leila

    @Martin

     

    Habe ich die Message des Artikels richtig interpretiert?

     

    Nein, hast Du nicht. Aber was hindert dich in Iran zu reisen und zu recherchieren. So intelligent wie Du bist, wirst Du schnell die Wahrheit herausfinden.

     

    Wenn es gut läuft, kannst du sogar eine Reportage über das Evin machen und uns mitteilen wie Zahra Kazemi ums leben kam.

     

    Mein Dank wird dir gewiss sein, auch wenn dich ein paar satte deutsche Klugscheisser Kriegstreiber nennen.

  • C
    Carolin

    Ich verstehe eure Kommentare hier nicht ganz. Darf man jetzt nicht mehr die miese Situation im Iran kritisieren? Hier geht es meines Erachtens keineswegs um plumpe Kriegshetze oder ähnliches. Ich kenne Menschen, die im Iran leben (müssen), die ihr Land lieben, aber keine Freiheit, keine Luft zum Atmen haben. Ich bin daher sehr dafür, dass die TAZ über das Land. die politische Situation und das Leben der Menschen dort berichtet.

  • A
    Aubergine

    @ bernard:

     

    Kollegen sind Kollegen, zumal, wenns brenzlig wird.

  • B
    Bernd

    Braucht man nicht in den Iran blicken. Ich denke da nur an die Recherchen zum Sachsensumpf und die lächerliche Verurteilung der Journalisten. Hier gibts genug zu tun.

  • M
    Martin

    Lasst uns mit den Amerikanern und den Israelis in den Krieg gegen den Iran ziehen, immerhin haben diese 2 Mächte Atombomben und der Iran nicht.

     

    Lasst uns das deutsche Volk aufklären und Zustimmung für diesen Krieg sammeln.

     

    Habe ich die Message des Artikels richtig interpretiert?

  • W
    w.s.

    Bald sitzt auch die taz im Knast, wie andere Journalistinnen und Journalisten auch, wo Bärte die Macht ergreifen.

  • R
    Rhodosporidium

    Dass freie Berichterstattung im Iran unterdrueckt wird ist schlimm, dass es fuer Ehebruch und anderes die Todesstrafe gibt ist auch schlimm.

    Dennoch sollte man nicht vergessen, dass es Letztere auch in Laender wie USA gibt und sie dort, trotz internationaler Proteste, auch angewandt wird!

  • B
    bernard

    Wegen eines Interviews- oder wegen fehlender Papiere der Einreisenden? Knast oder Arrest? Gut immerhin, dass sich die TAZ für die BILD engagiert, die sich zuletzt durch Kriegshetze (Atombomben&Co) hervorgetan hat. Prima Prioritätensetzung