IWF zu Energiesubventionen: Mehr Geld für fossile Energien
Mit 5,9 Billionen Dollar wurden im vergangenen Jahr fossile Energien weltweit subventioniert. Größter Kostenpunkt: Umwelt- und Gesundheitsschäden.
Der größte Teil an Subventionen sind laut IWF nicht direkte Hilfen wie Steuererleichterungen und Zuschüsse, sondern nicht mitkalkulierte Umweltkosten. Die Folgen der Luftverschmutzung machen den größten Anteil diesen Umweltkosten aus (42 Prozent), dicht gefolgt von Kosten der Erderwärmung (29 Prozent).
Die Berechnungen der IWF beruhen auf einer komplizierten Rechnung, für die die Autoren der Studie internationale Studien und Datenerhebungen ausgewertet haben. Ein wichtiger Faktor war beispielsweise die Zahl der Toten, die auf Luftverschmutzung zurückzuführen sind. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass deswegen 4,2 Millionen Menschen im Jahr sterben.
Die Stromerzeugung ist der Studie zufolge die größte Empfängerin von Subventionen. Insgesamt bekommt sie 61 Prozent der weltweiten Subventionen für Kohle und 33 Prozent des Gasanteils. Die Region Asien-Pazifik ist für fast die Hälfte aller Subventionen in fossile Energien verantwortlich. China ist nach absoluten Zahlen von fossilen Energien führend, danach kommen die USA, Russland, Indien und die EU.
Höherer Preis senkt die Emissionen
Bei den Ausgaben pro Kopf liegt Deutschland im Mittelfeld – mit 863 US-Dollar pro Kopf gibt es fast doppelt so viel für Energiesubventionen aus wie der Nachbar Frankreich. Deutschland wendet viel Geld dafür auf, den Strompreis niedrig zu halten – der Thinktank „Forum Ökologische Steuerreform“ für Greenpeace hat vergangenes Jahr errechnet, dass der Staat jährlich gut 12 Milliarden Euro für niedrige Strompreise in der Industrie ausgibt. Gleichzeitig verzichtet er auf acht Milliarden Euro durch die Steuerbefreiung von Kerosin.
„Eine Preisreform war nie dringender“, heißt es in dem Bericht des IWF. Die Idee: Ein höherer Energiepreis führt zu einem niedrigeren Energieverbrauch. So könnten die Emissionen im Energiesektor um mehr als ein Drittel reduziert werden. In der Folge gebe es weniger Umweltschädigung und weniger Tote zum Beispiel durch verunreinigte Luft.
Höhere Preise „könnten weltweite Todesfälle durch Luftverschmutzung um 32 Prozent senken“, so die Autoren. Insgesamt würde das auch der Weltwirtschaft helfen: Der IWF geht von einem Plus von 2,1 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts durch weniger ökologische und gesundheitliche Schäden aus.
Fossile Energien nicht nach ihren wahren Kosten zu bepreisen, sondern sie wie bisher zu subventionieren, benachteilige zudem vor allem Haushalte mit niedrigen Einkommen und schaffe Abhängigkeiten von den Subventionen, heißt es in dem Bericht. Haushalte mit hohen Einkommen bekommen 20 Prozent mehr Subventionen als Haushalte mit niedrigen Einkommen, so der IWF weiter. Einkommensschwache Bevölkerungsgruppen müssten bei höheren Preis von fossilen Brennstoffen durch zusätzliche Maßnahmen unterstützt werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist