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IWF-Weltbank-FrühjahrstagungDas Multi-Krisentreffen

Krieg und Pandemie – in solchen Krise braucht internationale Zusammenarbeit. Doch diese fehlt beim Treffen von IWF und Weltbank.

Der Ukraine-Krieg verschärft Ernährungskrise in armen Ländern: im Jemen wird Weizen knapp Foto: Nusaibah Almuaalemi/rtr

Basel taz | „Inmitten der Düsternis von Krieg, Inflation, Energiekrise und zunehmender Verschuldung gibt es auf der diesjährigen Frühjahrstagung viel zu besprechen“, schreibt der britische Thinktank Omfif im Hinblick auf die Frühjahrstagung der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds IWF, die am Montag in Washington begonnen hat.

IWF-Chefin Kristalina Georgieva beschwört deshalb den Geist der Bretton-Woods-Konferenz, auf der die beiden Institutionen begründet wurden: Die aktuelle Lage erinnere sie „an Bretton Woods im Jahr 1944, als im Schatten des Krieges die führenden Politiker zusammenkamen, um eine bessere Welt zu schaffen. Es war ein Moment von beispiellosem Mut und Zusammenarbeit.“ Und genau das sei auch heute wieder nötig.

In der aktuellen Multikrise lassen sich drei Phasen unterscheiden: Erst kam die Pandemie, die viele Länder in den Staatsbankrott getrieben hat oder die kurz davor stehen. Die Weltbank schätzt, dass die Schulden der Entwicklungsländer mittlerweile auf einem 50-Jahre-Hoch sind. Die zweite Phase war dann die Antwort der Industriestaaten auf die Coronakrise, die negative Auswirkungen auf die ärmeren Länder hatte.

Weltbank-Chef David Malpass sagte: „Die außerordentlichen geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen, die die fortgeschrittenen Volkswirtschaften zur Ankurbelung ihrer Nachfrage ergriffen haben, kombiniert mit unterbrochenen Lieferketten, haben den Preisanstieg angeheizt und die Ungleichheit weltweit verschärft.“ Erst Corona und dann Inflation.

Jeder Zehnte stürzt bis Ende 2022 in absolute Armut

Die dritte Phase ist schließlich der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Dieser habe negative Konsequenzen für den Großteil der Welt und nicht nur für die direkt betroffenen Staaten, sagt Georgieva: „Die Auswirkungen des Krieges werden in diesem Jahr zu einer Herabstufung der Prognosen für 143 Volkswirtschaften beitragen, die 86 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung ausmachen.“ Hinter dieser Zahl verbirgt sich nicht weniger als eine humanitäre Katastrophe: Die Entwicklungsorganisation Oxfam schätzt, dass die steigenden Lebensmittelpreise dieses Jahr 263 Millionen Menschen zusätzlich in absolute Armut stürzen. Bis Ende des Jahres werden dann 860 Millionen Menschen mit weniger als 1,90 US- Dollar pro Tag auskommen müssen – jeder zehnte Mensch.

Hinzu kommt, dass viele Länder derzeit Maßnahmen ergreifen, die die Hungerkrise noch verschlimmern. Malpasse beklagt: „Innerhalb weniger Wochen ist die Zahl der Länder, die Ausfuhrbeschränkungen für Lebensmittel verhängen, um ein Viertel auf 35 gestiegen.“ Noch sei das Problem aber nicht so groß wie in der Lebensmittelpreiskrise von 2008 bis 2011, die zur Entstehung des Arabischen Frühlings beigetragen hat. Der Trend zu Exportkontrollen für Lebensmittel müsse sofort gestoppt werden, fordert Malpasse: „Die meisten Handelshemmnisse schützen die Privilegierten auf Kosten des Rests der Gesellschaft und verschärfen die Ungleichheit.“

Abnehmender Willen zu Kooperation

Georgieva beklagt noch ein zusätzliches Problem: den abnehmenden Willen zu multilateraler Kooperation. „In einer Welt, in der ein Krieg in Europa Hunger in Afrika verursacht, in der eine Pandemie innerhalb von Tagen um den Globus kreisen kann, in der Emissionen irgendwo überall einen Anstieg des Meeresspiegels bedeuten, kann die Bedrohung unseres kollektiven Wohlstands durch einen Zusammenbruch der globalen Zusammenarbeit gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.“

Doch genau diese Zusammenarbeit droht zum Opfer des Krieges in der Ukraine und der zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China zu werden. Georgieva mahnt deshalb: „Das einzige wirksame Mittel gegen diese Risiken ist die internationale Zusammenarbeit. Und sie ist unsere Pflicht.“ Bei der Frühjahrstagung gibt es also tatsächlich viel zu besprechen.

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