Bidens Vorschlag für Entwicklungsbank: US-Manager soll Weltbank leiten

Vom Treffen der G20-Finanzminister kam am Freitag Lob. Mehrere hochrangige Politikerinnen hatten sich eine Frau an der Spitze der Weltbank gewünscht.

Auch am Rande des G20-Finanzminster-Treffens wird Kritik an der Weltbank laut.

Auch am Rande des G20-Finanzminster-Treffens wird Kritik an der Weltbank laut Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb | epa Rolex Dela Pena

BERLIN taz/reuters/afp | US-Präsident Joe Biden hat am Freitag gemischte Reaktionen auf seine Nominierung des US-amerikanisch-indischen Managers Ajay Banga als neuen Präsidenten der Weltbank erhalten. Auch die anderen 188 Mitgliedstaaten der multinationalen Entwicklungsbank können bis Ende März Kan­di­da­t:in­nen für den Spitzenposten einbringen. Traditionell schließen sie sich aber dem US-Vorschlag an.

Auf dem Gipfel der Fi­nanz­mi­nis­te­r:in­nen der G20-Staaten im indischen Bangalore kam Bidens Vorschlag gut an. „Sehr beachtlich und bemerkenswert“, nannte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) ⁩die Personalie. Banga als Manager aus der Wirtschaft könne helfen, private Investitionen zu mobilisieren, und den Schulterschluss zwischen Industrie- und Entwicklungsländern fördern.

Auch Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire sprach von einem guten Kandidaten. Ex­per­t:in­nen zufolge wird auch Indien Banga unterstützen. Aktuell ist Banga Vizechef der Investmentfirma General Atlantic, zuvor war er schon Chef des Zahlungsdienstleisters Mastercard.

Der Banker sei erfahren genug, um die „dringlichsten Herausforderungen unserer Zeit anzugehen – den Klimawandel eingeschlossen“, warb Joe Biden für seinen Kandidaten.

Spitzenpolitikerinnen hatten Frau gefordert

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) hatte noch Anfang der Woche eine Frau an der Spitze der Weltbank gefordert. Es wäre das erste Mal in der 77-jährigen Geschichte der Organisation.

Auch Mia Mottley, Premierministerin des karibischen Inselstaats Barbados, hatte sich dafür ausgesprochen. Konkret nannte sie Ngozi Okonjo-Iweala, die US-amerikanisch-nigerianische Chefin der Welthandelsorganisation, die zuvor lange Jahre als Entwicklungsökonomin bei der Weltbank tätig war. Im Gespräch war auch Gayle Smith, Chefin der Anti-Armutsorganisation One Campaign und ehemalige Leiterin der US-Behörde für internationale Entwicklung.

Die Um­welt­schüt­ze­r:in­nen von Urgewald, einer auf Ökologie im Finanzwesen spezialisierte Organisation, sehen Bangas Nominierung kritisch. „Unsere Hoffnung, dass der Reformprozess der Weltbank aufgeschlossen für neue Ideen und Geschlechtergerechtigkeit ist, wird mit der Nominierung von Ajay Banga gedämpft“, sagte Urgewald-Expertin Ute Koczy am Freitag. Außerdem kritisierte sie den Nominierungsprozess, bei dem der US-Kandidat im Grunde als gesetzt gilt, als undemokratisch.

Aktuell leitet der von Bidens Vorgänger Donald Trump nominierte David Malpass die Weltbank. Er hatte Mitte Februar überraschend seinen Rücktritt bekannt gegeben, ein Jahr früher als erwartet. Malpass gilt als Leugner des menschengemachten Klimawandels und zudem als skeptisch gegenüber multilateralen Organisationen.

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