IWF-Kredit an Argentinien: Der Preis heißt Inflation
Argentinien bekommt vom IWF einen immensen Kredit. Doch damit sind fatale Auflagen wie die Abwertung des Peso verbunden.

U S-Präsident Donald Trump hat Argentiniens rechtslibertären Präsidenten Javier Milei vor dem Absturz gerettet. Am Freitag gab der Internationale Währungsfonds (IWF) bekannt, dass er seinem größten Schuldner erneut mit einem riesigen Kredit unter die Arme greift. Argentinien erhält 20 Milliarden Dollar, zwölf Milliarden sofort und den Rest ein bisschen später. Argentiniens Zentralbank ist derart klamm an Dollarreserven, dass sie in absehbarer Zeit ihre Zahlungsunfähigkeit hätte verkünden müssen.
Es ist das zweite Mal nach 2018, dass der IWF eine rechtsgerichtete argentinische Regierung mit einem Milliardenkredit vor dem Abgrund bewahrt. Damals erhielt die Regierung von Präsident Mauricio Macri einen Rekordkredit von 55 Milliarden Dollar, von denen 44 Milliarden überwiesen wurden. Seitdem hängt das Land als Rekordschuldner am Tropf des IWF und muss Auflagen wie etwa die Liberalisierung des Wechselkurses und die Abwertung der Landeswährung umsetzen.
Damals wie heute führt die Unterstützungslinie direkt ins Weiße Haus zu Trump. Als größter Anteilseigner des IWF senkt oder hebt letztlich die US-Regierung den Daumen. Kein Wunder also, dass US-Finanzminister Scott Bessent diesen Montag zu einem Überraschungsbesuch nach Buenos Aires kommen will – ob zum Abkassieren oder mit einem Gastgeschenk ist nicht bekannt.
Einen Teil der Rechnung hat Milei schon beglichen: Ab Montag werden die Devisenkontrollen gelockert, der feste Wechselkurs wird teilweise freigegeben. Es wird erwartet, dass der Peso gegenüber dem Dollar um 20 bis 30 Prozent abgewertet wird. Während deshalb die exportierende Agrar- und Bergbauwirtschaft feiert, bangt die importabhängige Industrie – und in der Bevölkerung steigen die Sorgen.

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Die Formel „Verteuerter Dollar = Anstieg der Inflation“ kennt sprichwörtlich jedes Kind in Argentinien. Allein aus vorauseilender Erwartung dürften die Preise auf breiter Front steigen und die ohnehin schon beschleunigte Inflation anheizen. Die Armen werden am meisten leiden.
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