IT-Manager kauft „Mopo“: Geld hinterhergeworfen
Die „Hamburger Morgenpost“ wird an Arist von Harpe verkauft. Und zwar laut taz-Informationen zu einem Negativ-Kaufpreis.
Von Harpe ist Marketingchef der Karriereplattform Xing, deren Hauptgesellschafter das Münchner Medienhaus Burda ist. Der gebürtige Düsseldorfer lebt seit 1999 in Hamburg. Der neue Eigentümer kommentierte am Donnerstag seine Entscheidung so: „Die Mopo ist immer eine der zentralen Medienmarken dieser Stadt gewesen“. Und fügte hinzu: „Ich glaube fest an das Potenzial der Marke.“ Er wolle den Fokus auf echten Lokaljournalismus weiter schärfen und damit die Hamburger noch mehr begeistern. „Das Ziel: eine tief in der Stadt verankerte und nachhaltig erfolgreiche Mopo – und das auf allen Kanälen.“
Die Aufsichtsratsvorsitzende von DuMont, Isabella Neven DuMont, kommentierte: „Uns war wichtig, den Hamburger Morgenpost Medien mit all ihren Angeboten eine Perspektive zu geben. Hierfür hat Arist von Harpe das erfolgversprechendste Konzept präsentiert.“
Der Verkauf an von Harpe umfasst im Einzelnen die Printzeitung Hamburger Morgenpost, das Newsportal mopo.de, zwei mit ihr verbundene Medienagenturen sowie die lukrative Beteiligung an Radio Hamburg. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Mitgift statt Rechnung
Laut taz-Informationen ist für die hochdefizitäre Hamburger Morgenpost aber ein negativer Kaufpreis in einstelliger Millionenhöhe fällig geworden, die von Harpe als Mitgift erhält. Dafür will der Manager die Morgenpost zumindest vorläufig auch als Print-Produkt fortführen. Ein Großteil der Belegschaft soll nach taz-Informationen übernommen werden, allerdings soll es Personalwechsel in der Chefredaktion und der Geschäftsführung des Verlags geben.
Nina Gessner, die Betriebsratsvorsitzende der Mopo, sieht in dem Deal eine Chance für eine gute Zukunft des Traditionsblatts: „Wir verspüren große Erleichterung, die Übernahme birgt die Chance für einen Neuanfang. Wir erwarten von von Harpe das Bekenntnis zum Mopo-Team und zu journalistischer Qualität, die in den vergangenen Monaten mit Füßen getreten worden ist“.
Die Hamburger Morgenpost gilt als „älteste Boulevardzeitung Deutschlands“, sie feierte im vergangenen Jahr mit großem Pomp ihr siebzigjähriges Jubiläum. Sie ging seit ihrer Gründung durch viele Hände: Gegründet im SPD-Umfeld und verlegt von einem SPD-eigenen Verlag, wurde sie 1980 an einen Schweizer Unternehmer und von diesem sechs Jahre später an Gruner + Jahr weiterverkauft. 1999 ging die kleinformatige Boulevardzeitung an die millioneschweren Privatleute Frank Otto und Hans Barlach, von da 2006 an den britischen Medieninvestor David Montgomery und vor gut zehn Jahren dann an die Kölner Mediengruppe DuMont-Schauberg.
Nina Gesser, Betriebsrätin
DuMont verhandelte zuletzt mit dem Bauer Verlag und dem Essener Medienkonzern Funke, der schon das Hamburger Abendblatt besitzt, um die Zukunft der Mopo.
Angst um die Traditionsmarke
Brutal buchhalterisch betrachtet ist die Zeitung ein Trauerspiel: In Print und e-Paper ist die verkaufte Auflage zuletzt schmerzhaft unter die 50.000 gerutscht, in den letzten 10 Jahren hat die Zeitung in diesem Bereich mehr als die Hälfte ihrer Leser*innen, oder vielmehr Käufer*innen, verloren. Den anderen Boulevardtiteln des DuMont-Verlags erging es ähnlich.
Insgesamt wollte sich DuMont daher schrittweise vom Tageszeitungsgeschäft trennen und verkaufte schon im September Berliner Zeitung und Berliner Kurier an die örtlichen Unternehmer Silke und Holger Friedrich und Anfang Januar die Mitteldeutsche an Bauer. Die Zeitungen am Unternehmenssitz, nämlich den Kölner Stadtanzeiger und den Express, will DuMont vorerst behalten, wie der Konzern im Dezember bekanntgegeben hat.
Bei der Mopo hingegen war die Sache bis zuletzt offen – zunächst sah es so aus, als käme man erneut mit Funke ins Geschäft. Die Mitarbeitenden reagierten darauf mit Sorge, befürchteten, dass Funke die Zeitung weitgehend einstampfen und nur noch die rentablen Bereiche, vor allem mopo.de behalten würde. Sogar aus der Hamburger Politik gab es Warnungen. Denn von Hamburg aus betrachtet man die Mopo natürlich nicht, wie von Essen oder Köln aus, als buchhalterischen Posten, sondern als örtliche Traditionsmarke und als Arbeitsplatz.
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