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IS in SyrienTerrormiliz erobert Stadt im Osten

Die Terrorgruppe IS kontrolliert in Syrien offenbar weite Teile der ölreichen Provinz Dair as-Saur. Amnesty International berichtet von rücksichtsloser Gewalt.

Auch durch den Vormarsch der IS wird die Lage für die Bevölkerung immer prekärer – Vorort von Damaskus am 14. Juni. Bild: ap

DAIR AS-SAUR dpa | Nach dem Vormarsch im Irak baut die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) auch in Syrien ihre Herrschaft immer weiter aus. Wie die oppositionsnahe syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag mitteilte, nahmen die Dschihadisten große Teile der strategisch wichtigen Stadt Dair as-Saur im Osten des Landes ein. Sie liegt auf der Route zwischen der IS-Hochburg Al-Rakka und der von den sunnitischen Extremisten in weiten Teilen eroberten westirakischen Provinz Al-Anbar.

Demnach übernahmen die Dschihadisten mehrere Viertel von Dair as-Saur, nachdem sich andere islamistische Gruppen wie die Al-Nusra-Front, ein Al-Kaida-Ableger, zurückgezogen hatten. Damit habe die Terrorgruppe nun rund 95 Prozent der gleichnamigen ölreichen Provinz Dair as-Saur erobert, erklärte die syrischen Menschenrechtler. Anfang des Monats hatte sie dort bereits das wichtige Ölfeld Al-Omar kampflos von der Al-Nusra-Front übernommen.

IS-Kämpfer kontrollieren in Syrien mittlerweile ein Gebiet, das fünfmal so groß ist wie der Nachbarstaat Libanon. Es reicht von der türkischen Grenze bis zur Grenze zum Irak, wo die Extremisten ebenfalls große Teile im Norden und Westen des Landes beherrschen. Die Terrorgruppe hatte vor zwei Wochen in den beiden Ländern ein „Islamisches Kalifat“ ausgerufen. Ihr erklärtes Ziel ist der Marsch auf die irakische Hauptstadt Bagdad.

Die Terrorgruppe geht mit rücksichtsloser Gewalt gegen Gegner und Andersgläubige vor. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International teilte am Montag mit, „erschütternde Berichte“ von Flüchtlingen belegten in den irakischen Gebieten unter IS-Kontrolle eine Spirale von Morden und Entführungen aus Glaubensgründen. In jedem Ort, den IS-Kämpfer eingenommen hätten, seien Menschen entführt worden.

So wurden etwa ein 18-Jähriger und ein 44-Jähriger von der religiösen Minderheit der Schabak mit gefesselten Händen und zerschmetterten Köpfen tot aufgefunden, wie Amnesty berichtet. Einem der beiden sei die Kehle durchgeschnitten worden.

Die Menschenrechtsorganisation kritisierte zugleich die wahllosen Angriffe der irakischen Armee mit Artillerie und aus der Luft, denen auch Dutzende Zivilisten zum Opfer gefallen seien. Alle Seiten in dem Konflikt hätten Kriegsverbrechen begangen und massiv gegen die Menschenrechte verstoßen, so Amnesty International.

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3 Kommentare

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  • es muss endlich ein Ende der Verteufelung von George W. Bush geben, der von moderner Kriegsführung nichts verstanden hatte, inzwischen nichts mehr zu sagen hat. Deswegen ist Barack Obama der Ansprechpartner heute, denn die Kriegserklärung der Islamisten gegen den Westen ist nicht geringer geworden als zu Bush Zeiten. Barack Obama wird genauso in diesen Sog des Krieges hineingezogen wie das schon George W Bush wurde. Amerika wird möglicherweise wieder Bodentruppen schicken müssen, auch wenn das Obama vor wenigen Tagen ausgeschlossen hatte. Ich kann mir schon den Aufschrei in der Welt vorstellen, von einem egoistischen selbstsüchtigen Amerika, das nur seine eigene Interessen kennt.

  • Gerade hat die Isis beschlossen alle Frauen und Mädchen von 6 bis 46 Jahren zu beschneiden. Wachen Sie bitte auf. Das Leiden der Bevölkerung ist mittlerweile Hausgemacht.

  • Verantwortung für das unermessliche Leid der Menschen tragen im Westen diejenigen, die den gewaltsamen "Regime-Wechsel" in Libyen unterstützten und sich auch - aus alledem nichts gelernt - für die Unterstützung der bewaffneten Opposition in Syrien aussprachen. Auf dem Rücken des Lebens ganzer Völker werden abstrakte Ideen von Demokratie und Menschenrechten mit Waffengewalt verfochten, die am Ende vor allem die Zerstörung jedes Restes von Demokratie und Menschlichkeit bewirken. Die gleichen Kräfte sind übrigens gerade dabei, nun auch in Europa die Irakisierung eines Landes, nämlich der Ukraine, voran zu treiben.