Hotel ohne Fenster in Hannover: Nur dreimal schlafen
Ein Hotel ohne Fenster wollte die Stadt Hannover nur unter Auflagen genehmigen. Zu Recht, befand jetzt das Verwaltungsgericht.
Gleichzeitig liegt die Unterkunft mitten in der Stadt, fünf Minuten zu Fuß vom Hauptbahnhof, ideal für Partytouristen und Low-Budget-Städtereisende. So sieht es jedenfalls der Unternehmer Oliver Blume, der mit dem Konzept auch schon an anderen Standorten wie Göttingen, Hamburg und Bremen am Start ist.
Nur Hannover macht ihm immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Erst wollte die Stadt das Hotel am liebsten gar nicht genehmigen und argumentierte dazu mit der niedersächsischen Landesbauordnung. Die sieht vor, dass Aufenthaltsräume mit „unmittelbar ins Freie führenden Fenstern“ ausgestattet sein müssen, um Tageslicht und Belüftung zu gewährleisten.
Dagegen klagte Blume im ersten Anlauf – und war erfolgreich. Das Verwaltungsgericht Hannover verdonnerte die Stadt in diesem und einem ähnlich gelagerten Fall dazu, die Baugenehmigung doch zu erteilen. Schließlich seien Hotelzimmer gerade nicht mit Aufenthalts- und Wohnräumen gleichzusetzen, weil sie nur vorübergehend genutzt werden. In dem Parallelverfahren, das der Hotelier Andreas Wienecke angestrengt hatte, der sein Hostel um ein paar fensterlose Schlafsäle erweitern wollte, wurde diese Entscheidung sogar noch einmal vom Oberverwaltungsgericht Lüneburg in der nächsten Instanz bestätigt.
Messegäste buchen mehr als drei Nächte
Die vorübergehende Nutzung wollte die Stadt Hannover dann allerdings auch sichergestellt haben. Sie erteilte die Baugenehmigung für Blumes Box-Hotel nur mit der Auflage, dass Gäste dort nicht mehr als drei Nächte am Stück verbringen dürfen. Das wiederum sieht der Unternehmer nicht ein. Immerhin kommen andere Städte auch ohne diese Auflage aus – darunter auch Göttingen, wo immerhin dieselbe Landesbauordnung gilt.
Für Blume ist die Auflage vor allem deshalb nicht akzeptabel, weil ihm dadurch das Messegeschäft entgeht. Messegäste, Monteure und Handwerker buchen in der Regel mehr als drei Übernachtungen. Für die meisten Hotels in Hannover macht dieses Geschäft ein Drittel bis zur Hälfte des Umsatzes aus.
Die Stadt erkennt allerdings auch genau da eine besonders schützenswerte Gruppe. Anders als Rucksack- und Partytouristen suchen sich Monteure und Handwerker ihre Unterkunft in der Regel nicht selbst aus, argumentieren die Vertreter der Stadt. Man wolle nicht, dass die dann in fensterlose Schlafkojen gesteckt werden, weil der Arbeitgeber damit Kosten spare.
Dieser Argumentation folgte das Verwaltungsgericht Hannover unter dem Vorsitz von Richter Ingo Behrens am Mittwoch zunächst. Es tastete die Drei-Tage-Regelung nicht an. Mit anderen Teilen des Bescheides habe es sich die Stadt allerdings etwas zu leicht gemacht, ließ der Richter durchblicken. So hatte die Stadt auch noch angeordnet, dass Blume die Einhaltung dieser Drei-Nächte-Regel sicherzustellen und auf Verlangen nachzuweisen habe.
Darüber, wie genau das dann auszusehen hätte – also ob er alle Gästelisten für zehn Jahre aufheben muss oder ob es ausreicht, die Buchungsmöglichkeiten entsprechend einzuschränken und die Gäste zu belehren – hatte man sich keine Gedanken gemacht. Das sei natürlich viel zu unbestimmt, rügte Behrens. Unternehmer Blume will sich damit allerdings nicht zufrieden geben, will in die nächste Instanz gehen. Er verstehe nicht, welche gesundheitlichen Schäden da nach drei Nächten eintreten sollten, sagt er. Und auch nicht, warum es die nur in Hannover gibt.
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