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Homosexualität und FußballKlatschpappen gegen die Fifa

Prolesbische Aussagen bei der WM sind unerwünscht. Die Fifa mauert, der DFB prescht vor: Der Umgang der Verbände mit dem Homo-Thema könnte verschiedener kaum sein.

Das Banner, das in Mönchengladbach nicht ins Stadion durfte Bild: LAG Lesben

BERLIN taz | Die Ordner in Mönchengladbach wussten Bescheid. Oder auch nicht. Jedenfalls: Die Klatschpappen durften nicht mit ins Stadion. Die eigentlich unscheinbaren Pappkartons mit der Aufschrift „Fußball ist alles – auch lesbisch“ waren, bitteschön, am Eingang zu lassen. Weil politische Äußerung untersagt seien. Sagten die Ordner. Und die Fifa, das wussten die übereifrigen Ordner angeblich ganz genau, die wolle das nicht beim Spiel Deutschland gegen Frankreich.

Die Fifa aber sagt zu diesem Vorfall: „Ein Fehler.“ Den man bedauere. Der nun allerdings schon zum zweiten Mal vorgekommen ist. „Wir gehen der Fifa wohl gehörig auf die Nerven“, sagt Gabriele Bischoff, Geschäftsführerin der Landesarbeitsgemeinschaft Lesben in Nordrhein-Westfalen (LAG). Schon beim Spiel der deutschen Mannschaft gegen Nigeria in Frankfurt hatten die Eingangskontrolleure mit Hinweis auf den Weltfußballverband ein Transparent der LAG einbehalten. Beim Auftaktspiel in Berlin war es noch unbeanstandet ins Stadion gelangt.

Nach dem Vorfall in Frankfurt beschwerte sich die LAG – und die Fifa entschuldigte sich Tags darauf. Dann aber vergaß der Verband, der als WM-Veranstalter das Hausrecht in den Stadien innehat, anscheinend, die vom deutschen Organisationskomitee angeheuerten, aber der Fifa unterstehenden Ordner zu instruieren. „Die haben gezielt nach den Pappen geguckt“, so Bischoff nach der Erfahrung in Mönchengladbach, „und sie mit der Bemerkung:,Die Fifa wünscht keine politische Äußerung' in den Müll geworfen.“

Der neuerliche Vorfall passt ins Bild. Alle Themen, die diese Fußball-WM bislang aufgeworfen hat und die die schöne neue Frauenfußballwelt stören könnten, werden von der Fifa nach Möglichkeit ignoriert. Und zwar im Gegensatz zum Deutschen Fußball-Bund: Dieser widmet sich mit Hingabe dem Frauenfußball und damit auch der unvermeidlichen Lesbenfrage. „Wir wollen solche Botschaften sogar“, sagt Jens Grittner, Pressechef des WM-Organisationskomitees, „das Engagement gegen Homophobie ist uns völlig selbstverständlich.“

Die Fifa sitzt es lieber aus

Die Funktionäre der Fifa dagegen trafen sich erst dann mit Nigerias Trainerin Eucharia Uche, die der New York Times gegenüber entwürdigende Äußerungen über homosexuelle Fußballerinnen in ihrem Team zu Protokoll gegeben hatte, als es gar nicht mehr anders ging. Anschließend wies die Trainerin „die Unterstellungen“, sie habe gesagt, was sie gesagt hatte, ausdrücklich zurück – und die Fifa darauf hin, dass sie „gegen jegliche Art von Diskriminierung im Fußball und in der Gesellschaft als Ganzes vorgeht“.

Unter der Hand war allerdings zu hören, dass der Weltverband wieder mal zum Jagen getragen werden musste. Die Fifa, notorisch bereit, Themen wie Korruption und Wettskandale auszusitzen, war offensichtlich nicht darauf vorbereitet, wie offen Genderthemen in Deutschland erörtert werden.

Auch als gehässige Vorwürfe laut wurden, Spielerinnen aus Äquatorialguinea seien eigentlich Männer, schwieg die Fifa. Und war wahrscheinlich heilfroh, als die in Verdacht geratenen Kickerinnen erst gar nicht zur WM anreisten. Die eine sei verletzt, die andere aus disziplinarischen Gründen nicht berufen worden, hieß es aus Äquatorialguinea. Das Aufatmen im Weltverband war bis nach Berlin zu hören, wo im Olympiastadion ein möglichst sonniger Turnierauftakt gefeiert werden sollte.

Und als die iranische Journalistin und Frauenrechtsaktivistin Maryam Majd vor ihrer Abreise zur WM, von der sie berichten wollte, in ihrer Heimat verhaftet wurde, erklärte in einer Pressemitteilung nur das deutsche Organisationsbüro seine Solidarität. Die deutsche WM-Chefin Steffi Jones forderte, „die Journalistin sofort frei- und ausreisen zu lassen“. Und die Fifa? Schwieg.

Bloß keine Politisierung

Zum Vergleich: Auf der Berliner CSD-Parade unmittelbar vor der WM war der DFB mit einem eigenen Wagen vertreten: „Fußball ist alles – auch schwul“ stand groß auf dem Truck zu lesen – neben der Parole, nicht einmal verschämt, das Logo des DFB. Präsident Theo Zwanziger hat sich ob seines Engagements für die offene Integration Homosexueller in seinem Verband den Spitznamen „Der rosa Theo“ eingehandelt. Und ist darauf, so beteuern DFB-Mitarbeiter, ziemlich stolz.

„Der DFB scheut sich nicht, Stellung zu beziehen, vor allem Theo Zwanziger“, meint auch Christa Stolle. Die Geschäftsführerin von Terre des Femmes berichtet von Problemen mit der Fifa, die dem Frauenrechtsverein verbieten wollte, für ihre Kampagne „Frau in Bewegung“ einen WM-Spielplan abzudrucken. „Die Fifa ist ein wahnsinnig konservativer Männerverein, der nur auf seine wirtschaftlichen Interessen achtet“, urteilt Stolle, „die brauchen dringend einen Generationswechsel.“

Die Fußball-WM 2011 mag hierzulande ganz selbstverständlich auch als Anlass für die Diskussion von Frauen- und Homothemen genutzt werden. Der Fifa aber ist diese Politisierung ihres Events gar nicht recht. Die WM, so die Fifa, eine der wohlhabendsten Sportorganisationen der Welt, in einer Mail an die taz, sei „ein sportliches Ereignis und stellt deshalb generell keine geeignete Plattform dar für die Verteilung von jedweder Art von Botschaften, unabhängig von ihrem Inhalt“.

Über solche windelweichen Absichtserklärungen ist der DFB lange hinaus. Seit Zwanziger dem größten Einzelsportverband der Welt vorsteht, hat der sich gewandelt: vom Hort ranziger Männerbündelei zu einer Organisation, die zeitgenössischen Lebensauffassungen aufgeschlossen gegenübersteht.

Vorbild Zwanziger

Das Krisenmanagement von Zwanziger in der mit Klischees zu Homosexuellem aufgeladenen Kempter-Amerell-Affäre war zwar unglücklich, seine Bemühungen um eine aufgeklärte Haltung seines Verbandes zu Schwulen und Lesben jedoch sind glaubhaft. Wiederholt hat Zwanziger seine Hilfe angeboten, sollte sich ein männlicher Fußballer aus dem Profibereich outen wollen: „Mädchen und Jungs sollen Fußball spielen, ganz gleich, wie sie sexuell orientiert sind“, sagte der DFB-Boss erst kürzlich wieder.

Und wird gelobt: „Nicht dass ich mir da nicht mehr wünschen würde“, findet Marlis Bredehorst, Staatssekretärin im nordrhein-westfälischen Emanzipations-Ministerium, „aber das ist schon stark, wie der DFB mittlerweile gegen Homophobie im Fußball vorgeht.“ Der globale Dachverband aber kommt bei Bredehorst nicht gut weg: „Die Fifa sollte sich ein Beispiel am DFB nehmen.“

Aber auch die Weltzentrale des Fußballs kommt natürlich nicht völlig an solchen Themen vorbei und bittet sie in der kommenden Woche sogar ausdrücklich auf den Platz. Zu den Halbfinalspielen am Mittwoch steht der alljährliche „Fifa-Tag gegen Diskriminierung“ an. Dann werden Grußbotschaften verlesen und Transparente vorgeführt.

Marlis Bredehorst aber will die Fifa schon vorher beim Wort nehmen. Sie will ins Stadion. Zum Viertelfinale des deutschen Teams gegen Japan am Samstag in Leverkusen. Mit einem T-Shirt, auf dem steht: „Fußball ist alles – auch lesbisch“. Mal sehen, wie weit sie kommt.

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24 Kommentare

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  • SH
    Sybille H

    @Querulant: Nomen est omen. Abgesehen habe ich nur eine Frage gestellt und nicht irgendwas behauptet. Aber Sie maßen sich an, über das Sozialleben homosexueller Menschen zu befinden und ihnen über dessen Gestaltung Vorschriften machen zu wollen. Das ist schlicht arrogant.

     

    @von Quinten: Hetenbashing macht Spaß, und es tut euch anscheinend doch richtig weh, mal eure eigenen Methoden zu spüren. Ansonsten kann ich auf das plump-vertrauliche "Du" verzichten, hier ist nicht das Usenet und kein x-beliebiges Forum.

     

    Und beide wissen Sie nicht das geringste von meinem Leben, vermuten und behaupten nur, psychologisieren einfach mal ins Blaue rein. Tatsächlich war der Kern meiner Postings nur eine Antwort auf das ewige Gesulze, das lesbisches und schwules Leben auf Sexualität reduziert, die zu verstecken sei, und jegliches Sozialleben homosexueller Menschen negiert. Des weiteren kennzeichne ich Begriffe wie Toleranz und Akzeptanz als verlogen. Statt Normalität fordere ich Selbstverständlichkeit, ohne doofe Fragen, ohne Beteuerungsrituale, einfach so.

     

    Alles andere sind Ihre Kopfprobleme, die Sie lösen müssen, von denen Sie sich frei machen müssen, nicht ich. Also bitte hören Sie auf, mir diesen Mist nachzutragen.

     

    War noch was? Ich glaube nicht.

  • Q
    Querulant

    @Sybille

     

    na endlich haben sie es kapiert... ich provoziere doch blos. Ich stänkere ausnahmslos bei jedem Thema rum... Guten Morgen!

     

    Aber wegen Abgrenzung: Das Bezog sich auf Dinge wie lesbische Fußballvereine oder schwule Fahrrad-Clubs oder was es da noch alles geben mag. Hut ab vor den Homosexuellen die in den allgemeinen Vereinen oder sonstigen Clubs sind und dort bei allen Schwierigkeiten zu ihrer Homosexualität stehen. Weil diese wirklich einen Beitrag zur Toleranz und Akzeptanz leisten. Sich aber innerhalb einer Gruppe von Homosexuellen zur Homosexualität zu bekennen ist keine Kunst. Solche exklusiv Vereine werden nicht im geringsten die Akzeptanz ihrer Homosexualität in der Gessellschaft erreichen sondern nur die Trennung zwischen Homosexuellen und Heterosexuellen zementieren! Ganz nach dem Motto es gibt Vereine nur für Homos und nur für Heteros... ist das ernsthaft die tolerante Gesellschaft die ihnen vorschwebt?

  • Q
    Quinten

    Sybille, ist doch sehr offensichtlich bei Dir eh egal, was "die Hete" sagt. Alles richtig was Du schreibst ( ja, Du hast meine Gnade, die Dir ja so wichtig zu sein scheint ;-) ). Und nun spar Dir mal dieses Heten-Bashing hier. Hat mit dem Thema auch nicht mehr wirklich was zu tun.

    Rein technisch weist der Herr Querulant in seiner unnachahmlichen Art ja auf ein kleines Problem hin, denn den Frauen mit den Shirts und Bannern ist es ja nicht egal, was die Allgemeinheit denkt, sonst würden sie wohl nicht für Toleranz werben wollen, woran sie gehindert werden. Und ob Du willst oder nicht: wenn mann/frau durch die Straßen wandern treffen sie halt meist heterosexuelle Pärchen an. Wer ab von "der Norm" empfindet grenzt sich ab und Abgrenzung kommt manchmal nicht gut an. Warum auch immer.

    Du outest Dich jeden Tag ? dann schreib nicht es sei Dir egal. Es verletzt, ärgert, beeinträchtigt Dich. Das ist aber so richtig normal.

     

    Gut das Du darüber schreibst. Meine Schwester hatte diese Schwierigkeiten scheinbar nicht oder kaum, deshalb fehlt einer Durchschnittshete wie mir ( und den meisten anderen ) da einfach das Wissen. Das will ich ganz ironiefrei verstanden wissen.

  • SH
    Sybille H:

    @Querulant, wollen Sie nur ein wenig provozieren, oder verlangen Sie ernsthaft von Lesben und Schwulen die Aufgabe ihrer Identität und das Zerfließen? Abgrenzung ist ein Teil der Identitätsfindung und Identitätsbildung. Haben Sie keine Grenzen? Grenzen Sie sich nicht gegen andere ab, individuell oder in irgendwelchen sozialen Gruppen? Oder sind Sie einfach nur eien gestaltlose Amöbe?

     

    Und was die Normalität betrifft, so pfeife ich darauf. Norm, Normierung, Normung, Schablonierung, Stereotyp, Gebrauchsmuster, Vorgabewert - das ist alles, was ich dazu finde. Und schaue ich mal in die Wikipedia, verweist "Normalität" nur auf zwei naturwissenschaftlich-mathamatische Begriffe, das war's.

     

    Aber ich sehe schon, 's ist wie immer: Eine Hete kommt hergelaufen und macht Lesben und Schwulen Vorschriften, wie sie zu sein haben, um von den Heten gebilligt (akzeptiert) oder wenigstens geduldet (toleriert) zu werden. Da pfeif ich doch drauf. Ihr habt uns so zu nehmen, wir wir sind und ansonsten die Klappe zu halten.

  • Q
    Querulant

    Ich fühl mich nicht bedroht und Stimmung gegen Schwule und Lesben mach ich überhaupt nicht. Jeder darf so leben wie er will und das gerne auch öffentlich herauskehren. Ich finds nur witzig, dass man glaubt Normalität und Akzeptanz in Bezug auf Homosexualität in der Gesellschaft dadurch zu erreichen in dem man sich abgrenzt.

  • D
    DiversityAndEquality

    @Querulant: Kurieren Sie Ihre sexuelle Verunsicherung doch bitte an anderer Stelle und nicht mit ihrer peinlichen Stimmungsmache gegen Schwule und Lesben.

     

    Es ist pervers, wie Sie eine lange Geschichte der Diskriminierung, Unterdrückung bis hin zur systematischen Verfolgung von Schwulen und Lesben hier mit absurden Vergleichen ins Lächerliche ziehen.

     

    Erlauben Sie sich das mal mit einer anderen Opfergruppe der Nazi-Verbrechen - dann wäre Ihr Beitrag hier (völlig zu Recht) nicht veröffentlich worden. Für Menschenfeindlichkeit auf Basis der sexuellen Identität gelten aber nach wie vor, auch in angeblich linken Pressorganen, ganz andere Maßstäbe.

     

    Weshalb fühlen Sie sich von nichtheterosexuellen Menschen, die nichts anderes einfordern, als eine faktisch nicht vorhandene, uneingeschränkte Gleichbehandlung eigentlich so bedroht?

     

    Ansonsten danke für die Beiträge von @Matrix, Sybille H. und Klaus F., die den Nagel auf den Kopf getroffen haben.

  • Q
    Querulant

    @Sybille H

     

    toller Reim, gibt's den auch auf lesbisch?

  • SH
    Sybille H

    Tönend hohl ist das Geschwätz von Toleranz,

    von oben gnädig abgelassen Akzeptanz.

    Alles ist nur ein verlog'ner Tanz,

    verbreitet nur den Ruch von üblem Ranz.

     

    Nicht gedulded und auch nicht gebilligt,

    von Hetens Gnad' grad einmal so bewilligt,

    So das ist kein freies unbeschwertes Leben,

    denn schnell ist genommen, was gegeben.

     

    Es sei unser Leben von uns selbst bestimmt,

    auch wenn die Heteros das gar arg ergrimmt,

    denn leben wir von Hetens toleranter Gnaden

    sind wir mit Lebensschuld an sie beladen.

     

    Keine Gnade, keine Billigung und kein Erdulden,

    Lesben und Schwule wollen euch nichts schulden.

    Drum, ihr Heten, kapieret es nun endlich,

    ihr habt zu nehmen uns als selbstverständlich.

  • KF
    Klaus F.

    bekäme ich jedes mal, wenn schwulen und lesben vorgeworfen wird, "mit ihrer sexualität hausieren zu gehen", einen cent, dann hätte ich eine schicke villa in lappland.

     

    bekäme ich jedes mal, wo heteros genau das tun, was schwulen und lesben sofort zum vorwurf gemacht wird, nämlich ganz selbstverständlich über ihre partnerin / ihren partner zu sprechen - dann gehörte mir die ganze welt.

  • SH
    Sybille H

    @HappyHetero

     

    Sie wissen ja nicht mal, wie Toleranz geschrieben wird, aber einen tollen Ranz verbreiten Sie wohl gerne. Ja, ich will Sie mal aufklären, denn wenn ich schon lese "Ich habe nichts gegen Homosexuelle und Transgender, aber...", wenn ich in Bezug auf Homosexualitäten so Worte wie "Neigung", "gehört ins Schlafzimmer" und "Behinderung" lese, juckt's mir langsam in den Fingern, mal so richtig lustvoll eine heterophobe Gewalttat zu begehen. Schließlich habe ich nichts gegen euch Heten, aber... (jede Menge verlogen Ablehnungsgründe)

     

    Natürlich mache ich es nicht, weil ich wohlerzogen bin und Gewalt ja bekanntlich keine Lösung ist. Seltsam nur, daß für euch Heten das die alltägliche Vorgehensweise gegen von eurem Normalitätwahn abweichende Menschen ist und verlogene Aussagen wie Ihre der geistige Nährboden für schmutzige Gewalt sind.

     

    Ich kann nur noch mal wiederholen, was ich in einem anderen TAZ-Artikelforum geschrieben habe:

     

    Ich oute mich allein schon dann, wenn ich mit meiner Frau erkennbar als Paar auftrete. Für Heten ist das selbstverständlich, für Lesben und Schwule noch lange nicht. Die werden mit so tollen Worten wie "Eben, warum muss man sich outen? Wenn Homosexualität so normal ist, dass muss man auch net zu jedem hingehen und ihm seine Vorlieben aufs Auge drücken" gerne und regelmäßig ins Schämeeckchen gedrückt, bloß nicht zeigen, bloß nicht sichtbar sein, immer schön drüber schweigen. Noch mehr so tolle Ansinnen, oder dürfen wir von Hetens Gnaden endlich auch mal frei leben und und samt unseren sozialen Bezügen offen leben? Oder wir nehmen's uns einfach, ob euch das paßt oder nicht, ob das euren Nachmittagsschlaf stört oder nicht. Soweit zu dem, was für Heten selbstverständlich ist, das tagtägliche und völlig unhinterfragte Outen.

  • Q
    Querulant

    Früher war es eben das Klassenbewusstsein, heute ist es halt das Randgruppenbewusstsein. Da geht es weniger um den echten Kampf gegen die wirklichen Diskriminierungen im Alltag. Es geht einfach um das Zugehörigkeitsgefühl zu einer "Wir-Gruppe" die sich nach außen von den "Anderen" abgrenzen und in der Öffentlichkeit präsent sein will. Deshalb braucht auch jede Randgruppe ihren eigenen Verein: Lesbische Kifferinnen, Schwule Autofahrer, Schachspieler mit Migrationshintergrund, Reiswein-trinkende-Zwölfton-Musiker etc.

  • SH
    Sybille H

    @Bärendienst

     

    > Ich denke auch Prinz und Co. wären froh, wenn es

    > bei ihren Spielen endlich mehr um das Sportliche

    > als um die Sexualität der Spielerinnen gehen

    > würde....

     

    Richtig, wenn sich diverse Klatschblätter um die Eskapaden der Fußballherren und deren Partnerinnen das Maul zerreißen, hat das mit Sexualität der Spieler ja auch nicht das geringste zu tun. Das ist eben hetero_sexuelle_ (!) Normalität. Für homosexuelle Menschen gilt hingegen nach wie vor "nichts fragen, nichts sagen". Danke für so viel Verlogenheit!

  • K
    Kommentator

    Alle homosexuellen Aktionen wären unnötig, wenn nicht nach Toleranz gefragt werden müsse, sondern *Akzeptanz* und *Respekt* ganz natürlich gegeben sind. Dann wäre es auch nicht notwendig einen CSD zu feiern.

     

    Ich freue mich über Matrix' Kommentar, denn der macht wirklich mal Sinn. Danke dafür!

     

    Dass wahrscheinlich der kleinere Teil der Fußballspielerinnen in der Nationalelf hetero ist, macht das ganze schon zum Thema. Das Image von "Hardcorelesben im Fußball" wird seltsamerweise sowieso nur von Blindhühnern gesehen, die sich mit Frauenfußball nicht beschäftigt haben. Alle anderen sehen Frauen, die Fußball spielen und konzentrieren sich auch mal auf das eigentliche Spiel.

     

    HappyHetero:

    Ständig proklamieren Heterosexuelle ihre Orientierung, in der Werbung sieht man andauernd Händchenhaltende und küssende gemischte Paare. Es gibt Homosexuelle die lange heterosexuell gelebt haben, ganz einfach weil sie dachten, das "wäre eben so" und "muss so". Von daher ist es wichtig auch die andere Seite als Möglichkeit zu sehen.

    Jeder so wie er will. Nur weil es das Angebot gibt, muss man nicht davon Gebrauch machen - so ist es auch in der Universität und in Mailverteilern.

     

    Was sich die nigerianische Trainerin erlaubt hat, ist ein Riesenskandal. Um für Außenstehende die Brisanz mal etwas zu verdeutlichen, sollte Homophobie mal einfach mit Rassismus gleichgesetzt werden. "Schwule Sau" ist die gleiche Beschimpfung wie "Niggerschwein". Stellen Sie sich mal beides auf dem Schulhof vor, beides greift gleichermaßen an.

     

    Gerade weil der Frauenfußball nun durchstartet, muss gezeigt werden, dass es eben viele Nicht-Heteros gibt die Fußball spielen. Warum sollte man das auch verheimlichen? Es wird auch nicht verheimlicht, dass die meisten Mitglieder der männlichen Nationalmannschaft hetero sind (siehe Spielerfrauen).

  • N
    Nasenbär

    Lächerlich, was die FIFA da treibt. Einerseits stellt die WM „generell keine geeignete Plattform dar für die Verteilung von jedweder Art von Botschaften, unabhängig von ihrem Inhalt.“ Andererseits steht dann am Mittwoch der alljährliche „Fifa-Tag gegen Diskriminierung“ an. Merken die es noch?

     

    Es ist fast zu vermuten, dass sich die FIFA erst dann ernsthaft gegen Homophobie engagiert, wenn sie meint, dass damit irgendwie Geld zu holen ist.

     

    Und an die Kommentierenden a la „HappyHetero“ und „Gender ist toll“: Es geht hier nicht um das Propagieren einer sexuellen Orientierung. Es geht um den Kampf gegen die Diskriminierung einer sexuellen Orientierung. Das ist ein gravierender Unterschied. Und wenn Sie im öffentlichen Leben erst darüber nachdenken müssten, ob Sie jetzt Händchen mit dem Partner halten oder es lieber lassen sollten, weil Sie dafür womöglich auf die Fresse bekommen, dann würde es Ihnen womöglich leichter fallen, den Unterschied zu erkennen.

  • B
    Bärendienst

    Seit Jahren versucht der deutsche Frauenfußball von dem, insbesondere bei Männern weit verbreiteten, Image wegzukommen er bestünde nur männerhassenden Hardcorelesben. Nun befindet sich die Sportart endlich auf dem Weg zum allgemein akzeptierten Breitensport für Frauen.

     

    Mit einer Aktion wie dieser haben die Damen mit ihrem Plakat dem Frauenfußball und ihrer eigenen Sache eher einen Bärendienst erwiesen. Ich denke auch Prinz und Co. wären froh, wenn es bei ihren Spielen endlich mehr um das Sportliche als um die Sexualität der Spielerinnen gehen würde....

  • M
    Matrix

    @MeckieMecker:

    Nach Lektüre ihres Beitrags fiel mir noch eine weitere vernachlässigte Randgruppe ein: Leute, die auf Sex mit homophoben Arschlöchern stehen. Aber das sind wohl nicht so viele.

     

    @HappyHetero:

    Wir befinden uns in einer heterosexuellen Matrix. Ihnen fällt es vielleicht nicht auf, aber Heterosexuelle gehen rund um die Uhr und überall mit ihrer Sexualität hausieren. Aber das ist halt "normal". Ich versteh immer nicht wie sich Angehörige von gesellschaftlichen Mehrheiten von Minderheiten "bedroht" fühlen können, und die Mehrheit sich selbst dann als Opfer stilisiert. Aber das hat in Deutschland ja eine gewisse Tradition.

     

    @Gender ist toll:

    "Gibt es eigentlich noch andere Themen als gleichgeschlechtliche Liebe"

    Ja, gibt es. Aber dieses eben auch.

  • D
    DiversityAndEquality

    Es ist schockierend, dass hier derart hetzerische und herabwürdigende Kommentare veröffentlicht werden wie die vorstehenden.

     

    Lasst die Betreffenden, die nur so vor Homophobie triefen und bis ins Mark verunsichert sind, weil homosexuelle Menschen für sich die gleiche Offenheit reklamieren, wie sie für Heterosexuelle immer und überall selbstverständlich ist,

     

    lasst diese Leute doch ihre Komplexe bitte beim Psychologen kurieren, aber nicht mit hetzerischer Stimmungsmache gegen Schwule und Lesben kompensieren.

     

    Zum Artikel:

     

    Widerlichster, sexuell begründeter Rassismus (auch) im Fußball, wohin man nur sieht.

     

    Bei den Männern sieht es ja noch viel menschenverachtender aus.

     

    Aber da sieht man eben, dass Menschenrechte und der angebliche Kampf gegen Rassismus kaum jemanden interessieren, sobald es um die durchaus beträchtliche Zahl nicht-heterosexueller Menschen geht.

     

    Passt eben auch nicht ins immer aggressiver (hetero-) sexistische Vermarktungskonzept, das wir ja in allen Bereichen bewundern dürfen.

     

    Der DFB kommt da über Symbolaktiönchen, die die breite Öffentlichkeit gar nicht wahrnimmt, und Lippenbekenntnisse ebenfalls nicht hinaus. Oder warum bringt er es nicht einmal fertig, wie z. B. in England schon seit 2005 endlich homophobe Parolen und Sprachen in Stadien generell zu verbieten und mit entsprechenden Stadienverboten zu belegen?

     

    Oder ist Homophobie ein Rassismus, den man zu tolerieren hat?

     

    Dass homosexuelle Jugendliche in Folge dieses widerlichen sexuell begründeten Rassismus weiterhin einem vielfach höheren Suizidrisiko ausgesetzt sind, interessiert auch kaum jemanden.

     

    Und wehe, man spricht es an! Dann veröffentlichen Tageszeitungen gleich Kommentare, die menschenverachtender und diskriminierender kaum sein könnten.

  • Q
    Queer0922

    Würden wir in einer Welt leben wo es tägliche Praxis wäre die Menschen so zu akzeptieren wie sie sind, wo es keine Rolle spielen würde ob man schwul, bi, lesbisch, hetero oder was auch immer ist, müssten sich die Medien nicht mit solchen Themen befassen.

  • S
    Samuel

    Frauen und Lesben, demonstriert für Eure Rechte auch beim Fussball, knutscht Euch, leckt Euch, tauscht Trikots, macht heftigen Sex öffentlich, dann wird auch der Frauenfusball endlich sexyer, unkonventioneller und freier!

  • Q
    Querulant

    interessant, ich find Fußball einfach nur dämlich...

  • S
    Sichel

    Sehr geehrter HERR Winkler,

    wie viele Frauen spielen eigentlich in einer MANNschaft? Fußballerinen spielen in einem Team, Fußballmänner haben da nichts zu suchen. Und für Sie und alle männlichen Kolleginnen empfehle ich die Lektüre von Luise Pusch. Danach macht die Weltmeisterinnenschaft doppelt Freude.

  • GI
    Gender ist toll

    Gibt es eigentlich noch andere Themen als gleichgeschlechtliche Liebe etc.. Wahrscheinlich herrscht bei diesem Thema auch eine Gutfindpflicht, ähnlich dem Frauenfussball und Multikulti.

    Und was ist, wenn man (Mann) es nicht gut findet, kommt dann wieder die links-rot-grüne-schwarze-gelbe Gesinnungspolizei und der rote-grüne Mob wird losgeschickt?

  • H
    HappyHetero

    Warum müssen Homosexuelle auf Teufel komm raus mit Ihrer Sexualität hausieren gehen?

     

    Das fällt mir im Alltag und jetzt speziell bei der Frauenfußballweltmeisterschaft auf.

     

    Wärend des Studiums gingen dauernd E-Mails im Verteiler rum, Schwul und Lesbische Sportmannschaft sucht Mitspieler, bzw. Engagement für Schwul und Lesbischen Sportclub, bzw. morgen ist Schwul und Lesbische Woche bzw. Schwul und Lesbischer Protestzug gegen Tierversuche, bzw. Schwul und Lesbische Petition für Burma, hier eintragen.

     

    Teilweise führt das zu Irritationen, wollen Sie das Heterosexuelle bei zB. dem Protestzug mitgehen, dürfen sie überhaupt mit, sind sie erwünscht nicht erwünscht? Wollen Sie dass wir solche E-Mails lesen und beantworten oder geht es nur um die Kenntnisnahme?

     

    Doofes Beispiel aber ähnlich wie bei einem Vegetarier/Veganer/in auf der WG-Party wirst du spätestens am Buffet zu hören bekommen. Ist in dem Vegetarischen Salat da Tierisches drin? Ich bin aber Veganer Stufe 5!!!

     

    Egal bei welchem Thema und in welchem Umfeld. Auch jetzt nach abgeschlossenem Studium im Arbeitsumfeld hat sich das nicht geändert. Eine lockere Diskussion mit Kollegen, es geht um Allerweltsthemen, dann kommt der Einwand. "Also ICH bin ja Schwul/Lesbisch und deswegen sehe ich dies so."

     

    Ich empfinde mich als sehr tollerante Persönlichkeit. Ich habe keinerlei Vorurteile gegen Homosexuelle,Asexuelle,Transsexuelle und alle weiteren von denen ich bis jetzt noch nichts gehört habe. Das möchte ich ausdrücklich betonen. Aber mir kommt es so vor als ob ich als "normale" Heterosexuelle durch solch ein Verhalten an die Wand gedrückt werde.

     

    Was soll mit dieser fast aggressiven offensiven Verhaltensweise erwirkt werden?

     

    Wie soll ich mich da verhalten, bei Behinderten (auch hier steinigt mich nicht, mir fällt kein anderes Beispiel ein das ist in keinem Bezug auf sexuelle orientirung oder so!) weiss man auch nicht wie sie möchte dass damit umgegangen wird. Darf ich fragen? Soll ich Hilfe anbieten, soll ich es ignorieren und so tun als ob alles wunderbar ist? Soll ich Verständnis ausdrücken?

     

    Kann mich jemand aufklären?

  • M
    MeckieMecker

    Fussball ist alles, auch hetero, nekrophil, zoophil. Wo sind denn da endlich die Tapferen, die aus dem Schatten treten und lauthals aller Welt verkuenden: Ja, ich hatte Sex mit Frauen/Tieren/Toten.

    Und dann bitte auch genauso erschoepfend darueber berichten wie ueber obiges Thema. GAEEEEEHN.

    Eure Jagd nach homosexuellen Profifussballern und -ballerinas ist wirklich sehr ermuedend. Und selbst wenn Ihr einen findet, was dann? Wird dann mit einem Mal der Regenbogen der Toleranz durch die Stadien dieser Welt wehen?

    Wohl eher: Nahnahnahnahnahnah, unter euch heterosexuellsten Heterosexuellen gibts auch Schwulis und damit ist der Rest von euch ja auch mehr als verdaechtig. Wohl oefters auf dem Schulhof verdrochen worden? Evtl. sogar von Fussballern? Und die taten's aus missverstandener Liebe? Aber wenn's Euch hilft, darueber zu schreiben; macht's doch wie die anderen, und schreibt's in Euer Tagebuch.