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Hoffnung auf Frieden in der UkraineEinen Schritt vor, zwei zurück

Die Konfliktparteien im Osten der Ukraine werfen sich gegenseitig vor, die Waffenruhe zu verletzen. Die EU weitet die Sanktionen aus.

Ukrainische Panzer fahren zwischen Debaltseve und Artemivsk. Bild: ap

ARTEMIWSK/BRÜSSEL/KIEW ap/rtr | Einen Tag vor dem geplanten Abzug schwerer Waffen von der Front bleibt die Lage in der Ostukraine wegen immer wieder aufflammender Kämpfe angespannt. Die Konfliktparteien warfen sich auch am Montag gegenseitig vor, die neue Waffenruhe zu verletzen. Die Kämpfe um den strategisch wichtigen Bahnknotenpunkt Debalzewo gingen nach Regierungsangaben weiter. Laut Nachrichtenagentur reuters hat das ukrainische Militär deswegen den Abzug der schweren Waffen aus der Ostukraine abgelehnt. Sie bezieht sich dabei auf Aussagen eines Militärsprechers in Kiew.

Nach Inkrafttreten der Feuerpause am Sonntag bekannten sich zunächst sowohl die Separatisten als auch die ukrainische Regierung erneut zu dem Waffenstillstand, der in der letzten Woche nach 16-stündigen Verhandlungen unter deutsch-französischer Vermittlung vereinbart worden war.

Die Ukraine und Russland hatten vergangene Woche unter deutsch-französischer Vermittlung einen Friedensplan ausgehandelt. Zunächst trat am Sonntag eine Feuerpause in Kraft. Der nächste und entscheidende Schritt ist ab Dienstag der Rückzug der schweren Waffen beider Seiten von der Front.

Der Sprecher der Separatisten, Eduard Basurin, sagte, die Regierung habe über Nacht die von den Rebellen gehaltene Stadt Horliwka mit Artillerie angegriffen. Die Ukraine machte dagegen die Rebellen für die Attacke verantwortlich. Der von der Regierung ernannte Donezker Polizeichef Wjatscheslaw Abroskin sagte, die Separatisten wollten den Waffenstillstand unterminieren. Zudem seien die Kämpfe um den Ort Debalzewo weitergegangen. Die Separatisten hätten die Stadt aus der Luft angegriffen.

Druck auf Friedensprozess

Die Europäische Union hat ihre Sanktionen unterdessen ausgeweitet. 19 weitere Einzelpersonen wurden wegen Verbindungen zu den Kämpfen in der Ostukraine auf die Sanktionsliste gesetzt. Auch neun Organisationen kamen zusätzlich auf die am Montag veröffentlichte Liste. Bei acht handelt es sich um bewaffnete Separatistengruppen, bei der neunten um eine Unterstützer-Organisation in Russland.

Insgesamt hat die EU 37 Organisationen oder Gruppen mit Sanktionen belegt, zudem sind 151 Einzelpersonen von den Kontensperrungen und Reiseverboten betroffen. Die EU-Außenminister hatten in der vergangenen Woche über die Ausweitung der Sanktionen beraten. Vor in Kraft treten sollte das Ergebnis der neuen Friedensinitiative abgewartet werden.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon gab am späten Sonntagabend (Ortszeit) in New York seinen Sorgen über die fortgesetzten Kämpfe in Debalzewo Ausdruck. Er wiederholte seine Forderungen an alle Konfliktparteien, die Feuerpause „ausnahmslos“ zu befolgen.

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22 Kommentare

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  • "Die Konfliktparteien im Osten der Ukraine werfen sich gegenseitig vor, die Waffenruhe zu verletzen. Die EU weitet die Sanktionen aus."

     

    Hat jemand was anderes erwartet?

  • Dass in einem Krieg und dessen Propagandaschlacht keiner der "Aktive" sein möchte und jede Partei nur auf die Handlungen des Gegners reagieren musste, dürfte hinreichend bekannt sein. Die Wahrheit liegt immer irgendwo in der Mitte.

    Es ist allerdings widerwärtig zu sehen, wie die (allen voran amerikanische) Rüstungsindustrie schon mit den Hufen scharrt, um endlich auch offiziell einen großen Bissen vom Kuchen abgreifen zu dürfen.

    Politiker, die Bediensteten des VOLKES, sind solch armselige Marionetten der Lobbyisten und Finanzstarken, dass einem schlagartig schlecht wird, wenn man sich die Vernetzungen aus Interessen und Geldflüssen genauer ansieht.

    Jetzt heißt es für die Skrupellosen unter uns, nach den Spekulationen auf Hungersnöte, Epidemien und Lebensmittelpreise der letzten Jahre, endlich mal wieder auf einen handfesten Bürgerkrieg mit Potential und möglichst vielen Menschenleben zu setzen. Da kann man richtig was verdienen!

    Was für ein perfides System...

    Und ein Zitat meines Lieblings(satire)musikers Funny van Dannen: „Ich arbeite für den Frieden – in der Rüstungsindustrie“.

  • Das Interessanteste an diesem Artikel ist für mich, daß der Begriff „Separatisten“ einmal ohne den hier üblichen Vornamen „prorussische“ verwendet wird. Das läßt auf einen beginnenden Denk- und Erkenntnisprozeß hoffen: Wofür und wogegen kämpfen diese Menschen wirklich, und wer sind sie? Eine lohnende journalistische Aufgabe.

    Doch sollten unsere Medien tatsächlich feststellen, daß es nicht Russen sind, die die Ostukraine erobern wollen, sondern Ukrainer, Bürger und samt Technik übergelaufene Soldaten, die (zweifellos mit russischer Unterstützung) gegen eine von ihnen nicht anerkannte Putschregierung (mit US- und EU-Unterstützung) kämpfen, dann – ja dann müßten sie auch zugeben, daß die ganze schöne Rußland-Hetze und Putin-Verteufelung falsch ist, und daß dagegen unsere Regierungsvertreter ihren Amtseid (Schaden vom deutschen Volke abzuwenden) verletzen, zugunsten der Schachspieler jenseits des Atlantik.

    Es ist aber auch inzwischen eine verfahrene Kiste, wenn die Mit-Zündler vom Maidan und Finanziers des Kiewer Kampfes gegen die eigene Bevölkerung aktuell als Vermittler angesehen werden. Denn ihr eigenes Ziel – die Eroberung der gesamten Ukraine für EU und NATO – haben sie ja nie aufgegeben und stecken weiterhin unsere Steuermilliarden dort hinein.

  • Laut Verlautbarungen aus Kiew scheinen die ja nie irgendwelche Angriffe auf Städte zu starten die die Seperatisten halten, wenn man Kiew glaubt "bekämpfen" sich die Seperatisten also selber und zerstören die "eigene " Infrastruktur. Klingt sehr überzeugend.

  • Die Sanktionen sollen den Menschen suggerieren, dass die Russen die Ursache des Krieges in der Ukraine sind. Das stärkt die Position der Kriegstreiber und ihrer Helfershelfer und das Töten geht weiter.

  • Zusätzliche Sanktionen, weil die vorhergegangenen so gut gefruchtet haben...

    Vielleicht sollte man mal zur Abwechslung auch die andere Kriegspartei sanktionieren, evtl. fruchtet das etwas besser.

     

    Die Separatisten haben übrigens von Anfang an gefordert, dass die in Debalzewo eingekesselten, pro ukrainischen Streitkräfte kapitulieren müssen. Dies wurde von der Gegenpartei abgelehnt.

    • @Ben Nebelt:

      Hä? Welcher Frontverlauf soll den für die Waffenruhe gelten? Der von Minsk I, der aktuelle, oder der, denn sich die Seperatisten wünsche? Wenn die Ukrainische Regirung den Gebietsverlust seit Minsk I akszeptiert, dann müssen aber auch die Seperatisten den Gebietsverlust um Debalzewo akzeptieren. Oder man geht zum Verlauf von Minsk I zurücck, aber das wollen die Seperatisten nicht.

      • @Wandel:

        Was versehen Sie unter Gebietsverlust? Soweit ich weiß gilt die Stadt immer noch als eingekesselt und die ukrainische Armee schießt von außen mit schweren Geschützten.

        • @Ben Nebelt:

          Bitte nicht die Fronten vertauschen.Debalzewo ist der einzige Gebitsgewinn für die ukrainische Armee seit Minsk I. Und die Seperatisten bilden den Kessel und beschiesen Debalzewo.

          Nicht das es wichtig sei, wer welche Stadt hält und wer welche beschieset.

        • @Ben Nebelt:

          Das Gebiet von Debalzewo ist nicht nur eingekesselt, sondern in Debalzewo selbst war heute Sachartschenko, sprach zu einigen gefangenen ukrainischen Soldaten und gab ein kurzes Interview. Der Lugansker Feldkommandeur Mosgowoi steht mit seinen Mannen ebenfalls bereits im Ort und evakuierte aus den Kellern der Wohnhäuser Zivilisten. Lange wird es mit dem Kessel wohl nicht mehr dauern. Sachartschenko sprach schon davon, man wolle den Eisenbahnknotenpunkt nutzen, um über ihn Kohle aus dem Donbass in die Ukraine zu exportieren.

          • @Der_Peter:

            "...um über ihn Kohle aus dem Donbass in die Ukraine zu exportieren."

             

            Das wird wohl nicht klappen. Kiew hat keine Kohle, um die Kohle zu bezahlen.

  • "...die Regierung habe über Nacht die von den Rebellen gehaltene Stadt Horliwka mit Artillerie angegriffen. Die Ukraine machte dagegen die Rebellen für die Attacke verantwortlich."

     

    Diese Sprüche -egal von welcher Seite- gehen einen langsam auf die Ketten. Glaubt man ihnen, so schießen beide Seiten grundsätzlich nicht auf den Gegner, sonder feuern ihre Granaten immer auf sich selbst ab. Denken die Herren wirklich, sie können den Rest der Welt für dumm verkaufen?

     

    Die ausländischen Beteiligten sollten sich endlich mal aufraffen, "ihre" Konfliktpartei zum Frieden zu drängen. Und auch "ihrer" Partei Strafen androhen. Vielleicht hilft das.

     

    Allerdings. Solange sich eine der wichtigsten Parteien aus den Friedensbemühungen komplett heraus hält und statt dessen Öl ins Feuer gießt, kann es nicht zum Frieden kommen. Also wird der Krieg weiter gehen, weil man es in Washington so will.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      "Denken die Herren wirklich, sie können den Rest der Welt für dumm verkaufen?"

       

      JA - mit Erfolg!

       

      "Also wird der Krieg weiter gehen, weil man es in Washington so will."

       

      Auch die Politiker in diesem Washington sind nur Marionetten - WER will denn wirklich einen Krieg?

       

      "Ordnung durch Chaos!"

      • @shumil:

        Wer zieht denn nach Ihrer Meinung im Hintergrund die Fäden. Ich meine außer den sogenannten "Eliten" im Westen. Das fliegende Spaghettimonster?

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          ein Irrgarten aus x Globalplayer-Oligarchen-Unternehmen die in einem ausgefeilten Irrgarten aus x Netzwerken Lobbygruppen und NGOs agieren um ihre Interessen durchzusetzen. Lobbys wie AIPAC z.B. aber auch deutsche Unternehmen. Alles halt.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Googlen Sie doch mal: "Wem gehört die Welt?"

  • Na, traut sich keinen einen Kommentar zu?

     

    Die ganze Geschichte ist eine Polit-farce - sämtliche 4 Staatschefs (incl.Putin!) sind nur Marionetten der Mächtigen dieser Welt - es ist ein grosser Krieg geplant und der wird kommen, alles Gelaber ist nur Gewäsch, um hinter sagen zu können, man habe ja alles versucht.

     

    Denn nur am Krieg kann 'Man' verdienen, nicht am Frieden!