Hochseeabkommen zum Schutz der Meere: UN einigen sich
Die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen einigen sich auf ein Abkommen zum Schutz der Meere. Umweltaktivisten loben es als „historisch“.
Der Inhalt des Textes wurde zunächst nicht veröffentlicht. Laura Meller von der Umweltschutzorganisation Greenpeace sprach jedoch bereits von einem „historischen Tag für den Naturschutz“. Die Einigung auf das Hochsee-Abkommen sei „ein Zeichen dafür, dass in einer zerstrittenen Welt der Schutz der Natur und der Menschen über die Geopolitik triumphieren kann“.
UN-Generalsekretär Antonio Guterres lobte die Delegierten nach Angaben eines Sprechers und sagte demnach, die Vereinbarung sei ein „Sieg für den Multilateralismus und für die globalen Bemühungen, den zerstörerischen Trends entgegenzuwirken, die die Gesundheit der Meere bedrohen“.
Die UN-Mitgliedstaaten hatten seit mehr als 15 Jahren vergeblich um ein Abkommen zum Schutz der Biodiversität in der Hohen See gerungen, erst im August war eine Verhandlungsrunde ohne Ergebnis zu Ende gegangen.
Keine Veränderungen mehr möglich
Der Text, auf den sich die Delegierten nach zwei Wochen intensiver Gespräche einigten, kann nach Angaben von Konferenzleiterin Lee nun nicht mehr wesentlich geändert werden. „Es wird keine Wiederaufnahme oder inhaltliche Diskussionen mehr geben“, erklärte Lee den Unterhändlern. Das Abkommen solle formell beschlossen werden, sobald es von Juristen geprüft und in die sechs Amtssprachen der Vereinten Nationen übersetzt worden sei, kündigte Lee an.
Als Hochsee oder Hohe See werden rund 60 Prozent der Weltmeere bezeichnet, die nicht unter die ausschließliche Wirtschaftszone eines Staates fallen, da sie weiter als 370 Kilometer von der nächsten Küste entfernt sind.
Mehr Schutzgebiete nun möglich
Derzeit wird nur etwa ein Prozent der Hochsee durch internationale Abkommen geschützt, mit Inkrafttreten des Hochsee-Abkommens wird die Einrichtung von Meeresschutzgebieten in internationalen Gewässern ermöglicht.
Das Abkommen soll die Staaten der Welt zudem dazu verpflichten, Umweltverträglichkeitsprüfungen für geplante Aktivitäten auf Hoher See durchzuführen. Insbesondere die Aufteilung möglicher Gewinne aus neu entdeckten maritimen Ressourcen hatte in der letzten Phase der Verhandlungen zu erheblichem Streit geführt. Schließlich überwanden die Delegierten jedoch auch diese Hürde.
Eigentliche Arbeit beginnt erst
Entwicklungsländer, die sich die kostspielige Erschließung solcher Ressourcen nicht leisten können, hatten darauf gepocht, nicht von den zu erwartenden Gewinnen aus dem Handel mit Rohstoffen, die in internationalen Gewässern entdeckt werden könnten, ausgeschlossen zu werden.
Umweltschutzorganisationen dringen auf einen besseren Schutz der Weltmeere angesichts der Gefahren durch Erderwärmung, Verschmutzung und Überfischung. Die Ozeane produzieren die Hälfte des Sauerstoffs in der Erdatmosphäre und nehmen einen erheblichen Teil des Kohlendioxids auf, das durch menschliche Aktivitäten ausgestoßen wird.
Meeresexperte Till Seidensticker von Greenpeace Deutschland erklärte, mit Abschluss des Abkommens beginne „jetzt die eigentliche Arbeit“. Die Bundesregierung müsse zusammen mit anderen Ländern „zügig die Umsetzung echter Schutzgebiete“ vorantreiben, die „frei von industrieller Nutzung“ und „frei von jedem menschlichen Eingriff“ sein sollten.
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