Hitzerekorde im Atlantik: Meer vor Florida weit über 30 Grad
Ungewöhnlich hohe Wassertemperaturen gefährden Korallen vor der US-Küste. Warme Meere erhöhen zudem die Gefahr von Starkregen an Land.
Die Wassertemperaturen im Golf von Mexiko und im Südwestatlantik seien zwei bis drei Grad wärmer als normal, sagte der Meteorologe Andrew Orrison vom zur NOAA gehörenden nationalen Wetterdienst. „Das ist unglaublich“, so Orrison. „Das Wasser ist so warm, dass man sich gar nicht abkühlen kann.“ Experten warnten vor Temperaturen bis zum Ende der Woche, die sich an Land aufgrund der Luftfeuchtigkeit wie 43 Grad anfühlen werden.
Die ungewöhnlichen Wassertemperaturen gefährden die Korallen vor der Küste. Man werde es wohl „mit einer schlimmen Bleiche zu tun haben“, sagte die Wissenschaftlerin Liv Williamson vom Coral Reef Futures Lab der Universität von Miami der Nachrichtenagentur AP. Die Wahrscheinlichkeit einer großen Bleiche an vielen Riffen entlang der Pazifikinseln am Äquator bis nach Florida betrage 90 Prozent.
„Wir haben erst Juli, die Hitze wird sich noch weiter aufstauen, und die Korallen werden gezwungen sein, viel länger als normal mit gefährlich warmen Bedingungen zurechtzukommen“, erklärte Williamson. „Wir erhalten bereits Berichte über Bleiche aus Belize, was so früh im Sommer sehr alarmierend ist.“
Meerestemperatur weltweit auf Rekordniveau
Die globalen Meeresoberflächentemperaturen sind seit April rekordverdächtig hoch. Wissenschaftlern zufolge sind der Klimawandel und das Wetterphänomen El Niño Ursachen für die derzeitige Hitze.
Laut dem Datenprojekt Climatereanalyzer liegt die durchschnittliche Meerestemperatur aktuell um 0,7 Grad über dem zwischen 1982 und 2011 registrierten Mittelwert. Bereits seit März werden Tag für Tag Werte gemessen, die höher liegen als alle Tagesrekorde der letzten 40 Jahr zuvor.
Empfohlener externer Inhalt
Das hat auch extreme Folgen für das Wetter an Land. „Wenn Luftmassen schon warm vom Atlantik herkommen, werden sie am Tag über dem Land noch weiter von der Sonne aufgeheizt“, erklärte Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung kürzlich in Spektrum der Wissenschaft. Zudem steige auch die Luftfeuchtigkeit, hieß es weiter in dem Wissenschaftsmagazin. Wenn das Meer wärmer ist, verdunste mehr Wasser, so dass auch mehr davon abregnen könne. Kurz gesagt: Der warme Ozean erhöht die Wahrscheinlichkeit von Starkregen.
Starkregenereignisse gab es in den letzten Tagen immer wieder zu beobachten. Zuletzt machten Bilder aus Saragossa in Spanien die Runde, wo Menschen auf die Dächer ihrer Autos flüchteten, weil sich eine Straße in einen reißenden Fluss verwandelt hatte. Nicht ganz so stark war der Regen am Sonntag im Ruhrgebiet. Aber auch dort verwandelte sich die zentrale Autobahn A40 kurzzeitig in eine Badewanne.
Das sind keineswegs nur anekdotische Beobachtungen. „Die globale Erwärmung erhöht extreme Niederschläge“, betonte der Klimaforscher Rahmstorf auf Twitter. Wissenschaftler hätten seit 30 Jahren davor gewarnt. Und Daten von Wetterstationen würden das nun bestätigen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld
Comeback der K-Gruppen
Ein Heilsversprechen für junge Kader