Hitze und Brände in Australien: Erst die Klimakrise, dann die Feuer
Zufall oder der Klimawandel? Ein Forschungsteam hat die australische Wetterlage während der verheerenden Waldbrände untersucht – mit klarem Ergebnis.
„Extreme Hitze wird deutlich vom Klimawandel beeinflusst und sie begünstigt Feuer“, sagt Koautorin Sophie Lewis von der Universität von New South Wales in der australischen Hauptstadt Canberra. Eine Hitzewelle, wie sie im Dezember 2019 im südöstlichen Australien herrschte, hat der Klimawandel der Studie nach doppelt so wahrscheinlich gemacht.
Wetter ist nicht gleich Klima – und lange hieß es in der Klimaforschung, ein einzelnes Wetterereignis wie eine Hitzewelle könne man gar nicht auf den Klimawandel zurückführen. Schon rein physikalisch ist aber für Experten klar, dass der Klimawandel heute schon Folgen hat. Schließlich hat sich die Luft an der Erdoberfläche seit der Industrialisierung bereits um durchschnittlich mehr als 1 Grad Celsius erwärmt.
Diesen Effekt versucht die Attributionswissenschaft zu beziffern. Die grundlegende Idee: Man untersucht die Eigenschaften des aufgetretenen Wetterereignisses – und lässt diese Beobachtungsdaten dann am Computer in komplexe Klimamodelle einfließen. So berechnen die Forscher:innen, wie wahrscheinlich das Wetterereignis in einer hypothetischen Welt ohne erhitzte Erde aufgetreten wäre. Und dann noch einmal, wie wahrscheinlich es mit den realen Klimadaten war. Im Anschluss wird verglichen.
Wie stark Waldbrände ausfallen, hat nicht nur mit der Temperatur zu tun. Was das Wetter angeht, spielen etwa auch Wind und Niederschlag eine Rolle. Tatsächlich gab es in Australien eine Dürre – diese führen die Wissenschaftler:innen aber eher auf natürliche Wetterphänomene zurück.
Viele Modelle unterschätzen den Trend der Hitzewellen
Die feuerbegünstigende Wetterlage im Gesamten habe der Klimawandel um 30 Prozent wahrscheinlicher gemacht – mindestens. Der eigentliche Wert könnte noch viel höher liegen, heißt es bei World Weather Attribution. Der Grund: Etliche Klimamodelle unterschätzen den Hitzewellen-Trend noch. Je nachdem wie man rechnet, kommt man auf unterschiedliche Werte – im Mittel schon auf eine um 80 Prozent gesteigerte Wahrscheinlichkeit.
Eine Besonderheit der Studien der World-Weather-Attribution-Gruppe: Sie veröffentlicht ihre Ergebnisse, noch bevor unabhängige Fachkolleg:innen sie geprüft haben, wie es in der Wissenschaft eigentlich üblich wäre. Das heißt aber nicht, dass der Ansatz unwissenschaftlich ist. Die angewandten Methoden sind lange erprobt – und durch die üblichen Prüfverfahren gegangen.
Das Vorgehen hat einen einfachen Hintergrund: Die Attributionsstudien sind vor allem dafür da, um die Öffentlichkeit relativ schnell über die aktuellen Wetterereignisse zu informieren. „Wir brauchen die Attributionsstudien, um zu verstehen, was der globale Klimawandel vor Ort für Menschen bedeutet“, sagt Koautorin Friederike Otto von der Oxford-Universität, eine Pionierin der Attributionswissenschaft.
Durchgespielt haben die Forscher:innen das Ganze auch für eine Welt, die sich um zwei Grad erwärmt hat. Das ist die Marke, die die Staaten der Welt laut Paris-Abkommen auf gar keinen Fall knacken wollen. Eine feueranheizende Wetterlage würde dann in Australien mindestens viermal so oft auftauchen wie bisher.
Wenn alle Staaten ihre bisherigen Klimaziele komplett umsetzen würden, liefe das nach verschiedenen Berechnungen auf eine Erderhitzung zwischen drei und vier Grad hinaus.
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