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Hier spricht die sonstige Partei (8)„Rechte wollen Geld und Redezeit“

Oft belächelt, kaum beachtet: die europäischen Kleinparteien. Die taz lässt sie zu Wort kommen. Dieses Mal: die belgische Vivant-Partei.

Interessiert: belgische Kuh. Bild: ap
Doris Akrap
Interview von Doris Akrap

taz: Herr Meyer, sprechen Sie Englisch?

Andreas Meyer: Yes, I do. Englisch, Französisch, Deutsch und sogar etwas Spanisch.

Wie lautet Ihr Wahlslogan?

Belgien braucht eine demokratische Alternative. Entweder geht man in die Richtung, die die EU vorgibt oder man geht in eine andere Richtung.

In welche Richtung gehen Sie?

1950 kamen null Prozent der nationalen Gesetze aus der EU. Letztes Jahr waren es bereits 70 Prozent. Wir haben 1,1 Millionen mehr Arbeitslose als 2013. Wir sind gegen den Lissaboner Vertrag, den europäischen Stabilitätsmechanismus und den Fiskalpakt. Die Nationalstaaten müssen souveräner werden.

Bild: archiv
Im Interview: Andreas Meyer

ist Spitzenkandidat von Vivant.

Die Partei: Die Partei Vivant wurde 1997 vom belgischen Multimillionär Roland Duchatelet gegründet und hat zwei Sitze im Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft (DG). Bei den Europawahlen 2009 erhielt die Partei in der DG 6,3 Prozen. Mehr Informationen unter www.vivant-ostbelgien.org

Die Rubrik: „Hier spricht die sonstige Partei“ erscheint täglich in der taz.europa. Alle Parteivertreter werden dabei mit den gleichen Fragen konfrontiert.

Das sagen auch die Rechten.

Aber wir sind keine Europa-Gegner. Wir reden nicht mit Extremisten wie der britischen Ukip. Denen geht es letztlich nur um viel Geld und mehr Redezeit im Parlament.

Was wollen Sie dann in Brüssel?

Ich habe ein Buch gelesen von Prof. Dr. Senf, „Der Nebel um das Geld“, der schon 1996 geschrieben hat, dass die Einführung des Euro Verteilungen von Nord nach Süd zur Folge hat. In dem Wirtschaftskonstrukt EU geht es also nicht vorrangig um die Interessen der Bürger.

Fordern Sie für Ost-Belgien die D-Mark?

Nein. Aber man kann dem Süden nicht das Geld aus dem Norden andrehen. Gerechter wäre eine Währung, die von den Ländern geteilt wird, deren Produktivität ein ähnliches Niveau hat.

Vertreten Sie damit eine Minderheitenposition?

Ja.

Wie viele Sitze erwarten Sie? Der deutschsprachigen Gemeinschaft in Belgien steht nur ein Sitz zu. Also maximal einen.

Und wie stehen die Chancen?

Es heißt ja, dass die EU-Kritiker ihre Zahl verdreifachen. Damit wären wir bei 20 Prozent und würden den Sitz wohl kriegen.

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1 Kommentar

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  • Es geht selten um die Bürger . Nur bei Wahlkämpfen tut man so ,als gehe es um die Bürger. Dann geht es um die Bürger wegen des Stimmenfangs . Es geht um die Wirtschaft und sekundär nur um die Bürger , denen man immer noch weis machen will , dass wenn es dem Kapital gut ginge , es auch dem Bürger besser ginge . Dass die Kluft zwischen arm und reich stets zunimmt , bestätigt doch das Gegenteil . Die Politik arbeitet hauptsächlich für die Wirtschaft , und für die , von denen sie die höchsten Parteispenden bekommen und jenen , denen sie ihre Zusatzverdienste verdanken . Das weiß zwar jeder -, aber man kann das nicht genug wiederholen .