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Herbstprognose der EU-KommissionTrump-Deal dämpft Europas Wachstum

Der ungleiche Handelsdeal mit den USA sorgt für bis 0,3 Prozentpunkte weniger Wachstum. Brüssel setzt zur Ankurbelung auf Bürokratieabbau und Rüstung.

Der Handelsdeal mit Trump drosselt das Wachstum in der EU Foto: Christian Charisius/dpa
Eric Bonse

Aus Brüssel

Eric Bonse

Der ungleiche Handelsdeal, den die EU im Sommer mit US-Präsident Donald Trump geschlossen hat, dämpft das Wirtschafts-Wachstum. Dies hat die EU-Kommission in ihrer neuen Konjunkturprognose eingeräumt. Die Europäer müssten aufpassen, dass sie nicht noch weiter hinter die USA zurückfallen, mahnte Wirtschaftskommissar Valdis Dombrovskis in Brüssel. Für Deutschland sieht es ein klein wenig besser aus.

Die deutsche Konjunktur wird nach der am Montag veröffentlichten Herbstprognose im kommenden Jahr spürbar an Fahrt aufnehmen, aber dennoch unter dem EU-Schnitt bleiben. Die Konjunkturexperten der EU-Kommission rechnen für 2026 mit einem Anstieg des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,2 Prozent. In der gesamten EU wird ein Plus von 1,4 Prozent erwartet.

Das deutsche Wachstum werde vor allem von höheren Staatsausgaben stimuliert, heißt es in Brüssel. Die schuldenfinanzierten Ausgaben dürften die Investitionen und den Konsum ankurbeln. Gedämpft wird das Wachstum der exportabhängigen deutschen Wirtschaft dagegen von den höheren US-Zöllen und Unsicherheiten, die sich aus dem Handelskrieg der USA gegen den Rest der Welt ergeben.

Der Handelsdeal mit Trump werde das Wachstum in der EU um 0,1 bis 0,3 Prozentpunkte dämpfen, sagte Dombrovskis. „Die Wirkung könnte größer sein als erwartet“, fügte er hinzu. Die USA erheben seit Ende Oktober auf die meisten Importe aus Europa einen Zoll von 15 Prozent, was die Exporte dämpft. Demgegenüber können US-Unternehmen ihre Produkte zollfrei in die EU einführen.

Auf Dauer angelegt

Trumps neue Zölle seien auf Dauer angelegt, erklärte Dombrovskis. Sie würden eine offene Wirtschaft wie die der EU besonders treffen. Allerdings seien die Zölle auf EU-Ausfuhren nach wie vor niedriger als die Zölle auf mehrere andere große globale Akteure. Dies stelle einen bescheidenen relativen Vorteil für die Wirtschaft dar, heißt es in Brüssel. Doch das ist nur ein kleiner Trost.

Insgesamt bleibt das Wirtschaftswachstum der EU nämlich weiter hinter den USA, China und anderen großen Mächten zurück. Nur in Spanien und Polen sieht es besser aus. Doch neben Deutschland schwächeln auch Frankreich und Italien. „Die EU muss mehr tun, um den Trend umzukehren und nicht weiter zurückzufallen“, sagte der EU-Kommissar. Allerdings blieb er neue Vorschläge schuldig.

Bürokratieabbau und Aufrüstung

Brüssel setzt zur Ankurbelung der Konjunktur vor allem auf Bürokratieabbau – die so genannten „Omnibusse“ – und auf Aufrüstung. „Höhere Verteidigungsausgaben, die sich auf die Produktion in der EU konzentrieren“ könnten die Wirtschaftstätigkeit stärken, heißt es in der Herbstprognose. Allerdings gibt es eine Kehrseite: Für die Aufrüstung müssen sich die EU-Staaten stärker verschulden.

Das gesamtstaatliche Defizit in der EU dürfte von 3,1 Prozent des BIP im Jahr 2024 auf 3,4 Prozent bis 2027 steigen. Dies sei auch auf den Anstieg der Verteidigungsausgaben auf 2 Prozent des BIP bis 2027 zurückzuführen, so die EU-Kommission. Am schlechtesten steht Belgien da: Dort dürfte das Budgetdefizit von 5,3 auf 5,9 Prozent steigen. Die EU-Regeln erlauben maximal drei Prozent.

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