Helmholtz-Gemeinschaft wird 30: Größter öffentlicher Forschungsverbund
Zum Jubiläum richtet sich der Blick der Helmholtz-Gemeinschaft nach innen. Forschungsministerin Bär zog derweil einen anderen Termin vor.
Und vollends negiert die „30“ den weit zurückreichenden Ursprung der deutschen Großforschung: Den Anfang bildeten in den 50er Jahren die Kernforschungszentren Karlsruhe, Jülich und Geesthacht. Der erste deutsche Forschungsminister war Franz Josef Strauß (CSU), der 1955 als „Bundesminister für Atomfragen“ begann.
Seitdem hat die Helmholtz-Gemeinschaft eine mehrfache Transformation vollzogen: von „Atoms for Peace“ zu den „Grand Challenges“, den großen gesellschaftlichen Herausforderungen. Mit ihren über 46.000 Mitarbeitern in 18 Zentren – von Medizin, Umwelt, Luftfahrt bis zur Geoforschung – und einem Budget von rund 6,3 Milliarden Euro ist die HGF heute eine der größten Forschungsorganisationen der Welt.
Aber was für eine Geburtstagsfeier wurde inszeniert! Statt den Horizont der Weltprobleme zu öffnen und wissenschaftliche Lösungsansätze zu präsentieren, zogen sich die Helmholtzianer auf ihr organisatorisches Innenleben zurück und führten vor, wie eine Akademie für Führungskräfte aufgebaut oder ein besserer Datentransfer zwischen den Instituten gemanagt wird.
Dorothee Bär beim Mint-Gipfel
Und der neue HGF-Präsident ab November 2025, der Energieforscher Martin Keller, der nach 30 Jahren in den USA nach Deutschland zurückkehrt, ging in seiner Vorstellung mit keinem Wort auf die besorgniserregende Wissenschaftsentwicklung in seiner Wahlheimat Amerika ein.
Eine wichtige Person fehlte zudem: Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (ebenfalls CSU), die die Helmholtz-Gemeinschaft zu 90 Prozent aus ihrem Etat finanziert, hatte den Termin abgesagt und zog stattdessen den „Mint-Gipfel“ zur naturwissenschaftlichen Bildung vor. Nach 50 Tagen im Amt fällt auf, dass Bär forschungspolitische Pflichttermine, wie zuletzt auch die Fraunhofer-Jahrestagung in Darmstadt, meidet.
Was die neue Chefin im Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) mit ihrem Ressort vorhat und wie sie mit ihrem Etat von 21 Milliarden Euro umgehen will, hätte die Öffentlichkeit gut am Mittwoch bei ihrem ersten Auftritt im Forschungsausschuss des Bundestags erfahren können.
Nur: Die Regierungsfraktionen von Union und SPD beschlossen gegen den Antrag der Grünen, die Aussprache nur hinter verschlossenen Türen stattfinden zu lassen. Ein bedenklicher Bruch mit der jahrelangen Praxis des Ausschusses, seine Beratungen öffentlich abzuhalten, und auch über das Bundestags-TV, dem deutschen Parlamentsfernsehen, auszustrahlen.
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