Helga-Hahnemann-Straße eingeweiht: Jetzt ist die Süße wieder da
Eine Straße in einem Neubaugebiet in Niederschöneweide trägt nun den Namen der einst sehr beliebten Entertainerin Helga Hahnemann. Wurde auch Zeit.
Helga wer? Den meisten Westdeutschen und auch den Ostdeutschen unter – sagen wir – 40 Jahren muss man das Phänomen Helga Hahnemann erklären.
Die Frau war ungeheuer beliebt in der DDR, sie konnte (fast) alles: schauspielen, singen, tanzen, moderieren – und sie war witzig. Eine hoch professionelle Entertainerin eben, wie es sie in dem kleinen Land DDR nicht eben viele gab.
Hahnemann spielte Rollen in unzähligen Fernsehfilmen und moderierte oft den „Kessel Buntes“, die Vorzeige-Fernsehshow des Ostens. Sie hatte eine Unterhaltungsshow im Fernsehen und im Rundfunk, besang Schallplatten mit Gute-Laune-Musik (einer ihrer größten Hits: „Jetzt kommt dein Süßer“). Sie spielte in unzähligen Sketchen die Hauptrolle und synchronisierte immer mal wieder, legendär ihre schrille Stimme als Sprecherin der Hausfrau Yvonne in der im Osten sehr beliebten Filmreihe „Die Olsenbande“.
Eine geniale wie lustige Quasselstrippe
Hahnemann – ihre Fans nannten sie Henne (so heißt dann auch ein Preis, der ihr zu Ehren alljährlich vergeben wird) – war eine Quasselstrippe. Eine, die sich auf ihre Auftritte akribisch vorbereitete, nichts dem Zufall überließ. Man kennt das von Loriot: Spaßigsein ist harte Arbeit. Aber sie konnte auch improvisieren, das kam bei den Live-Sendungen des „Kessel Buntes“ zum Vorschein.
Der zehnminütige Sketch „Hammer für zwei“ aus dieser Show – Henne steht darin vor Gericht – ist seit etlichen Jahren fester Bestandteil des Vorabendprogramms im RBB an Silvester. Erst kommt „Dinner for one“, dann der Sketch mit Hahnemann und dem Hammer. Der fliegt auf einmal durch die Luft, weil die Requisite kaputt ging. Wer will, kann sich von Hahnemanns Bespaßungsprogramm leicht ein Bild machen: RBB – und mehr noch MDR – haben es häufig im linearen Programm und in den Mediatheken.
Helga Hahnemann, die lesbisch war – in der DDR ein offenes Geheimnis –, ist unvergessen. Sie starb viel zu früh im November 1991, kurz zuvor war bei ihr Lungenkrebs im Endstadium diagnostiziert worden. Sie war lange Jahre Kettenraucherin, wurde nur 54 Jahre, ihr Tod war für viele Menschen in Ostdeutschland ein herber Verlust.
Henne ruht in einem Familiengrab auf einem Friedhof in Wilhelmsruh, in dem Pankower Ortsteil wurde sie 1937 auch geboren. Seit November 2010 ist es immerhin ein Ehrengrab des Landes Berlin. Und nun die Straße. Wie gesagt, Helga Hahnemann hätte das sicher gefreut.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!