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Heike-Melba Fendel über #metoo„Mehr wilde Fiktionen statt Hashtags“

Choreografierte Empörungskultur: Die Schriftstellerin und Schauspielagentin Heike-Melba Fendel kritisiert die #metoo-Kampagne

Heike-Melba Fendel glaubt nicht, dass öffentliches Anklagen das intim zu Verhandelnde bereichert Foto: Dagmar Morath
Peter Unfried
Interview von Peter Unfried

taz am wochenende: Nachdem Dutzende Frauen den Hollywoodproduzenten Harvey Weinstein des sexuellen Missbrauchs angeklagt und in der Folge Unzählige unter dem Hashtag #metoo von ihren Sexismuserfahrungen berichtet hatten, entwickelte sich eine zentrale Debatte des Jahres über sexuelle Übergriffe und frauenfeindliche Machtstrukturen. Was hat aus Ihrer Sicht bisher gefehlt, Frau Fendel?

Heike-Melba Fendel: Das ist weniger eine Debatte denn ein reines Wirkungsphänomen, eine Steilvorlage für Emotionen. Das Urteil ist von vorn­he­rein gefällt. Es gibt keine divergierenden Standpunkte, die man herausarbeiten und dann im Idealfall zusammenführen könnte. Es gibt den Herrenwitzverteidiger, der nicht mehr weiß, wie er jetzt flirten soll, aber das ist keine echte Positionierung. Selbst ich denke ständig, dass ich voranschicken muss, dass ich natürlich gegen jede Form von Missbrauch bin, wenn ich eine Position einnehme, die nicht dem Reiz-Reaktions-Schema entspricht. Als stünde das in Zweifel. Es fehlt der Wille zur Differenzierung. Die Bereitschaft, anderen zuzuhören, sobald die nicht in die Empörungsfolklore einstimmen.

Wer über Sexismus reden will, muss über Sex reden, sagen Sie. Was heißt das?

Man kann keine Täter-Opfer-Schemata aufmachen im Kontext von Sexismus und sexualisierter Gewalt, ohne sich mit dem zu befassen, was der Ausübung von Sexualität vorgelagert ist: Begehren.

Im Sinne von „Ich fühle mich zu einem anderen sexuell hingezogen“.

Anspruch dieser sich als aufklärerisch ausweisenden Kampagne ist ja, dass Sexualität anders, also auf Augenhöhe zwischen den Beteiligten verhandelt wird. Aber weder erwähnt noch eben verhandelt wird weibliches Begehren und wie es sich in die Gemengelage wechselseitiger Erwartungen einfügt. Die bei #metoo sprechende Frau ist nur Gegenstand eines in falsche Handlung überführten Begehrens der Männer.

Im Interview: Heike-Melba Fendel

Jahrgang 1961, ist Schriftstellerin, Journalistin und Geschäftsführerin der Künstler- und Veranstaltungsagentur Barbarella Entertainment. Zuletzt erschien von ihr der Roman „Zehn Tage im Februar“ (Blumenbar, Januar 2017). Sie ist außerdem Redakteurin und Autorin der feministischen Kolumne „10 nach 8“ auf Zeit Online.

Worüber müssen wir reden?

Es geht, denke ich, nicht um das „auch“ von #metoo, es geht um das „ich“. Die Frage also, was Opfer-Täter-Bilder für die eigenen Beziehungen bedeuten. Letztlich reden wir über einen intimen Raum, in dem zwei Leute – oder auch mehr – ihre intimen Dinge verhandeln. Da beginnt alles, und da landet es auch wieder, nachdem es seine medialen Schleifen gedreht hat. Dass öffentliches Anklagen das intim zu Verhandelnde bereichert, da habe ich meine Zweifel.

Warum?

Parallel zur und im toten Winkel der #metoo-Kampagne sehen wir zum Beispiel eine Generation von Jugendlichen in täglicher Konfrontation mit Pornos jedweden X-Ratings und krassen Dating-Apps. Wenn eine junge Frau mit 14, 15 jetzt zum ersten Mal mit einem Jungen schläft, dann ist sie mit dieser Konditionierung ihres Partners, wie auch der eigenen, in viel existenziellerem Maß konfrontiert als mit dem aufklärerischen Radius von #metoo. Das ist alles andere als Whataboutism, es muss zusammengedacht werden.

Was bedeutet das?

Sie müssen sich als Frau in jedem Alter fragen: Wie kann ich in Aushandlung mit dem Mann Sexualität jenseits normierter Rollenbilder und Zuweisungen leben? Intimität ist etwas so Fragiles wie Wildes, das ist immer schwierig. Aber wenn sie ideologisiert wird, verschließen wir den Möglichkeitsraum zwischen uns und unseren Partner oder auch nur Geschlechtspartnern.

Sexuelle Gewalt hat überhaupt nichts mit Sex zu tun, ist die Gegenposition. Sie ist Gewalt, um zu unterwerfen. Das ist das Modell Hollywoodmogul.

Die Verknüpfung von Macht und Sexualität zuungunsten der Frauen ist kein hollywoodspezifisches Verbrechen. Und etliche Spielarten von Sex haben nun einmal durchaus mit Unterwerfung und Gewalt zu tun. Dazu hat auch und gerade Hollywood viele Bilder produziert. Von deren Auswirkungen sind nicht nur die Protagonisten vor Ort geprägt, sondern wir alle.

Ihre Talkshow-Mitdiskutantin Verona Pooth war entsetzt, weil Sie dafür plädieren, den des Mißbrauchs bezichtigten Schauspieler Kevin Spacey nicht einfach aus einem Film herauszuschneiden.

Warum schauen wir uns Filme an, warum lesen wir Bücher? Wir wollen Identitäts- und Narrationsangebote bekommen, die nicht unsere eigenen sind oder sein können. Und ein Kollektiv von Künstlern und Handwerkern ermöglicht uns im Kino eine solche Bereicherung. Allerdings nur bei Wahrung des Sicherheitsabstands zur eigenen Realität. Wenn man das nicht braucht oder haben will, sieht man es eins zu eins und behandelt Spacey wie einen Nachbarn, der den Hund vergiftet hat.

Der emanzipatorische Fortschrittsbegriff als künstlerische Zensur?

Sagen wir so: Man kann unsere Zeit auf mehr Arten erzählen als auf die eine, nach der aufgeklärte Frauen aufgeklärten Männern begegnen und aufgeklärte Kunst- und Kulturprodukte produzieren. Oder dass aufgeklärte Frauen unaufgeklärten Männern das aufzuoktroyieren versuchen, wie man früher sagte. Ich glaube, dass wir schauen müssen: Anhand welcher Punkte wird unsere Zeit erzählbar? Sicher eher nicht dort, wo eine Internetmoral zum Handlungsdiktum wird.

In einem Essay mit dem Titel „Schlimm, aber sexy“ haben Sie beschrieben, warum Medien das Thema so lieben: weil man neben Aufklärung und Entlarvung von Machtstrukturen damit auch Geilheit bedient.

Klar: Schöne junge Frauen, die angefasst wurden. Schlimm, aber sexy. Ich habe in der Agentur im Oktober jeden Tag fünf bis zehn Anrufe bekommen, von Journalisten, die unbedingt Namen von missbrauchten Frauen aus Deutschland wollten, aber so krass dringend, dass es wirklich unangenehm wurde.

Was haben Sie Ihren Klientinnen geraten?

Ich habe allen gesagt, nichts zu sagen.

Warum nicht?

Als Agentin stellen Sie immer die Frage: Wer hat was davon, wenn eine prominente Frau sagt, was ihr passiert ist? Hat sie selbst was davon? Nein. Glauben Sie, es sorgt für gesellschaft­lichen Fortschritt, wenn etwa Bild eine Titelgeschichte bekommt mit einer sehr prominenten Frau, der etwas Schreckliches widerfahren ist? Davon profitieren nur die Medien, die damit Bildwelten in den Köpfen entstehen lassen, die mit dem aufgeladen sind, was Sie geil nennen und ich sexy.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und rund um die Uhr bei Facebook und Twitter.

Die Frauen aus Hollywood, die gegen Weinstein aufgestanden sind, wurden als „Person of the year“ ausgezeichnet.

Ja, von wegen mutige Celebrities. Ich weiß nicht, wie mutig es ist, Teil eines vollkommen akzeptierten „Auch“-Kollektivs zu sein. Es ist doch das Prinzip aus „Des Kaisers neuen Kleidern“. Mutig ist der oder die Erste. Dann bricht der Damm. Dann beginnt der Mainstream. Stars sind hochkommerzielle Einheiten, und das Image von Stars ist so volatil wie das von Aktien. Wenn die falschen Gerüchte entstehen, kann die Nachfrage extrem beeinträchtigt werden. Und zwar durch zu früh geäußerte Solidarität ebenso wie durch Unterlassen der Solidarität. Es geht um das Timing. An der Frage, wann man mit einem Thema nach außen geht, hängt sehr viel Geld.

An manchen Stars hängen viele Arbeitsplätze von normalen Menschen.

Auch. Das ist doch so was von klar, dass in Hollywood niemals jemand einfach so sagt, was er oder sie denkt. Wenn man Kevin Spacey aus „Alles Geld dieser Welt“ rausschneidet aus der Überlegung heraus, dass er dem Einspielergebnis schadet, fragen sich seine prominenten Kollegen sehr genau: Okay, ist jetzt der Moment für Solidarität?

Was nehmen wir nach 2018 mit?

Wir brauchen wildere Fiktionen statt weiterer Hashtags. Um unsere Möglichkeitsräume neu zu definieren. Mit Empörung und Hashtags können Sie nur Eindeutigkeit ausstellen, aber nicht auf eine Zukunft hinwirken, die auf eine andere Art lebenswert wäre als eine klickorientierte und sich dem Kapitalismus unterwerfende Logik des Begehrens und dessen Ideologisierung. Sie können fragen: Was habe ich aus meiner Lust gemacht, warum habe ich es gemacht, wer war der andere, was hat der gemacht? Da hilft keine vorgefertigte Empörungschoreografie.

Frau Fendel, Sie sind eine Liberale, während die anderen die wehrlosen Menschen durch Strukturen schützen wollen. Das ist Ihnen klar, oder?

Ich würde das auf keinen Fall mit einem Begriff der politischen Liberalität verknüpfen.

Schon klar. Ganz ruhig.

Ich möchte eher über Strukturen des Möglichen nachdenken. Sie müssen mit dem Begreifen anfangen und nicht mit dem Ablehnen. Wer sich nicht zum Verstehen bereit erklärt, der kann auch kein Urteil fällen.

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24 Kommentare

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  • Vielleicht hilft es zwischen der menschlichen Sexualität als biologische Anlage und unserer Sexualkultur als deren sozialpolitische Ausformung zu unterscheiden. Was wir unter Sex verstehen ist so individuell, komplex und different, dazu noch von vielen Tabus und starken Emotionen begleitet, dass es nicht angezeigt ist, "die" eine, korrekte und richtige Art, seine Sexualität zu leben zu proklamieren.

     

    Was unsere moderne Gesellschaft den Menschen, die ihr angehören gewährt, ist das Recht, weitgehend selbst darüber zu bestimmen, wie die eigene Sexualität gelebt wird. Und da reicht die Spanne von Autoerotik, "Blümchensex" bis hin zu häufig wechselndem Geschlechtsverkehr unter Anwendung ungewöhnlicher Praktiken.

  • Ich sehe hier vor Allem eine Trittbrettfahrerin, die #meetoo dafür nutzt, Ihr eigenes Thema zu promoten.

     

    Erpresserische Gewalt, Sexismus und individuelle Sexualität sind drei völlig verschiedene Dinge, die man meiner Meinung nach auch getrennt lassen sollte.

     

    Ich finde Ihre Positionen durchaus interessant, aber der Stil passt mir nicht.

    • @Sonntagssegler:

      Diese Themen lassen sich nicht trennen. Es wird zwar immer gerne behauptet sexuelle Gewalt hätte nichts mit Sexualität, sondern nur mit Gewalt zu tun aber das erscheint mir doch ziemlich abwegig und politisch.

      Die Motivation hinter solchen Behauptungen ist i.d.R. der Wunsch die Motivation der Täter auf das Streben nach Macht zu reduzieren, damit man auch weiterhin "Machtstrukturen" und "das Patriarchat" für alles Übel dieser Welt verantwortlich machen kann.

      Dabei sollten einem Fälle wie Weinstein eigentlich gezeigt haben, dass es nicht "die Männer", sondern eine relativ geringe Anzahl von Intensivtätern sind, welche für den Großteil sexueller Übergriffe verantwortlich sind. Das ist übringends auch keine Neuigkeit, sondern seit langem bekannt, wird aber gerne ausgeblendet.

  • Danke! Wie schön, wenn mal jemand selbst denkt und gegen den Strom schwimmt, statt alles nachzuplappern.

     

    Insbesondere die Ansicht, dass es die Emotionalität anstachelt und das der Grund ist, warum viele sofort auf diesen Zug springen, teile ich. Leider stimmt das für viele von den Medien durchs Dorf getrieben Säue. Die Aufregung ist den Leuten in der Regel wichtiger als das Nachdenken über die eigentliche Sache.

  • Die agressive Naivität die hier zum Beispiel einen Herr Mustermann in ungezügelte Schreibwut versetzt ist das Resultat einer Debatte die so lange radikalisiert und simplifiziert wurde das es weh tut! Sexuelle Gewalt als gesellschaftliches Problem das "nocht nicht gelöst" wurde. Da fragt man sich doch was für ein Menschenbild hinter solchen Ideen steht.

     

    Bei Mord, Diebstahl, Betrug oder anderen Straftaten würde kein Mensch auf die Idee kommen man könne sie gänzlich ausmerzen, wenn man als Gesellschaft nur nach einem gangbaren Lösungsweg sucht. Das ist natürlich bei sexueller Gewalt nicht anders, die wird es immer geben und dagegen hilft auch keine Politik der Gleichstellung. Ein Blick in Länder die da schon "weiter sind" räumt mit dieser falschen Annahme schnell auf.

     

    Schlimm ist das alles versucht wird was irgendwie den Anschein erweckt als könnte es vielleicht irgendwie, bei Vollmond, 37,29 Grad Celsius und in Anwesenheit einer Eule helfen. Wenn man dann doch zugeben muss das eine neue Gesetzesänderung niemandem hilft redet man sich auf die Notwendigkeit der Signalwirkung heraus.

    Das ist nicht in Ordnung! Gegen Änderungen die wirklich etwas bringen und deren Kosten im Verhältnis zum Resultat stehen hätte ich nichts. Doch fortwährend die rechtliche Lage von 50% der Bevölkerung für einen aus Sicht der Aktivisten positiven Anschein zu verschlechtern das kann es nicht sein!

     

    Das "Nein heißt Nein" Gesetzt hat sogar noch die rechtliche Lage von betroffenen effektiv verschlechtert. Vorher konnten Grabscher "nur" wegen Beleidigung belangt werden, jetzt gibt es einen eigenen Tatbestand. Das wird als Erfolg gefeiert, doch was verschwiegen sind ist das sich dadurch die Maximalstrafe von zwei auf ein Jahr halbiert hat. Interessante Vorstellungen von Fortschritt sind das,...

  • Ja. Erfreuliche Stimme der Vernunft.

    &

    Das im Beisein von Peter Unfried!;)

    Fein.

     

    Jenseits & nach dem Anstoß der Reduktion - mittels Denkanstößen nicht nur entgegentreten - sondern zunächst & notwendig der Vielfalt&Differenz erstmal(s) Raum zu geben - ja die Entfaltung einzufordern - doch doch!

    Ehe sofort wieder Schnickschnackschnuck - karoeinfach -

    Ritter Sport - quadratische praktisch kack! - Alles durch flügelschlagendes Geschrei & "Haltet den Dieb" - Newahr. Zugekleistert wird - Gleich wieder Ruhe sein soll in der Magerwelt der Pc-ler & Blockies - der Bescheißwisser genderneutral & sonstiger Übelnehmerklemmis auf Soffa!

     

    Ja das alles - Gelungen.

    Danke & Chapeau.

     

    & nochens ~>

     

    Lassen wir doch einen seebefahrenen

    Altmeister - der mit dem -------

    Zu Worte kommen -

     

    Ja. Bitte Herr Bötticher -

     

    Joachim Ringelnatz 1883-1934

     

    Der Globus

     

    "Wo sitzt", so frug der Globus leise

    Und naseweise die weise, weiße,

    Unübersehbar weite Wand,

    "Wo sitzt bei uns wohl der Verstand?"

    Die Wand besann sich eine Weile,

    Sprach dann: "Bei dir - im Hinterteile!"

    Nun dreht seitdem der Globus leise

    Sich um und um herum im Kreise -

    Als wie am Bratenspieß ein Huhn,

    Und wie auch wir das schließlich tun -,

    Dreht stetig sich und sucht derweil

    Sein Hinterteil, sein Hinterteil.

     

    //ingeb.org/Lieder/wositzts.html

     

    Na bitte. So geht's doch auch.

  • Ein sehr schöner Artikel und ein schönes Interview. Nicht, weil frau mit jeder Aussage von Heike-Melba Fendel einverstanden sein muss. Sondern weil hier Kritik an der Gleichschaltung der Empörungswelle geübt wird. Weil es weder ein Muster der sexuellen Belästigung, des sexuellen Missbrauchs oder auch der Sexualität gibt.

    Sexualität ohne Machtstrukturen gibt es selten - Partnerschaft ohne Machtstrukturen gibt es gar nicht. Es beginnt von der Macht der Auswahl des Partners und geht über die Macht über den Partner durch die emotionale Bindung. Hinzu können finanzielle Machtstukturen, gesetzliche Machtstrukturen durch Unterhalt oder Sorgerecht und vor allem berufliche Machtstrukturen kommen. Ob und wie negativ dies ist, muss je nach Fallgruppe differenziert betrachtet werden. Die US-puritanische Lösung - Sex nur in der Ehe - als Rezept um sexuellen Missbrauch zu verhindern, kann dabei aber keine passende Lösung für dieses Jahrhundert sein.

    Wichtig ist daher Differenzierung, der Mut zum Widerspruch und ein Wehren gegen die verpflichtende Opferhaltung, die (uns) Frauen unmündig macht wenn alles, was wir nun tun sollen ist "#metoo" im Chor zu rufen - Widerspruch unzulässig.

    • @Velofisch:

      Früher war die Macht der Liebe was Romantisches ... heute ist es eine bedrohliche Machtfrage.

  • „Parallel zur und im toten Winkel der #metoo-Kampagne sehen wir zum Beispiel eine Generation von Jugendlichen in täglicher Konfrontation mit Pornos jedweden X-Ratings und krassen Dating-Apps. Wenn eine junge Frau mit 14, 15 jetzt zum ersten Mal mit einem Jungen schläft, dann ist sie mit dieser Konditionierung ihres Partners, wie auch der eigenen, in viel existenziellerem Maß konfrontiert als mit dem aufklärerischen Radius von #metoo. Das ist alles andere als Whataboutism, es muss zusammengedacht werden.“

     

    Da vergisst Frau Fendel das Jugendschutzgesetz!

     

    Davon abgesehen gibt es z.B. in den USA viele mehr Gewalt und sexuelle Gewalt als in Deutschland, weil dort mit Themen wie Sex, Gewalt und Pornos freizügiger umgegangen wird.

    • @Stefan Mustermann:

      Stimmt - das Jugenschutzgesetz! Sie meinen den Button "ja, ich bin 18 Jahre alt" darf man natürlich nicht anklicken wenn man jünger ist, weil das gegen das Gesetz verstößt?

       

      Sehr überzeugend argumentiert...

    • @Stefan Mustermann:

      "Sex, Gewalt und Pornos freizügiger umgegangen wird." Der war gut, ein Land wo es praktisch keine sexuelle Aufklärung in der Schule gibt, dafür so Kampagnen wie die Purity Bewegung, es eine viel stärkere Zensur im Fernsehen und auch in Videospielen gibt, was Sexualität angeht.

       

      Die gehen einen Teufel freizügiger damit um und wenn die andere Person auch Minderjährig ist, hat auch das Jugendschutzgesetz nichts dagegen.

  • Frau Fendel sagt also: "Sex haben nun einmal durchaus mit Unterwerfung und Gewalt zu tun."

     

    Dann soll Verona Feldbusch über ihre Erfahrungen mit Dieter Bohlen dazu was sagen.

     

    Außerdem ist ein Thema in der Gesellschaft nicht für alle Frauen bekannt. Öffentlich mit Bezug zum Strafrecht zu wenig thematisiert. Welche Rechte haben Frauen in einer Ehe. Können sie "Nein" sagen ...

  • Frau Fendel ist ja eine Schauspielerin, die selbstbewusst und bekannt ist. Viele Frauen sind aber scheu. Wenn man Statistiken von sexuellen Verbrechen auswertet, erkennt man, dass Täter das ausnutzen. Einige weiblichen Opfer der sexuellen Gewalt kannnten außerdem ihre Rechte nicht wirklich. Somit ist eine öffentliche Kampagne richtig.

  • "Wir brauchen wildere Fiktionen statt weiterer Hashtags."

     

    Sollen Frauen etwa schweigen? Damit ein "Nein" wie "Ja" interpretiert wird.

     

    Erst in den letzten Zeit gibt es Veränderungen, gerade weil Frauen "lauter wurden". Zum Beispiel die Verschärfung des Strafrechts bei sexueller Gewalt.

    • @Stefan Mustermann:

      auch Ihnen empfehle ich: 'Warum? Von der Obszönität des Fragens', Aaron Bodenheimer.

       

      Meine Gute! So dumme Gegenfragen.

      • @pitpit pat:

        "Meine Gute!"

         

        Was oder wen meinen Sie damit?

    • @Stefan Mustermann:

      Welche Veränderungen meinen Sie? Gibt es weniger sexuelle Gewalt? Seit wann?

       

      Vielleicht gibt es einen anderen Umgang mit sexualisierter Gewalt, aber ob der wirklich besser ist? Also von den Ergebnissen her wohl kaum.

      • @TazTiz:

        Ein Jahr „Nein heißt Nein“

        Vor einem Jahr wurde das Sexualstrafrecht verschärft. Seitdem wurden deutlich mehr sexuelle Übergriffe angezeigt als in der Vergangenheit.

         

        //http://www.taz.de/!5439764/

  • „Als Agentin stellen Sie immer die Frage: Wer hat was davon, wenn eine prominente Frau sagt, was ihr passiert ist? Hat sie selbst was davon? Nein.“

     

    Das muss Frau Fendel natürlich differenzierter erklären: „Was eine Frau davon haben muss“?

     

    Geld? Publicity für sich selbst? Mediale Aufmerksamkeit zu einem in der Gesellschaft verbreiteten Problem, dass immer noch nicht gelöst wurde, in einem Land - wo Gleichberechtigung per Gesetz herrscht?

     

    Um ein Problem zu lösen, muss man es erst erkennen und dann auch zugeben, dass das ein Problem ist. Oft muss die Gesellschaft durch mediale Aufmerksamkeit aufgerüttelt werden.

     

    Eigene Bedürfnisse im Sinne des Individualismus oder Gesellschaftsbeitrag nach dem Kollektivismus?

     

    Eigentlich in beide Richtungen haben Frauen gepunktet, die nicht geschwiegen haben.

  • „Man kann keine Täter-Opfer-Schemata aufmachen im Kontext von Sexismus und sexualisierter Gewalt, ohne sich mit dem zu befassen, was der Ausübung von Sexualität vorgelagert ist: Begehren.“ Im Sinne von „Ich fühle mich zu einem anderen sexuell hingezogen“.

     

    Das muss natürlich auf Gegenseitigkeit beruhen.

    • @Stefan Mustermann:

      Quatsch, das Begehren muss natürlich nicht auf Gegenseitigkeit beruhen, auch wenn es der oder die Begehrende vielleicht gerne so hätte.

  • Heike-Melba Fendel: „Es gibt den Herrenwitzverteidiger, der nicht mehr weiß, wie er jetzt flirten soll, aber das ist keine echte Positionierung.“

     

    Ein Blick, ein Lächeln, passende Gesten und Worte?

     

    Frau Fendel sollte mal öfter an öffentlichen Ortan spazieren gehen, um zu sehen, dass Menschen in Deutschland immer noch alltäglich passende Worte für einander finden, um zu einander zu finden.

    • @Stefan Mustermann:

      Ich fürchte Sie überfordern die "Herrenwitzverteidiger"...

       

      Dass Menschen in D nicht anders zueinanderfinden würden, wurde übrigens von niemandem behauptet.

       

      Frau Melba hat Ihnen im ersten Abschnitt bereits geantwortet:

       

      "Es fehlt der Wille zur Differenzierung. Die Bereitschaft, anderen zuzuhören, sobald die nicht in die Empörungsfolklore einstimmen."

  • Interessanter Artikel. Fühle mich intellektuell bereichert. Danke.