Hausbesetzung in Bremen: Kulturzentrum wieder eröffnet
Queerfeminist*innen haben das ehemalige „Dete“ in der Bremer Neustadt besetzt. Sie beziehen sich auf die geräumte Liebig 34 in Berlin.
Die „Rosarote Zora“ besteht ausschließlich aus Frauen*, Lesben, Inter-, Trans-, Nonbinären und A-Gendern – abgekürzt: Flinta*. Ihr Antrieb sei die Räumung des queerfeministischen Hausprojekts „Liebig 34“ in Berlin am Freitag gewesen. „Wir wollen einen sicheren Ort für Flinta*-Menschen schaffen, die im Alltag oft diskriminiert werden“, sagt eine Besetzerin, die anonym bleiben möchte. Dies solle im Dialog mit den Anwohner*innen geschehen.
Die Gegend um die „Dete“ und die Fassade des Hauses haben sich bereits verändert. Das Vordach wird nun durch eine Stoffgirlande verziert. Aus einer anliegenden Baustelle haben die Besetzer*innen Straßensperren gebaut. Am Freitag und am Samstag hatten sie zu einem Straßenfest vor dem Haus eingeladen, Nachbar*innen und Unterstützer*innen brachten Spenden.
Etwas abseits, auf der Treppe eines Altbaus, steht am Samstag ein älterer Herr und beobachtet das Treiben. Er sehe die Besetzung positiv: „Seit Jahren verrottet das Gebäude, es muss etwas geschehen.“ Zwar habe er Angst vor Ausschreitungen, aber es sei wohl leider nötig, ein Gebäude zu besetzen, um den Diskurs über Leerstand anzuregen.
Der Konflikt droht wieder hochzukochen
Auch die Grünenabgeordnete Kai Wargalla und die Linken Maja Tegeler und Olaf Zimmer sind vor Ort. „Ich finde es charmant, dass das einen queer-feministischen Anstrich hat“, sagt Tegeler, „so etwas fehlte in Bremen.“ Wargalla sagt, sie habe immer einen Stich im Herzen empfunden, wenn sie an dem Leerstand vorbei geradelt sei.
Die Unterstützung der Anwohner*innen ist nicht verwunderlich – viele wollten das Kulturzentrum 2014 erhalten. Nun droht der Konflikt wieder hochzukochen, denn der Besitzer, Investor Marco Bremermann, hat Anzeige erstattet. Die Polizei hält sich bislang zurück: Als am Samstagabend eine Spontandemonstration mit reichlich Pyrotechnik vor dem Haus ankommt, filmt sie lediglich. Man wolle „lageangepasst reagieren“, sagt ein Sprecher.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles