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Handelsstreit zwischen USA und ChinaTrump sorgt für weitere Eskalation

Handys, Laptops und Spielzeug aus China: Der US-Präsident will auch auf diese Waren Sonderzölle verhängen. Dem US-Einzelhandel passt das garnicht.

Trump tut viel dafür, um den Riss noch zu vergrößern Foto: imago images/Christian Ohde

Washington rtr | Mitten in neuen Handelsgesprächen mit China erhöht US-Präsident Donald Trump den Druck auf die Volksrepublik. Trump kündigte am Donnerstag an, ab 1. September Sonderzölle auch auf bisher davon verschonte chinesische Waren im Volumen von 300 Milliarden Dollar verhängen zu wollen.

Dies könnte Handys, Laptops, Spielzeug und Schuhe treffen. Statt der bereits dafür angedrohten Abgaben von 25 Prozent brachte Trump auf Twitter zunächst zehn Prozent ins Gespräch. Diese könnten aber schrittweise erhöht werden und auch 25 Prozent übersteigen, sagte er später vor Journalisten. Der chinesische Präsident Xi Jinping bewege sich bei den Handelsgesprächen nicht schnell genug. Trumps Ankündigung schickte die US-Börsen auf Talfahrt, auch der Ölpreis fiel deutlich.

Trump ließ kein Zweifel daran, dass er Xi unter Druck setzen will. Die USA würden China solange „besteuern“, bis eine Einigung im Handelsstreit erzielt sei. Trump reagierte mit den ersten Tweets zu seinen Zollplänen nach Angaben des Präsidialamtes direkt auf ein Treffen, bei dem ihn der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer und Finanzminister Steven Mnuchin über die jüngsten Gespräche in Shanghai unterrichtet hatten. Dort waren am Mittwoch die erst zuletzt wieder aufgenommenen Verhandlungen mit China ohne erkennbare Fortschritte zu Ende gegangen.

Die beiden größten Wirtschaftsmächte haben sich bereits gegenseitig mit milliardenschweren Zöllen überzogen, was die Weltwirtschaft bremst. Trump wirft China Dumpingpreise, Technologieklau und andere unfaire Handelspraktiken vor. Die Volksrepublik weist die Anschuldigungen zurück. Die Regierung in Peking kritisiert ihrerseits geschäftliche Beschränkungen für chinesische Konzerne in den USA – etwa für den Netzwerkausrüster Huawei, gegen den die Regierung in Washington Sicherheitsbedenken vorbringt.

Der US-Präsident kritisierte, die Chinesen hätten ihre Zusage aus früheren Gesprächen nicht eingehalten, mehr US-Agrarprodukte zu kaufen. In einer Reihe von Tweets ging Trump Xi auch persönlich an. Er warf ihm vor, zu wenig gegen chinesische Exporte des Opioids Fentanyl in die USA getan zu haben. In den USA ist die Zahl der Todesfälle durch Überdosen des Schmerzmittels stark gestiegen.

Die Handelsgespräche mit China gingen weiter, erklärte Trump zugleich. „Wir freuen uns darauf, den positiven Dialog mit China über eine umfassende Handelsvereinbarung fortzusetzen.“ Er habe das Gefühl, dass beide Länder eine glänzende gemeinsame Zukunft hätten.

Ölpreise geben um rund sechs Prozent nach

An den US-Börsen drehten der Dow-Jones-Index der Standardwerte und die Technologie-Börse Nasdaq nach Trumps Ankündigung ins Minus. Der Dow schloss mit einem Abschlag von gut einem Prozent. Die Ölpreise gaben sogar rund sechs Prozent nach. Gefragt waren dagegen US-Staatsanleihen und Gold, die in Krisenzeiten überdurchschnittlich viel gekauft werden. Besonders stark lastete die Aussicht auf weitere Zölle auf Exportfirmen wie Boeing, dem iPhone-Konzern Apple und Chip-Herstellern wie Intel. Doch auch Einzelhändler wie Target mussten kräftige Abschläge hinnehmen.

Einzelhandelsverbände liefen Sturm gegen Trumps Pläne. Die Vereinigung, in der Riesen wie Walmart und Amazon vertreten sind, sprach von einer verfehlten Strategie, die schon jetzt das Wirtschaftswachstum bremse, für Unsicherheit sorge und vor Investitionen zurückschrecken lasse. Ein anderer großer Verband warnte vor steigenden Preisen für Kleidung, Spielzeug, Haushaltswaren und Elektronik.

Neue Zölle könnten nach Einschätzung von Experten die US-Notenbank Fed unter Druck setzen, die Zinsen weiter zu senken. Trump fordert bereits lautstark niedrigere Zinsen, die die Wirtschaft ankurbeln. Die laut Gesetz vom Präsidenten unabhängige Zentralbank hatte den Schlüsselsatz erst am Mittwoch erstmals seit der Finanzkrise von 2008 wieder gesenkt.

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4 Kommentare

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  • Grundsatzfrage ist für mich:

    Die USA hat Vollbeschäftigung



    Die USA will mehr Produktion zurück ins Land holen



    Immigranten sind nicht erwünscht und werden zurückgeschickt.

    Suche den Fehler....

    • @Tom Farmer:

      so nen job in einer fabrik bringt dem normaler arbeiter halt mehr als nen kellnerjob oder kurierfahrer.in deutschland sind wir ja auf dem gegensätzlichen weg die fabriken sollen gefälligst weg und es gibt bloss noch sehr einfache jobs oder akademische berufe der mittelstand geht verlohren.und dann sich wundern warum die arbeiter was anderes wählen.trump wurde auch von den arbeitern gewählt und nicht von irgentwelchen softwareentwicklern also sollte klar sein das ihm die jobs der entwickler egal sind.

    • @Tom Farmer:

      Die USA will mehr Produktion zurück ins Land holen.



      Noch ein Fehler. Die Produktion ist über Jahre zwischen den Kontinenten aufgeteilt worden, starke Bewegung hin zu einer stärkeren eigenen Handyproduktion oder noch größeren ausländischen Automobilwerken in den USA ist nicht innerhalb von Vier-Jahres-Fristen des Wahlkampfs zu erwarten. Mehr Bewegung gibt es im Dienstleistungssektor. Aber den macht Trump gerade kaputt, indem er Betriebssysteme wie Android für den chinesischen Marktführer verbietet und ihn zu Eigenentwicklungen drängt, die künftig den weltweiten Standard bilden werden. Gerade die Europäer können sich Trumps gezielte Zerstörung des WTO-Systems zudem strategisch nicht leisten. Kurzfristig brennt Trump wirkmächtige Bengalos ab, langfristig droht ihm Stadionverbot.

    • @Tom Farmer:

      Gefunden! „Die USA haben Vollbeschäftigung...“