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Handelskrieg zwischen USA und ChinaEs kommt noch schlimmer

Felix Lee
Kommentar von Felix Lee

Wer glaubt, dass sich die USA und China in ihrem Handelsdisput bald einigen, liegt falsch. Der Konflikt beginnt gerade erst.

So wird das nichts: US-Präsident Trump und Chinas Regierungschef Xi Jinping bei Verhandlungen Foto: reuters

D er von den USA angezettelte Handelskrieg hinterlässt Spuren. Der chinesische Außenhandel bricht ein, Fabriken schließen, das Wachstum geht zurück. Und auch in den USA bremsen die gegenseitig verhängten Strafzölle das Wirtschaftswachstum. Zwar reden die beiden Streithähne seit vergangener Woche wieder miteinander. Doch US-Präsident Donald Trump hat in seiner sehr direkten Art bereits deutlich gemacht: Es eilt nicht.

Die chinesische Führung hat sich gründlich verschätzt. Sie hatte gedacht, sie könne Trump etwa mit einer höheren Einfuhr von Mais und Soja aus den US-Bundesstaaten mit hohem Anteil an Trump-Wählern besänftigen. Inzwischen ist auch in Peking angekommen: Dieser Handelskrieg ist von Dauer.

China hat seinen wirtschaftlichen Aufstieg dem schier endlosen Hunger der Amerikaner nach Konsumartikeln zu verdanken, den die Chinesen in ihren Fabriken kostengünstig befriedigten. Im Gegenzug finanzierte China mit seinen Überschüssen den US-Staatshaushalt.

Trump hat sich zum Ziel gesetzt, diese Abhängigkeit aufzulösen, die beiden größten Volkswirtschaften voneinander zu entkoppeln. Schäden nimmt er dafür in Kauf. Doch selbst wenn er bei der US-Präsidentschaftswahl in etwas mehr als anderthalb Jahren nicht wiedergewählt werden sollte – auch die Demokraten dürften an einem konfrontativen Kurs mit China festhalten.

Nicht nur Trump, sondern vielen in den USA geht es schon lange nicht mehr nur um faire Marktzugänge, ausgeglichene Handelsbilanzen und die Einhaltung von Urheberrechten. Ihnen geht es darum, dass sich ihr Land als führende Weltmacht behauptet. Je mehr das Reich der Mitte wirtschaftlich und technologisch aufholt, desto aggressiver ist die Stimmung gegen China.

Die Welt steht erst am Beginn dieses Konflikts zweier Giganten. Es ist zu befürchten, dass dieses Kräftemessen noch einiges mehr an Schaden anrichten wird als eine sich eintrübende Konjunktur.

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Felix Lee
Wirtschaft & Umwelt
war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.
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1 Kommentar

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  • Das US-Drohspiel mit den „Strafzöllen“: Erst China, jetzt die EU.

    Das Büro des Handelsbeauftragten der Vereinigten Staaten droht, neue Zölle auf Waren der Europäischen Union im Wert von vier Milliarden Dollar zu erheben. Falls die USA mit der Drohung, die sie am 1. Juli ausgesprochen haben, Ernst machen, würden die US-Strafzölle dann 25 Milliarden Dollar an EU-Waren abdecken – im April hatten die USA beschlossen, zusätzliche Zölle auf 21 Milliarden Dollar an EU-Produkten zu erheben. Darüber hinaus hat die US-Regierung eine Untersuchung nach „Section 301“ gegen die von Frankreich eingeführte digitale



    Dienstleistungssteuer eingeleitet.

    Die Tatsache, dass sich die EU bereit erklärt hat, die Verhandlungen über die Subventionen für den Flugzeugbau wieder aufzunehmen, bedeutet jedoch nicht, dass sie keine Gegenmaßnahmen ergreifen wird, falls die USA zusätzliche Zölle auf EU-Güter erheben. Im April, als die Vereinigten Staaten zusätzliche Zölle auf EU-Güter im Wert von 21 Milliarden US-Dollar erhoben, reagierte Brüssel postwendend mit der Einführung von Zöllen auf US-Produkte im Wert von 20 Milliarden Euro (22,4 Mrd. USD).

    Da die USA (BIP: ca. 18 Billionen USD, Platz 2 weltweit) und die EU (ca. 22 Bio. USD, Platz 1) die zwei größten Volkswirtschaften der Welt sind, würde ein eskalierender Handelskonflikt zwischen ihnen den globalen Handel und die Investitionen weltweit ernsthaft beeinträchtigen.

    Vgl. Beijing Rundschau am 19.07.2019. Ein Auszug aus einen Beitrag von Bai Jie und Dong Jan.



    Vgl. german.beijingrevi...719_800173838.html