Handelsbeziehungen mit Saudi-Arabien: Deutschland vor Exportrekord
Der niedrige Ölpreis ist so wenig ein Hemmnis wie die Menschenrechtslage. Auch die Geschäfte mit den Emiraten laufen so gut wie noch nie.
Die Ausfuhren in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) schossen sogar um fast ein Drittel auf knapp 13 Milliarden Euro nach oben. Damit wurde der 2014 erreichte Rekord von 11,4 Milliarden Euro bereits nach elf Monaten übertroffen. Auch in andere Förderländer verkauften deutsche Unternehmen mehr Waren. Dazu gehören Bahrain und der Oman. Dagegen gingen die Ausfuhren nach Kuwait und Katar zurück.
„Saudi-Arabien verfügt über hohe finanzielle Reserven und kann sich die Politik des billigen Öls noch leisten“, betonte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. Der Staat investiere weiter in seine Infrastruktur und große Bauprojekte wie die U-Bahn in der Hauptstadt Riad. Dafür werde deutsches Know-how benötigt. Auch Maschinen, Anlagen, Autos, Luxusgüter und Nahrungsmittel „Made in Germany“ seien nach wie vor gefragt.
Deutschland liefert auch Waffen nach Saudi-Arabien, was immer wieder für Kritik sorgt, wie erst Anfang Januar nach einer Serie von Hinrichtungen. Im ersten Halbjahr 2015 billigte die Bundesregierung 66 Ausfuhranträge für Rüstungsgüter im Volumen von zusammen 180 Millionen Euro.
Großes Haushaltsdefizit, noch größeres Auslandsvermögen
IWF-Prognosen zufolge ist das Land im vergangenen Jahr trotz der drastisch gesunkenen Öleinnahmen mit 3,4 Prozent ähnlich schnell gewachsen wie 2014. In diesem Jahr sollen es 1,2 Prozent sein. Ende Dezember summierte sich das Auslandsvermögen Saudi-Arabiens – vor allem US-Staatsanleihen und Guthaben bei Banken – auf 628 Milliarden Dollar. Mehr als 90 Milliarden Dollar musste die Regierung bereits aus dem Topf entnehmen, um ihr riesiges, durch den Einbruch der Ölpreise verursachtes Haushaltsdefizit zu decken. Das belief sich 2015 auf etwa 100 Milliarden Dollar. Auf Dauer sei das nicht tragbar, so der IWF. Ohne ein Umsteuern könnte dem Land innerhalb von fünf Jahren das Geld ausgehen.
Der Ölpreis-Verfall hat sich seit Jahresbeginn noch beschleunigt: Diese Woche kostete ein Fass so wenig wie seit rund 13 Jahren nicht mehr. An den Ölmärkten ist der Internationalen Energie-Agentur zufolge vorerst kein Ende des Überangebots in Sicht, das neben der mauen Weltkonjunktur maßgeblich für das billige Öl verantwortlich ist. Nach der Aufhebung von Sanktionen drängt zudem der Iran zurück auf die Märkte, was den Preis niedrig halten dürfte.
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