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Handball-WM 2017Europäische Weltmeisterschaft

Die Handball-WM in Frankreich hat ein Problem. Zu Gast sind nur wenige Länder von anderen Kontinenten. Der Sport stagniert außerhalb Europas.

Handball ist phänomenal. Zumindest wenn man dem Arc de Triomphe glaubt Foto: ap

Paris taz | Mit dem Duell von Gastgeber Frankreich gegen Brasilien begann die 25. Handball-Weltmeisterschaft. Was 1938 mit einem kleinen Turnier von vier Nationalverbänden begann, ist mittlerweile eine Großveranstaltung mit 24 Nationen geworden. Geblieben ist nur die Dominanz der europäischen Teams. Die Versuche des internationalen Handballverbands (IHF), den Sport weltweit populär zu machen, sind immer wieder gescheitert.

Vor zwei Jahren war es beinahe um die Vormachtstellung der Europäer geschehen, als erst die Franzosen Katar zu stoppen vermochte. Im Finale siegte Frankreich über den WM-Gastgeber. Bis 2015 waren die vierten Plätze von Ägypten (2001) und Tunesien (2005) die besten Resultate nichteuropäischer Nationen bei Weltmeisterschaften. Allerdings hatte Katar vor der letzten WM sechs Europäer eingebürgert, hinzu kam ein Kubaner. Und betreut wurde das Team von einem Trainer aus Spanien.

Vor allem in den finanzstarken Märkten in China, Nordamerika oder Großbritannien spielt Handball keine Rolle. Daran änderten auch Versuche des IHF in den 1960er Jahren nichts, als es Initiativen gab, Handball in den USA zu etablieren.

Das zentrale Problem liegt in den körperlichen Anforderungen des Handballs. Sie sind mit denen identisch, die ebenfalls beim Rugby oder Football benötigt werden. „In Nationen, in denen Rugby oder Football populär sind, wird es für den Handball immer schwer bleiben – und umgekehrt“, sagt Klaus Blank, Präsident des Deutschen Rugby-Verbands. Frankreich ist bislang die einzige Nation, die sowohl eine erfolgreiche Handball- als auch Rugby-Geschichte vorweisen kann.

Aktuell gibt es Versuche des Weltverbands, die Beliebtheit des Handballs in den wachsenden Märkten in Asien zu steigern, doch bisher sind alle Bemühungen gescheitert. Etwas Hoffnung gibt es durch die Olympischen Sommerspiele in drei Jahren in Tokio, doch die Ausrichtung der Weltmeisterschaft 1997 in Japan hat gezeigt, dass die Begeisterung für Handball in Fernost nur eine kurzzeitige Erscheinung geblieben ist.

In zwei Jahren findet die WM in Deutschland und Dänemark statt. Erst 2021 ist ein weiterer Versuch möglich, den Sport außerhalb Europas populär zu machen. Dann wird Ägypten, die Heimat von IHF-Präsident Hassan Moustafa, zum zweiten Mal nach 2001 Ausrichter der WM sein.

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3 Kommentare

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  • Wenn es nach den Sportverbänden ging, wären wir alle nur mit Sporttreiben und Sportgucken beschäftigt und es wäre uns egal, was das jeweils für ein Sport ist. Aber so läuft das halt nicht.

     

    Moderner Handball ist zunächst mal eine Hallensportart und hat damit sein natürliches Habitat in Gegenden mit langen, kalten Wintermonaten. Brasilianer, Tunesier, Chinesen oder Inder, die sich bei feuchten 30 Grad Außentemperatur in miefigen Sporthallen herumdrücken, um sich um eine klebrige Wurfmurmel zu kloppen, sind eigentlich ein von vornherien absurder Gedanke. Und dass man sich anderswo lieber wohlgerüstet auf Stollen oder Schlittschuen ins Schlachtgetümmel wirft, ist eine historische Entwicklung, gegen die der Handball sicher nicht in ein paar Jahren erfolgreich ankämpfen wird.

     

    Von daher täte der "Welthandball" gut daran, die Bäume seiner Welt nicht in den Himmel wachsen lassen zu wollen, bzw. es als gravierendes "Problem" zu sehen, dass gewisse Märkte sich für ihn nicht eignen und in anderen die entsprechende Nische schon besetzt ist. Handball ist keine geborene Weltsportart sondern ein Phänomen, dass in Europa zuhause ist und hier auch am besten hinpasst.

  • wozu immer nur Wachstum, Qualität entscheidet, "und Geblieben ist nur die Dominanz der europäischen Teams." Wie denn sonst auch, sollen etwa die schlechtesten Handballteam die WM ausspielen !!!

  • Lieber Michael Wilkening,

     

    lesen Sie sich doch einfach mal den Artikel Ihres geschätzen Kollegen Völker zur Aufstockung der Fußball-WM durch. Seiner Meinung nach sind alle "Gewinner" - wenn sie denn auch alle kommen (dürfen). In diesem Sinne empfehle ich, machen Sie sich doch ein fach mal für eine Handball-WM mit 48, ach was, mit 72 Teams stark! Jeder der von drei Bällen einen festhalten kann, ist so bei der nächsten WM dabei.

     

    Und dann wird alles gut, irgendwie.