Hanau-Tatort mit Steinen beworfen: „Ein abscheulicher Angriff“

Unbekannte haben die Scheiben einer Hanauer Bar eingeworfen, in der im Februar Menschen erschossen wurden.

Die Arena Bar in Hanau, Tatort des Anschlags vom 19. Februar.

Wurde nun mit Steinen beworfen: die Arena Bar, einer der Tatorte des Hanau-Anschlags Foto: dpa

HANAU/BERLIN taz | Es ist nur eine kurze Meldung, welche die Polizei am Dienstag veröffentlicht hat. Die Scheibe eines Lokals am Hanauer Kurt-Schumacher-Platz sei in der Nacht zum Freitag eingeworfen worden. Der Schaden belaufe sich auf 1.500 Euro. Die Täter seien unbekannt.

Dieses Lokal ist jedoch die Arena Bar, wie ein Polizeisprecher der taz bestätigt. Und damit einer der Tatorte, an denen am 19. Februar mehrere Menschen Opfer eines rassistischen Anschlags wurden. Ein Ort, der bis heute auch Gedenkort ist, mit Blumen und Fotos der Erschossenen vor der Tür.

Der Polizeisprecher sagte am Mittwoch, auf die Täter gebe es weiter keine Hinweise. „Wir ermitteln in alle Richtungen.“

Saadet Sönmez, hessische Linken-Landtagsabgeordnete und Hanauerin, sprach dagegen von einer naheliegenden rassistisch motivierten Straftat. „Der Angriff auf den Gedenkort ist abscheulich. Ich hoffe, dass die Polizei intensiv ermittelt und insbesondere die rechte Szene genau unter die Lupe nimmt.“ Die Szene fühle sich derzeit auffällig sicher und begehe weiter viele Straftaten, so Sönmez. „Bei solchen Taten handelt es sich nicht um Bagatelldelikte, denn sie bringen zum Ausdruck, dass die Täter den schrecklichen Terroranschlag vom 19. Februar gutheißen.“

Robert Erkan, Hanauer Beauftragter für die Opfer des Anschlags, betonte, dass es abzuwarten bleibe, was das Motiv hinter den eingeworfenen Scheiben an der Arena sei. „Klar aber ist, dass solche Taten die Opfer wieder in Sorge und Angst versetzen.“

Zu dem Mordanschlag an sich ermittelt weiterhin das Bundeskriminalamt. Am 19. Februar hatte der Hanauer Tobias R. an zwei Tatorten insgesamt neun Menschen erschossen, allesamt mit Migrationshintergrund. Danach erschoss er auch seine Mutter und sich selbst. In einer Schriftsatz äußerte der 43-jährige wirre Verschwörungstheorien, schrieb aber auch, dass er Migranten „eliminieren“ wolle.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Am 19. Februar 2020 erschoss der Rechtsextremist Tobias R. an drei verschiedenen Tatorten in der Hanauer Innenstadt neun Menschen:

Kaloyan Velkov, ermordet mit 33 Jahren.

Fatih Saraçoğlu, ermordet mit 34 Jahren.

Sedat Gürbüz, ermordet mit 30 Jahren.

Vili Viorel Păun, ermordet mit 22 Jahren.

Gökhan Gültekin, ermordet mit 37 Jahren.

Mercedes Kierpacz, ermordet mit 35 Jahren.

Ferhat Unvar, ermordet mit 22 Jahren.

Hamza Kurtović, ermordet mit 22 Jahren.

Said Nesar Hashemi, ermordet mit 21 Jahren.

Später ermordete der Attentäter seine Mutter Gabriele R., 72 Jahre alt.

Mit der taz Bewegung bleibst Du auf dem Laufenden über Demos, Diskussionen und Aktionen gegen rechts.

Hier erfährst du mehr

Rechtsextreme Terroranschläge haben Tradition in Deutschland.

■ Beim Oktoberfest-Attentat im Jahr 1980 starben 13 Menschen in München.

■ Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) um Beate Zschäpe verübte bis 2011 zehn Morde und drei Anschläge.

■ Als Rechtsterroristen verurteilt wurde zuletzt die sächsische „Gruppe Freital“, ebenso die „Oldschool Society“ und die Gruppe „Revolution Chemnitz“.

■ Gegen den Bundeswehrsoldaten Franco A. wird wegen Rechtsterrorverdachts ermittelt.

■ Ein Attentäter erschoss in München im Jahr 2016 auch aus rassistischen Gründen neun Menschen.

■ Der CDU-Politiker Walter Lübcke wurde 2019 getötet. Der Rechtsextremist Stephan Ernst gilt als dringend tatverdächtig.

■ In die Synagoge in Halle versuchte Stephan B. am 9. Oktober 2019 zu stürmen und ermordete zwei Menschen.

■ In Hanau erschoss ein Mann am 19. Februar 2020 in Shisha-Bars neun Menschen und dann seine Mutter und sich selbst. Er hinterließ rassistische Pamphlete.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.