Hamburgs Olympia-Bewerbung: Umweltschützer uneins
Hamburgs Bewerbung als Olympia-Austragungsort spaltet die Umweltverbände in Befürworter und Kritiker. Dem Nabu droht eine stürmische Debatte.
Der ehemalige grüne Umweltsenator Hamburgs hatte sich am Dienstag weit vorgewagt. Im Rathaus unterschrieb er zusammen mit Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) eine Erklärung für nachhaltige Olympische Spiele an der Elbe. „Das könnte im Vorstand auch anders gesehen werden“, so Porschke. Eine Niederlage erwarte er aber nicht.
Der rot-grüne Senat, der Zukunftsrat, der Deutsche Olympische Sportbund und der Nabu vereinbarten eine Erklärung: Wenn Hamburg den Zuschlag für 2024 bekommen sollte, wollen sie eng zusammenarbeiten, um eine ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit der Spiele sicherzustellen. Jetzt sei es möglich, „ökologische Defizite nicht nur zu benennen, sondern wirkungsvoll zu ihrer Beseitigung beizutragen“, so Porschke.
Er habe diesen Schritt „gut abgewogen“, erklärt Porschke. Solche weitreichenden Zugeständnisse bekäme man vom Senat nur vor dem Referendum am 29. November, wenn Hamburgs BürgerInnen über die Bewerbung befinden. Später sei Ähnliches nicht mehr zu erwarten „wenn der nach einem Erfolg der Abstimmung freie Hand hat“, glaubt Porschke. „Wir haben diese Chance gewahrt, damit es nicht bei hohlen Versprechungen bleibt.“ Welche Empfehlung der Nabu für das Referendum ausspreche, werden davon unberührt am Donnerstagabend entschieden.
Bund für Umwelt und Naturschutz
Genau andersherum interpretiert der zweite große Ökoverband, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Lage. „Wir haben die Einladung zu der Erklärung abgelehnt“, sagt Paul Schmid, Vize-Geschäftsführer des Hamburger Landesverbands. „Wir unterschreiben nichts vor einem Referendum“, das würde sonst als „verkapptes Ja zu Olympia“ interpretiert werden. Zudem gehe die Erklärung nicht über das geltende Naturschutzrecht hinaus.
Der BUND hatte in der vorigen Woche offiziell empfohlen, beim Referendum mit Nein zu stimmen. Besonders problematisch seien die Fragen von Luftreinhaltung, Klimaschutz und Flächenverbrauch einzustufen. Das Olympiakonzept sei voller unverbindlicher Absichtserklärungen „und die wenigen konkreten Zielvorgaben wie 50 Prozent Ökolebensmittel bei der Verpflegung während der Spiele oder 25 Prozent Radverkehr sind nicht ambitioniert“, monierte der BUND.
Von einer Spaltung der Umweltgruppen wollen indes weder Nabu noch BUND sprechen und das Verhalten des jeweils anderen „nicht bewerten“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin