Hamburger AfD-Geschäftsführer: Geschäftstüchtiger AfD-Kandidat
Thorsten Prenzler kandidiert in Harburg zur niedersächsischen Kommunalwahl – dabei ist er ein verurteilter Betrüger.
In Hamburg ist er Geschäftsführer der Bürgerschaftsfraktion seiner Partei. Mit dem Mandat möchte Prenzler „dazu beitragen, das kommunale Umfeld lebenswert und nachhaltig attraktiv für seine Familie und seine Mitmenschen zu erhalten“, sagt er der taz. Nicht ohne zu betonen, dass er der taz nur „aufgrund bürgerlicher Konventionen“ antworte.
Aus der eigenen Partei werden seine kommunalpolitischen Ambitionen allerdings hinterfragt. Denn Prenzler ist auch beruflich sehr umtriebig. Gleich bei drei Projektentwicklungsgesellschaften und Bauunternehmen ist der 50-Jährige mit CDU-Landtagsvergangenheit involviert. Auf dem Wirtschaftsinformationsportal „CompanyHouse“ werden als „aktuelle Verbindungen“ Tätigkeiten als Prokurist für vier Firmen angegeben: „RBO Grundbesitz und Verwaltung“, „RBO Zweite Projectentwicklungsgesellschaft“, „RBO Erste Projectentwicklungsgesellschaft“ und „PS-Bauunternehmen GmbH“.
Bei der RBO Grundbesitz und Verwaltung ist die Prokura erloschen, bei den weiteren Unternehmen hat Prenzler Prokura oder Einzelprokura inne. Drei Unternehmen sind erst nach seiner Anstellung bei der AfD-Bürgerschaftsfraktion gegründet worden, 2016 und 2019. Bei zweien deckt sich Prenzlers Privatadresse mit der Anschrift von PS-Bauunternehmen GmbH und RBO Projektentwicklungs Gesellschaft mbH.
Verwobenes Engagement
Wie eng sind politisches und wirtschaftliches Engagement verwoben? In einer der taz zugespielten Nachricht heißt es, Prenzler wolle in den regionalen Bauausschuss der Boomregion nahe Hamburg, „um dadurch an exklusive Informationen zu kommen, die seinen Baufirmen erhebliche Wettbewerbsvorteile garantieren würden“. In der Nordheide und Umgebung ist auch RBO Projektentwicklungs Gesellschaft mbH mit mehreren Projekten tätig.
Diese Vorhaltung ist für Prenzler, der in der Partei nicht sehr beliebt ist, eine nicht zulässige Unterstellung: „Ich wüsste nicht, in welchen Zusammenhang meine Kandidatur für den Kreistag mit der Beschäftigung für die von Ihnen genannten Unternehmen steht?“, antwortet er der taz und vermutet, dass die „wenigen Personen aus der AfD“, die eine Kandidatur aus besagten Gründen unterstellen, „die gleichen Personen“ seien, die ihn in der Vergangenheit bei der Staatsanwaltschaft angezeigt haben.
Und er betont: „Wahrscheinlich wissen die wenigen Personen aus der AfD, die Ihnen dies zugetragen haben, nicht, dass B-Pläne nicht im Kreistag politisch verabschiedet werden, sondern in den Stadträten.“ Formal zutreffend, informell weniger, denn auch Kreisverwaltungen sind durchaus bei Bebauungsplänen involviert.
Geschäftliche Umtriebigkeiten sind bei der AfD nachweislich nicht ungewöhnlich, doch Prenzler könnte als Belastung angesehen werden. Immerhin bezeichnete die Bild-Zeitung ihn im Juni 2005 als „Luxus-Schnorrer“. Da hieß der damals 34-Jährige noch Thümler und saß für die CDU im niedersächsischen Landtag. Inzwischen hat er den Nachnamen seiner Ehefrau angenommen. Thümler hatte sich als Reisejournalist ausgegeben, um sich bei Hotels in Mecklenburg-Vorpommern Rabatte zu erschleichen.
Die Oldenburger Nordwest-Zeitung deckte den Betrug auf, das Amtsgericht Oldenburg verurteilte ihn wegen Betrugs in zwei Fällen zu einer Geldstrafe in Höhe von 6.000 Euro. Vom Landtagsmandat trat er zögerlich zurück, bekam ein Übergangsgeld von 21.612 Euro und wegen des vorzeitigen Rücktritts noch Rentenbeiträge in Höhe von 32.537 Euro.
Anzeige aus der AfD
Eine Anzeige aus der eigenen AfD-Bürgerschaftsfraktion, unter anderen wegen Urkundenfälschung, wurde eingestellt, sagte eine Pressesprecherin der Hamburger Staatsanwaltschaft der taz.
Ein anderer Betrugsvorwurf ist noch nicht geklärt: Ein Bauunternehmer hat Prenzler angezeigt, weil Baumaterial im Wert von rund 10.000 Euro trotz mehrfacher Mahnungen nicht bezahlt worden sei. Bei einem Versuch, das gelieferte Material nebst Geräten zurückzuholen, soll der AfD-Politiker den Bauunternehmer des Grundstücks verwiesen haben. Beim zweiten Versuch soll das Material schon verbaut gewesen sein – und die Geräte seien verschwunden gewesen. Die Staatsanwaltschaft Stade stellte das Verfahren ein. Der Bauunternehmer wendete sich an die Generalstaatsanwaltschaft Celle. Über den Stand des Verfahrens wollte die Pressesprecherin der taz keine Auskunft geben.
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