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Hamburg will Kulturzentrum kaufenRote Flora vor Verstaatlichung

Der Hamburger SPD-Vize-Landeschef und Insolvenzverwalter des Eigentümers der Roten Flora, Nils Weiland, verhandelt mit der Stadt über den Rückkauf.

Gehört wohl bald wieder der Stadt Hamburg - unsicher ist nur, zu welchem Preis: die Rote Flora im Schanzenviertel. Bild: dpa

HAMBURG taz | Die Immobilien des Hamburger Event-Managers Klausmartin Kretschmer stehen zum Verkauf – und damit auch das seit fast 25 Jahren besetzte autonome Zentrum Rote Flora im Hamburger Schanzenviertel. Insolvenzverwalter Nils Weiland hat nun die Aufgabe, die Forderungen der Gläubiger – Handwerker, Dienstleiter, Banken und Finanzamt – durch Verkäufe zu befriedigen.

Es sei ein erhebliches und relevantes Grundvermögen in Form von Immobilien vorhanden, sagt Weiland. Dazu gehören die legendären Riverkasematten am Fischmarkt oder der Brandshof im Oberhafen und die Oberhafenkantine, ein Gebäude-Ensemble im Stadtteil Rotherbaum sowie ein Mausoleum auf dem Ohlsdorfer Friedhof.

Das Augenmerk der Öffentlichkeit richtet sich jedoch auf die Rote Flora, um deren Zukunft es in den letzten zwölf Monaten ein heftiges Tauziehen gegeben hatte. Kretschmer und sein Berater Gert Baer hatten entgegen dem Vertrag mit der Stadt die Immobilie an eine US-Investmentfirma verkaufen und zuletzt auf dem Areal ein kommerzielles Zentrum mit Konzerthalle für 2.500 Besucher sowie Gastronomie erreichten wollen.

Der Poker zwischen dem Hamburger SPD-Senat und dem Duo Kretschmer/Baer fand im Mai dieses Jahres ein abruptes Ende, als ein Finanzamt wegen Steuerschulden ein Insolvenzverfahren gegen Kretschmer beantragte und Nils Weiland – in Personalunion auch SPD-Vize-Landeschef – als Insolvenzverwalter eingesetzt wurde.

Was den politisch zuletzt gewollten Rückkauf der Roten Flora durch die Stadt angeht – sie ist wohl einziger Interessent –, ist Weiland bereits aktiv geworden. „Ich habe mit den Anwälten der Stadt gesprochen“, sagte er der taz.

Dabei sei es bisher aber nur über mögliche Strukturen und Inhalte gegangen, sagt Weiland. „Die Gespräche befinden sich noch in den Kinderschuhen.“ Und: „Wir haben noch nicht über einen Preis gesprochen.“

Der könnte für Weiland zur inneren Zerreißprobe werden. Einerseits hat er den gesetzlichen Auftrag für die Gläubiger so viel Geld wie möglich herauszuholen, als Sozialdemokrat hat er jedoch eher das Ansinnen, den Preis für die Stadt niedrig zu halten. „Was rauskommt, wäre heute reine Spekulation“, sagt Weiland.

Die Stadt hatte Kretschmer im Januar ultimativ 1,1 Millionen Euro für einen Rückkauf angeboten, nachdem Kretschmer und Baer im vorigen Herbst mehrmals für Unruhe in der Stadt gesorgt hatten.

So wollten die beiden der Band Fettes Brot im November ein Auftrittsverbot in der Flora erteilen und das Konzert durch die Polizei räumen lassen. Dann wollte das Duo die Rotfloristen wegen Mitschulden von 24 Jahren auf 9,2 Millionen Euro verklagen und vor der Solidaritäts-Demonstration am 21. Dezember kündigten sie demonstrativ die Räumung an.

Da Kretschmer die Rückkaufoption verstreichen ließ, reichte die Stadt Klage auf Zwangsrückkauf in Höhe von 190.000 Euro wegen Vertragsbruchs ein – so viel, wie Kretschmer 2001 an die Stadt zahlte. Seit der Insolvenz ruht das Verfahren.

Weiland geht davon aus, dass die Stadt das aussichtslose Verfahren nicht weiterverfolgt, so dass sich der Kaufpreis wohl im Rahmen des Angebots vom Januar in Höhe von 1,1 Millionen Euro bewegen wird.

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3 Kommentare

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  • Klingt irgendwie so, als ob die Stadt mit Hilfe des Finanzamts einem aufsässigen Immobilieneigentümer mal gezeigt hat, wo der Hammer hängt, indem sie dessen Existenz über die Wupper - bzw. hier eher über die Elbe - geschickt hat? Oder ist das jetzt zuviel vermutet???

  • Oskar , Autor Moderator ,

    Danke für den Hinweis.

    Haben wir geändert.

  • "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" heißt ein Bestseller von "Zwiebelfisch"-Autor Bastian Sick. Er hat durchaus unrecht bei solchen Redakteuren, die ein gehobenes Deutsch schreiben wollen, es aber mangels Sprachgefühl nicht können. Die Benutzung des Genitivs ist nicht allzeit die Gewähr für gehobenes Deutsch, im Gegenteil kriege ich z.B. Zahnschmerzen beim Lesen solcher Sätze:

     

    "Kretschmer und sein Berater Gert Baer hatten entgegen des Vertrages mit der Stadt die Immobilie an eine US-Investmentfirma verkaufen (...) wollen"

     

    Im Duden, zu dem sprachlich unsichere Kantonisten in Zweifelsfällen gelegentlich greifen sollten, heißt es zu "entgegen": "Präposition mit Dativ".

     

    Also, korrekt ausgedrückt:

    "... entgegen DEM Vertrag mit der Stadt ...", gell?