Hamburg kauft Stadion-Grundstück zurück: 46.999.999 Prozent Rendite für HSV
Für 23,5 Millionen Euro kauft Hamburg das Areal zurück, das die Stadt dem HSV für eine Mark verkauft hat. Ein Deal, den man immer wieder machen kann.
F ür 23,5 Millionen Euro kauft Hamburg vom HSV – ja was eigentlich? Das Stadion ja nicht, sondern nur den Grund unten drunter und außen rum. Klingt viel, entspreche aber dem Verkehrswert, sagt Finanzsenator Andreas Dressel (SPD). Und der HSV zahlt darauf bis zu seinem 200. Geburtstag 2087 jedes Jahr 1,8 Prozent Zinsen. Die Stadt leiht das Geld – zumindest derzeit – günstiger. Der überschuldete HSV hätte nur wesentlich teurere Kredite bekommen. Wenn überhaupt. Nur Gewinner also?
Wie man’s nimmt. Der HSV hatte die Stadt quasi erpresst, als er deutlich machte, ob der coronabedingten Mindereinnahmen könne er die für die Fußball-Europameisterschaft 2024 nötige Nachrüstung nicht bezahlen. Die Stadt hätte sich entweder international blamieren können, indem sie auf die EM verzichtet, oder selbst in das Stadion investieren, das ihr nicht gehört. Im Vergleich dazu scheint die jetzt anvisierte, gar nicht mal so verdeckte Subvention fast schon elegant.
Damit keine Debatten aufkommen, verweist Dressel auf den „vergleichbaren“ Nutzungsvertrag mit dem FC St. Pauli. Ein Detail scheint dabei sozialdemokratischer Amnesie anheim gefallen zu sein: Das Areal im Volkspark hatte der SPD-Senat vor zwei Jahrzehnten für eine Mark an den HSV verkauft. Die beiden Klubs dürften also nur dann denselben Deal haben, wenn man die 23.499.999 Euro fuffzich Reingewinn außer Acht lässt, den der HSV mit dem „Kauf“ und Verkauf des Grundstücks macht.
Dass die Summe zur nachhaltigen Gesundung des Vereins führt, ist unwahrscheinlich. Seine Sorgen sind um ein vielfaches größer und beileibe nicht allein Corona anzulasten. Die Geldspritze ist eher das, was für einen Junkie der nächste Schuss ist. Und es wäre nicht verwunderlich, wenn der Klub sie auch wieder verpulverte, statt davon das Stadion zu modernisieren – oder gar endgültig pleite ginge.
Dann säße die Stadt auf einer Riesenfläche mit Stadion und müsste erneut den HSV retten, damit diese nicht komplett nutzlos wäre. Obwohl, halt – sie könnte das Areal ja einfach dem HSV schenken. Und dann zurückkaufen. Damit wäre dann eine ganze eigene Hamburger Kreislaufwirtschaft erfunden.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Die Neuen in der Linkspartei
Jung, links und entschlossen
Gentrifizierung in Großstädten
Meckern auf hohem Niveau