HSV nach dem verpassten Aufstieg: Keine Kohle mehr für den Kader
Der HSV knapst an den finanziellen Folgen des sportlichen Desasters. Nachfolger von Trainer Hecking wird Osnabrücks Daniel Thioune.
Was er zu diesem Zeitpunkt – wie die meisten rund um den HSV – nicht ahnen konnte: dass die Mannschaft beim Versuch, in die Bundesliga aufzusteigen, wieder einmal kläglich scheitern würde. Die Folgen dieses sportlichen Desasters sind für den Klub drastisch. Hauptsponsor Emirates steigt dank einer Kündigungsklausel sofort aus dem bis 2022 laufenden Vertrag aus. Auch von Investor Klaus-Michael Kühne gibt es kein Geld mehr. Den Vertrag über das Namensrecht am Stadion hat er nicht verlängert.
Dem HSV fehlen vorerst bis zu sechs Millionen Euro in der Kasse. Die ausbleibenden Einnahmen aus dem Ticketing und durch den Verkauf von Business Seats und Logen sind dabei noch gar nicht berücksichtigt.
Cheftrainer Dieter Hecking kam deshalb zu einem anderen Schluss als Finanzvorstand Wettstein. Die Hamburger können wohl schon jetzt keinen Kader mehr finanzieren, der um die oberen Plätze mitspielt. Hecking hatte für eine Verlängerung seines Vertrages die Bedingung formuliert, Verstärkungen für den Kader zu verpflichten. Andernfalls wäre das Ziel Aufstieg in die Bundesliga nur schwer realisierbar. Am Samstag beendeten Hecking und der HSV die Zusammenarbeit.
Daniel Thioune als neuer Trainer
Für die kommende Saison muss der Personaletat nun von 30 Millionen jährlich auf 23 Millionen gekürzt werden – mindestens. Die besseren Spieler des Kaders, zum Beispiel Tim Leibold oder Jeremy Dudziak, wird der HSV wahrscheinlich verkaufen müssen. Für Neuzugänge ist kaum Geld da.
Die Perspektive für die Zukunft lautet Zweitliga-Mittelmaß. Verantwortlich für die Suche nach einem neuen Trainer ist Sportvorstand Jonas Boldt. Der 38-Jährige war im Sommer 2019 mit dem Ziel angetreten, den HSV wieder in die Erste Bundesliga zu führen. Jetzt muss er die Strategie des Klubs grundlegend verändern. Der HSV muss eine Mannschaft aus jungen und entwicklungsfähigen Spielern zusammenstellen, die in Zukunft mit Gewinn wieder verkauft werden können. Nur so werden sich die Hanseaten sanieren. Dafür braucht es einen Trainer, der diesen Weg mitgehen will.
Neuer Trainer wird nun Daniel Thioune. Der HSV bestätigte die Verpflichtung am Montag. Da Thiounes Vertrag in Osnabrück noch für eine Saison gültig war, müssen die Hamburger die laut einer Ausstiegsklausel fällige Ablöse von angeblich 300 000 Euro für den Ex-Profi bezahlen. Über die Ablösemodalitäten sei Stillschweigen vereinbart worden, hieß es von Osnabrück. Zuvor hatten mehrere Medien übereinstimmend über die Personalie berichtet.
(mit dpa; der Text wurde nach der Bestätigung des Trainerwechsel durch den HSV aktualisiert)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
FDP stellt Wahlkampf Kampagne vor
Lindner ist das Gesicht des fulminanten Scheiterns
Paragraf 218 im Rechtsausschuss
CDU gegen Selbstbestimmung von Frauen
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Wahlkampf-Kampagne der FDP
Liberale sind nicht zu bremsen
Sednaya Gefängnis in Syrien
Sednaya, Syriens schlimmste Folterstätte
Journalist über Kriegsgefangenschaft
„Gewalt habe ich falsch verstanden“