Halter von Galloway-Rindern verurteilt: Teure Tierfreiheit
Dutzende entlaufene Galloways machten über Monate den Kreis Göttingen unsicher. Der frühere Halter wurde jetzt wegen Tierschutzverstößen verurteilt.
Der Strafbefehl wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz betraf ein Rind, das Ende 2022 auf dem Gelände des Landwirts tot aufgefunden wurde und offenbar jämmerlich verendet war. Das Tier soll über Monate nicht ausreichend gefüttert und tierärztlich versorgt worden sein. Nach Angaben des Landkreises hat es beim Auffinden nur 130 statt der üblichen 400 bis 500 Kilogramm gewogen.
Überhaupt waren dem Kreis zufolge die Zustände der Galloway-Herde bereits seit Anfang 2019 „durchgehend auffällig“. Viele Tiere hätten in ihrem Kot gestanden und seien stark verschmutzt gewesen.
Mindestens sechsmal hat der Bauer nach Überzeugung des Gerichts zudem eine Nachbarin genötigt, mit deren Familie er seit Jahren im Clinch lag. So habe der 59-Jähige mit seinem Trecker beziehungsweise seinem Auto einen Feldweg blockiert, sodass die Frau nicht zu ihrer Pferdewiese gelangen oder von dort wegkommen konnte. „Einmal wollte er mich mit seinem Trecker nach hinten drängen“, berichtete die als Zeugin geladene Betroffene vor Gericht. „Seine Fahrzeuge waren seine Waffen.“ Ein weiteres Mal habe der Beschuldigte absichtlich den Zaun ihrer Wiese umgefahren.
In einem weiteren Fall hat der Landwirt nach Ansicht des Amtsgerichts gegen das Öko-Landbaugesetz verstoßen. Obwohl ihm im Mai 2022 das Bio-Zertifikat aberkannt worden war, hatte er danach mindestens zwei Rinder als Biofleisch vermarktet und im Internet damit geworben, dass seine Galloways nach der EU-Öko-Verordnung gehalten würden. Außerdem wurde gegen ihn eine Geldbuße verhängt, weil er ein hoch trächtiges Rind zur Schlachtung abgegeben hatte.
Ausgebüxt und aufgeblüht
Neben der Geldstrafe kommen auch noch Forderungen des Landkreises in Höhe von rund 120.000 Euro auf den Landwirt zu. Die Kreisverwaltung hat die Kosten für das Einfangen der Rinder auf insgesamt 355.000 Euro beziffert, davon soll der Bauer ein Drittel tragen. Weil er inzwischen von Bürgergeld in einem Wohnwagen auf seinem Grundstück lebt, wurde ein Teil des Betrags inzwischen durch Pfändung beglichen.
Wegen der schon damals bekannten Missstände in der Herde wie Unterernährung, Verdreckung oder fehlender Impfungen und Ohrmarken hatte der Kreis im vergangenen Jahr eine Verkleinerung des etwa 80 Tiere umfassenden Bestandes angeordnet. Während der behördlichen Beschlagnahmeaktion büxten die meisten Galloways jedoch aus, mehrere Teilherden verdrückten sich in die umliegenden Felder und Wälder.
Einmal in Freiheit, fühlten sich die Viecher offenbar pudelwohl. Auf ihrem Speisezettel standen Gras und Klee, aber auch Mais und Rüben – damit fraßen sie auch Landwirten die Ernte weg. Auf den Flächen von 13 Eigentümern sollen dadurch Schäden von 15.000 Euro entstanden sein. Wenn sie trinken wollten, planschten und soffen die Galloways aus dem umliegenden Flüsschen und aus Bächen. „Den Tieren geht es gut“, musste Göttingens Erste Kreisrätin, Doreen Fragel, damals einräumen.
Versuche, die Tiere mithilfe von Polizei, Feuerwehr, Jägern und Reitern einzufangen, wurden mehrmals von Unbekannten auf Mountainbikes erfolgreich gestört. Inzwischen hat der Landkreis aber alle Rinder wieder einfangen können. Gegen den ehemaligen Halter wurde ein generelles Verbot für die Haltung von Nutztieren verhängt.
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