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HSV vs. Hertha BSC BerlinDie Sache mit der Tagesform

Die Hertha verliert beim HSV völlig verdient mit 0:2. Für die Champions-League-Träume heißt das – nichts.​

Und dann ist er drin: Hamburgs Nicolai Müller trifft zum 1:0 gegen Hertha Foto: dpa

HSV gegen Hertha BSC: Das ist wie alte Tante gegen alte Dame. Beide Clubs leben zu einem Gutteil von und in der Vergangenheit. Beide sind überzeugt, dass wenn nicht die Tradition, dann doch wenigstens Größe und Bedeutung ihrer Stadt zur Teilnahme an der Fußball-Bundesliga berechtigen. Und bei beiden ist diese grundsätzliche Überzeugung brüchig geworden: Bei der Hertha durch diverse tatsächliche Abstiege, beim HSV durch gefühlte.

Derzeit ist die Hertha auf dem Wege der Erholung ein gutes Stück weiter als der HSV. Nach zwei gescheiterten Konzepttrainern, die dennoch viel Substanz hinterlassen haben, hat nun mit Pál Dárdai ausgerechnet einer, der als Feuerwehrmann kam, die Mannschaft auf Tabellenplatz drei geführt. Der würde am Ende der Saison die Teilnahme an der Champions League bedeuten.

Dass das kein Selbstgänger wird, konnte man am Sonntagabend beim HSV sehen. Kaum jemand hätte gedacht, dass für den Tabellenzwölften nach nur einem Sieg in diesem Jahr etwas zu holen wäre gegen die Berliner, die erst einmal verloren hatten. Und doch, am Ende sangen die HSV-Fans: „Hamburg ist viel schöner als Berlin!“ Und zwar ohne jene Ironie, die andere Fans aufbringen würden, um sich eine Niederlage schön zu reden. Nein, der HSV hatte tatsächlich gewonnen, mit 2:0.

Und das sogar völlig verdient, wie nicht nur Pál Dárdai fand. Der Hertha-Trainer ging sogar noch weiter: „Hier war nix drin, von Anfang an, gar nix“, sagte er. „Wir müssen ehrlich sein.“ Körpersprache, Schnelligkeit, Laufbereitschaft, Passquote, Ballbesitz, Zweikämpfe – in allen Belangen hat er sein Team im Nachteil gesehen. Also all das, was man unter „Tagesform“ zusammenfassen kann.

Die war bei den quirligen Hamburgern in deren bislang ansehnlichstem Saisonspiel eben besser. Vielleicht ist das Dárdais zentrale Stärke: schonungslose Analyse, nur durch sein Lausbubenlächeln abgemildert, und Haken dahinter. Danach ist reiner Tisch. Niemand muss länger hadern. Alle können ihre Arbeit weiter machen.

An diesem Dämpfer für die Hertha-Träume kann man sehen, wie eng die Bundesliga unterhalb von Bayern und Dortmund zusammengerückt ist: Der HSV wäre mit einer Niederlage wieder tief in den Abstiegssumpf gerutscht. Aber an einem Sahnetag kann er eben auch den Dritten schlagen. Das Gute für die Berliner: Das geht ihren Verfolgern nicht anders. Mainz ist von sich selbst überrascht und verkrampft gegen Darmstadt; Schalke, Gladbach und Leverkusen leisten sich kaum erklärliche Wackler; Wolfsburg kann nicht auswärts.

Nicht auszuschließen, dass die Berliner oben dranbleiben, auch ohne jedes Wochenende eine Top-Tagesform auf den Platz zu bringen. Am Freitagabend sollten sie das allerdings besser tun: Da kommt der direkte Verfolger Schalke 04 ins Olympiastadion. Ein Sieg könnte einen gewaltigen Schritt in Richtung Planungssicherheit bedeuten.

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