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Gute Nachrichten für Klinik-BeschäftigteKündigungen kommen später

Die Beschäftigten der Schön-Kliniken in Rendsburg und Eckernförde können auf bessere Abfindungen und mehr Zeit bei den geplanten Entalssungen hoffen.

Will die Schön-Gruppe gern extern vergeben: Aufgaben wie Reinigung, Catering, Verwaltung und IT Foto: Fabian Strauch/dpa

Rendsburg taz | Gute Nachrichten gibt es für rund 250 Beschäftigte der Schön-Kliniken in Rendsburg und Eckernförde: Sie erhalten zum ersten Januar keine Kündigungsschreiben. Vom Tisch sind die drohenden Entlassungen aber nicht. Im Januar wollen die private Klinikgruppe und der Betriebsrat über den Stellenabbau verhandeln. Die ­Betroffenen haben aber Zeit ­gewonnen und können auf bessere Konditionen hoffen.

„Ein toller Erfolg des Betriebsrates und der Beschäftigten, die sich nicht haben einschüchtern lassen“, sagt Nico Wickleder­ von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Im November hatte die Geschäftsführung der beiden Kliniken der Belegschaft mitgeteilt, dass ­Servicearbeiten künftig von ­externen Firmen oder einer ­Holding der Schön-Gruppe erledigt werden sollten. Es geht um Bereiche wie Reinigung, Catering, Verwaltung und IT.

Bisher erhalten alle Beschäftigten der Krankenhäuser, die früher dem Kreis Rendsburg-Eckernförde gehörten, Tariflöhne. Die Gewerkschaft befürchtet, dass dieselbe Arbeit künftig schlechter entlohnt werden soll. Auch die Politik beschäftigt sich mit dem Fall: Bei der Übernahme der ­kommunalen Klinken hatten Vertreter der Schön-Gruppe ­zugesichert, dass weiterhin nach ­Tarif gezahlt und Stellenabbau nur in geringem Maß stattfinden werde. Eine Antwort, warum sich der bundesweit agierende Klinikkonzernen nicht an die Zusagen hält, blieb ­Daniel Kayser, Geschäftsführer der beiden Häuser, dem Sozialausschuss des Kieler Landtags bislang schuldig.

Kayser hatte die geplanten Entlassungen zum Januar im Ausschuss als „unabdingbar“ verteidigt. Doch der Betriebsrat hatte damit gedroht, vor dem Arbeitsgericht eine einstweilige Verfügung zu erwirken. Bei einem Prozess wären die Schließungen ganzer Abteilungen möglicherweise als ­Betriebsübergang gewertet worden – schließlich braucht es auch künftig Putz- und Technikkräfte. Bevor ein solches ­Urteil erging, einigten sich beide Seiten darauf, die Kündigungen zu stoppen und in Verhandlungen einzutreten.

Ein toller Erfolg des Betriebsrates und der Beschäftigten, die sich nicht haben einschüchtern lassen

Nico Wickleder, Verdi

„Eigentlich ist das gar kein neuer Stand“, sagt Kliniksprecher Mark Neben. Die Klinik habe sich zwar gewünscht, das Thema schnell zum Abschluss zu bringen, sei aber bereit zu Gesprächen. Am geplanten Stellenabbau will das Unternehmen festhalten.

„Aber klar ist, dass die Beschäftigten zunächst weiter zur Arbeit gehen und wie bisher nach dem Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes bezahlt werden“, sagt Gewerkschafter Wickleder. In den Verhandlungen, die sich über mehrere Wochen oder gar Monaten hinziehen könnten, gehe es um einen „sozialverträglichen Interessenausgleich“. In den meisten Fällen meint das Abfindungen, die sich nach Betriebszugehörigkeit, Zahl der Kinder und anderer Faktoren bemessen. „Vor allem haben die Leute die Möglichkeit, in Ruhe nach einem ­anderen Job zu suchen“, sagt Wickleder.

Er berichtet, dass in den vergangenen Wochen mehreren Beschäftigten, parallel zur ­Kündigungsdrohung, ein Angebot unterbreitet wurde, mit einem neuen Vertrag weiterzuarbeiten. Ein kleiner Teil der Beschäftigten hat laut dem Gewerkschaftsvertreter dieses ­Angebot angenommen.

Es werden „marktübliche“ und in einigen Bereichen sogar übertarifliche Gehälter gezahlt, hatte Klinik-Geschäftsführer Daniel Kayser vor dem Sozialausschuss erklärt. Gewerkschafter Nico Wickleder hält das für eine Schutzbehauptung: „Vielleicht sehen auf den ersten Blick und bei besonders gefragten Tätigkeiten die Stundenlöhne gut aus, aber es kommt auf das Gesamtpaket mit Urlaub, Betriebsrente und Jahresleistungen an.“

Aber klar ist, dass die ­Arbeit auch künftig erledigt werden muss – ob von ehemaligen oder neuen Beschäftigten. „Alle freien Stellen werden besetzt“, ist sich Kliniksprecher Mark ­Neben sicher. Daran hat die Landtagsabgeordnete Birte Pauls (SPD) angesichts des allgemeinen Fachkräftemangels einige Zweifel. „Man kann nur hoffen, dass die Schön-Klinik zur Besinnung kommt oder ­­zumindest mit dem Betriebsrat anständige Übergangslösungen aushandelt“, sagte sie der taz.

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