Guerilla-Anführer in Peru: Abimael Guzmán ist tot

Guzmán war der Anführer der berüchtigten Guerillagruppe „Leuchtender Pfad“. Der zu lebenslanger Haft verurteilte starb mit 86 Jahren im Gefängnis.

Der Guerilla-Anführer 1992 nach seiner Festnahme hinter Gittern in einem schwarz-weißen Sträflingshemd und Sonnenbrille. Er reckt die Faust und schreit

Häftling Nummer 1509: Guzmán nach seiner Festnahme im Jahr 1992 Foto: dpa/ap

BUENOS AIRES taz | Abimael Guzmán ist tot. Der frühere Anführer der peruanischen Guerilla Sendero Luminoso (Leuchtender Pfad) starb am vergangenen Samstag in Alter von 86 Jahren, von denen er 28 Jahre im Hochsicherheitsgefängnis auf dem Marinestützpunkt Callao verbrachte. Guzmán war wegen Terrorismus und Mord zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. „Der Terroristenführer Abimael Guzmán, der für den Verlust unzähliger Leben unserer Landsleute verantwortlich ist, ist tot“, twitterte Perus linker Präsident Pedro Castillo.

Es war ein surreales Spektakel: In einer raubtierkäfigähnlichen Zelle präsentierten die peruanischen Behörden den Gefangenen mit der Nummer 1509. In schwarz-weiß gestreifter Häftlingskutte reckte der bärtige Guerillaführer den Fotografen die erhobene Faust entgegen.

Guzmán war im September 1992 bei einer Geheimdienstoperation festgenommen worden, ohne dass dabei Schüsse abgefeuert wurden. Monatelang hatten die Agenten das Haus beobachtet, der eine Ballettschule als Fassade diente. Mit ihm wurde auch die heute 73-jährige Elena Iparraguirre festgenommen, die er 2010 im Gefängnis heiratete.

Anfang der 1970er Jahre gründete Guzmán den Leuch­tenden Pfad, der erstmals im Mai 1980 mit einer militanten Aktion in Erscheinung trat. Fünf Vermummte stürmten in ein Wahllokal in einer Kleinstadt in der südlichen Provinz Ayacucho und verbrannten die für die Präsidentschaftswahlen am kommenden Tag bereits vorbereiteten Urnen.

Einer der blutigsten Konflikte Lateinamerikas

Es war der Auftakt zu einem der blutigsten und grausamsten Konflikte Lateinamerikas, bei dem von 1980 bis 2000 rund 70.000 Menschen bei den Kämpfen zwischen der Guerillaorganisation und den Streitkräften ums Leben kamen, heißt es in dem 2003 veröffentlichten Bericht der peruanischen Wahrheits- und Versöhnungskommission.

Guzmán wurde am 3. Dezember 1934 in der südlichen Provinz Arequipa geboren. Dort ging er zur Schule, machte später seinen Universitätsabschluss in Recht und Philosophie und lehrte ab 1962 als Hochschuldozent Philosophie.

In den Jahren 1965 und 1967 reiste er nach China, zu einer Zeit, als unter Maos Tse-tungs Führung die Kulturrevolution begann. „Peru war das einzige Land in Lateinamerika, in dem die Abspaltung der Maoisten von Bedeutung war“, heißt es in dem Bericht der Kommission.

Ideologisch betrachteten sie Peru wie China als halbfeudales Land, in dem die kapitalistische Durchdringung erst am Anfang stand, weshalb die Macht durch einen langen und bewaffneten Volkskrieg vom Land aus errungen werden musste.

Der politische Einfluss der Gruppe ist heute gleich null

Das Alleinstellungsmerkmal des Sendero war seine maoistische Ausrichtung. „Der größte Völkermörder in unserer Geschichte ist tot, aber nicht seine Terrorbande“, twitterte Limas rechtsliberaler Bürgermeister Jorge Muñoz.

Offiziell aufgelöst hat sich die Gruppe nie, ihr politischer Einfluss ist gleich null. Ihre zahlreich belegten Gräueltaten dienen Perus Politikern jedoch immer wieder auch für die eigene Sache.

Zwar sitzt der ehemalige Präsident Alberto Fujimori wegen Menschenrechtsverbrechen seit Jahren hinter Gittern, aber seine Popularität und die von seiner Tochter Keiko speist sich noch immer aus seinem gewaltsamen Vorgehen gegen die Guerilla. Neuere Vorfälle werden schnell der Gruppe zugeschrieben, die sich vor allem mit Drogenhandel über Wasser halten soll.

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