piwik no script img

Guardiolas Soli-SchleifchenOhne Gelb vs. ohne Ahnung

Trainer Pep Guardiola verzichtet darauf, katalanische Solidaritätszeichen zu tragen. Der britische Verbandschef empört indes mit einem Vergleich.

Hier noch mit gelber Schleife, aus Soli zur katalanischen Unabhängigkeitsbewegung: Pep Guardiola Foto: dpa

Am Ende hat er eingelenkt. Der katalanische Fußballtrainer Pep Guardiola erkenne die Regeln des Fußballverbands an, gab sein Verein Manchester City am Montagabend bekannt. Er werde bei Spielen künftig nicht mehr die gelbe Schleife tragen, durch die er seine Solidarität mit inhaftierten katalanischen Politikern ausdrückte.

Der Verband hatte Guardiola bis Montagabend Zeit gegeben, sich zu der Anklage zu äußern, dass er vorigen Monat bei der 0:1-Niederlage gegen Wigan Athletic die Schleife getragen hatte. In den folgenden Spielen gegen Arsenal und am Sonntag gegen Chelsea trug er die Schleife zwar ebenfalls, hatte sie aber unter der Jacke versteckt, wie man kurz sehen konnte, als die Jacke verrutschte.

Ein Sprecher von Manchester City wies auf die Widersprüchlichkeit des Verbots hin. Bei Champons-League-Spielen darf Guardiola die Schleife nämlich tragen, das erlauben die Bestimmungen des europäischen Verbands Uefa. Es sei das Gleiche, wenn Menschen eine rosa Schleife zur Unterstützung der Initiative gegen Brustkrebs tragen, sagte Guardiola. „Ich bin mir sicher, dass es viele Menschen in Spanien und Katalonien gibt, die keine Unabhängigkeit wollen, aber es falsch finden, Menschen einzukerkern.“

Manche Kommentatoren verglichen die gelbe Schleife mit der Mohnblume, die britische Fußballer um den 11. November, den Jahrestag des Waffenstillstands im Ersten Weltkrieg, am Trikot tragen. Der Weltverband Fifa hatte das zunächst verboten, doch die Engländer setzten sich dann doch durch.

„Mohnblumen sind kein politisches Symbol“, sagte Martin Glenn, der Geschäftsführer des englischen Fußballverbands. „Die gelbe Schleife aber ist ein politisches Symbol, es ist ein Symbol für die katalanische Unabhängigkeit, und viele Spanier und Nicht-Katalanen sind stinksauer deshalb.“

Mit dieser Äußerung hätte er es belassen können, aber Glenn weiß selten, wann Schweigen die bessere Option ist. Manche Sachen, ergänzte er, seien nun mal kontrovers und das können starke religiöse Symbole sein: „Es könnte der Davidstern sein oder Hammer und Sichel, es könnte ein Hakenkreuz sein oder so etwas wie Robert Mugabe auf dem Trikot. Diese Sachen wollen wir nicht.“

Bemerkung ohne Sachverstand

Simon Johnson, der Vorsitzende des Jüdischen Führungsrats, sagte: „Der Davidstern ist ein jüdisches religiöses Symbol und hat große Bedeutung für Juden weltweit. Ihn im selben Atemzug wie das Hakenkreuz und Robert Mugabe zu nennen, ist beleidigend und unangemessen.“ Und der Davidstern prangt sehr wohl auf britischen Trikots. „Wenn Glenn etwas von Fußball verstünde, wüsste er, dass Wingate & Finchley FC den Davidstern seit Jahren in ihrem Wappen haben“, twitterte Sportjournalist James Masters.

John Mann, der Unterhaus-Abgeordnete und Vorsitzende des Parlamentsausschusses gegen Antisemitismus, ist beunruhigt, dass jemand wie Glenn auf einem solchen Posten sitzt, „ohne eine Ahnung von der Bedeutung und der Wirkung solcher Bemerkungen“ zu haben. Er mahnte an, man müsse eine System einrichten, damit zukünftige Führungskräfte „eine anständige Ausbildung in Sachen Gleichheit, Rassismus und Antisemitismus erhalten“.

Glenn entschuldigte sich schließlich halbherzig: Er habe niemanden beleidigen wollen, und Johnson akzeptierte das. Alexander Goldberg, ehemaliger Vorsitzende des Beratungsnetzwerks über Religion im Fußball, merkte jedoch an: „Ich verstehe nicht, was Glenn eigentlich sagen wollte. (:::) Der Fußballverband hat jedenfalls eine Menge Arbeit vor sich, um das kulturelle Bewusstsein zu stärken.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Natürlich hat Johnson den Davidstern nicht mit dem Hakenkreuz vergleichen wollen. Er wollte einfach sagen, dass er polarisierende Symbole nicht will. Das ist auch nachvollziehbar und die Kritik dagegen ist hysterisch.

    Aber es zeigt auch eine Doppelmoral. Sobald ein Symbol Teil eines Vereinswappens oder Teil der Sponsorenwerbung wird, ist es erlaubt. Von daher ist auch die Kritik, dass der Davidstern im Vereinswappen oder im Sponsorenlogo vorkomme, nicht zielführend. Hätte ein Verein aus Barcelon die gelbe Schleife im Logo oder würde ein lokaler Bierbrauer als Sponsor die gelbe Schleife in sein Logo aufnehmen, dann wäre wieder alles erlaubt. Das ist die Doppelmoral, die Vereinen und Sponsoren alle Rechte, den Spieler_innen aber keine Rechte zum Tragen von Symbolen gibt.