piwik no script img

Grünes Licht für Mega-FusionBayer darf Monsanto übernehmen

Die US-Behörden billigen die Megafusion. Die letzte Hürde für den Zusammenschluss ist damit beiseitegeräumt. AktivistInnen sind empört.

Teurer Einkauf: Der Bayer-Konzern zahlt für Monsanto gewaltige 62,5 Milliarden US-Dollar Foto: dpa

BERLIN taz | AktivistInnen üben scharfe Kritik an der Entscheidung der Vereinigten Staaten, die Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto durch den Leverkusener Bayer-Konzern zu genehmigen. Sie fordern, dass die deutsche Bundesregierung gegen die Fusion klagt.

Das US-Justizministerium hat den Megakauf am ­Dienstag unter Auflagen genehmigt und damit die entscheidende Hürde für die Übernahme aus dem Weg geräumt. Die nötigen Genehmigungen von Mexiko und Kanada erwartet Bayer in Kürze. Von wichtigen Kartellbehörden wie der EU-Kommission und den Wettbewerbshütern aus Brasilien, China und Russland hatte Bayer bereits unter Auflagen grünes Licht erhalten. Es handelt sich mit einem Preis von 62,5 Milliarden US-Dollar um den bislang ­teuersten Einkauf eines deutschen Unter­nehmens.

Ein Bündnis von Umwelt-, Entwicklungs- und Menschenrechtsorganisationen befürchtet Nachteile für LandwirtInnen und VerbraucherInnen. Bayer steigt mit der Übernahme zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut auf. Bei Genpflanzen kommt der Leverkusener Konzern laut „Koordination gegen Bayer-Gefahren“ (CBG) nach der Übernahme auf einen Marktanteil von rund 90 Prozent, bei Pestiziden auf einen von mehr als 20 Prozent. Ein Viertel aller Patente im Landwirtschaftsbereich würden jetzt auf das Unternehmen entfallen.

„Keine Nation wagt es offensichtlich, der von Bayer & Co. betriebenen ökonomischen Neuordnung der Welternährung etwas entgegenzusetzen“, sagte Axel Köhler-Schnura vom Vorstand der CBG. Die dominante Stellung habe massive Konsequenzen. LandwirtInnen müssten mit höheren Preisen und weniger Auswahl rechnen und in der Folge auch die VerbraucherInnen. Die Beschäftigten seien von Stellenstreichungen bedroht.

AktivistInnen fordern Klage vor dem EuGH

Um die kartellrechtlichen Freigaben zu erhalten, hatte Bayer den Verkauf von Geschäften mit einem Umsatz von 2,2 Milliarden Euro an BASF zugesagt. Die Veräußerungen würden alle Wettbewerbsbedenken aus dem Weg räumen, erklärte das US-Justizministerium. Bayer habe sich dazu verpflichtet, unter anderem sein Geschäft mit Baumwoll-, Sojabohnen- und Gemüsesamen sowie digitalen Angeboten für die Landwirtschaft abzustoßen.

Die EU-Kommission entschied am Dienstag, BASF als den geeigneten Käufer für alle von Bayer zu veräußernden Geschäfte anzuerkennen. Mit der Integration von Monsanto kann Bayer gemäß den Auflagen des US-Justizministeriums starten, sobald BASF den Erwerb der von den Leverkusenern abgegebenen Geschäfte vollzogen hat. Damit rechnet Bayer in zwei Monaten.

AktivistInnen des entwicklungspolitischen Netzwerks Inkota fordern die Bundesregierung auf, gegen die Megafusion vor dem Europäischen Gerichtshof zu klagen. Sie berufen sich dabei auf ein Rechtsgutachten, nach dem im Prüfverfahren der EU-Wettbewerbskommission soziale und ökologische Aspekte gleichberechtigt mit wirtschaftlichen Faktoren berücksichtigt werden müssen. (mit rtr)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

13 Kommentare

 / 
  • Damit kontrollieren wir dem Yankee doodle seine Nahrung. So schlecht kann das nicht sein.

  • Da bleibt dann nur zu hoffen, daß die Menschen in den USA nicht plötzlich gesundheitsbewußter werden und demnächst Entschädigungen für die wissentlich krankmachenden Produkte einfordern.

     

    Bayer als Rechtsnachfolger hätte dann zwar unter dem Strich nicht wirklich Probleme, dafür aber umso mehr die Steuerzahler/die Durchschnittsbürger, die dann die über 7 Ecken erfolgende Konzernrettung finanzieren müßten, und sei es nur über noch deutlich teurere Medikamente, die nötig sind, um die Schäden zu bekämfen, die durch die krankmachenden Lebensmittel entstehen.

    • @wxyz:

      Und deshalb sollen die Leute dort besser krank werden, anstatt dass mal ein breiterer Druck entsteht? Betrifft ja v. a. diejenigen, die sich nix gesünderes leisten können. Ist das nur Resignation oder Menschenverachtung?

  • Die Befürchtungen sind berechtigt und das "beinahe" Monopol der Lebensmittelgrundlagen ist schlimm. Aber der konventionelle Landwirt hatte auch schon vorher nicht viel Auswahl. Ich bin jedoch mal gespannt ob sich auch was zum Guten ändert, jetzt wo das Saatgutgeschäft fast ganz in europäischer Hand ist und weiter weg von Trumps kleinen Pfötchen. Vielleicht kann man dieses Monopol innereuropäisch wieder auf ein gesundes Maß splitten? Es hat also schon was positives. Aber auch nur wenn Bayer und BASF mal für mehr Saatgut-Vielfalt und umweltverträgliche Pestizid-Alternativen sorgt!...ich weiß, das ist Utopie.

    • @Sven Svarson:

      Ich befürchte Sie überschätzen den guten Willen der EU-Organe bzw. der Bundesregierung.

      Ich sehe auch nicht, dass die hier viel besser sind als Trump.

    • @Sven Svarson:

      jepp...

      ich denke auch, dass das eine Utopie ist.

      Weiter glaube ich, dass Geschichten wie die Glyphosat-Regelung, vermehrt auftreten werden, da Bayer eine zu starke Lobby in der BRD hat.

      • @el-presidente:

        Hey. Wasn das? Benutzt hier jemand meinen guten Namen? Such dir gefälligst einen anderen Account.

  • Bayer wurde in D gegründet, aber die Firmenzentrale wird nach St.Louis/MO verlegt. Einzig und allein US-Gesetze sind dann für die Firma von Bedeutung. Der Standort D ist anschliessend nur noch eine von vielen Filialen und deutsche Umweltbündnisse sind pure Zeitverschwendung.

     

    Bildlich gesprochen sind die "Leverkusener" dann nicht mal mehr so leverkusig wie die Famiglia Corleone nach dem Umzug von New York nach Las Vegas.

  • Monsanto stellt die Lebensmittel her, die uns krank machen. Bayer die Arznei, die gegen diese Krankheiten eingesetzt wird. So gesehen ist diese Fusion nur folgerichtig.....

    • @Der Mann, der unter einen Stein hervorkroch:

      welche Lebensmittel machen uns denn krank?

      • @Bernhard Hellweg:

        Die Liste der krankmachenden Lebensmittel ist seeeehhhhhrrrr lang. Eine aufzählung lass ich lieber mal...

        Natürlich auch eine Frage der Essgewohnheiten, wer das Glück hatte, fast zeitlebens nicht konventionele Produkte essen zu können, (ich hatte das) merkt schon bei konventionellem Gemüse und/oder Obst, wie schlecht das für den Körper ist! Wer halt immer nur pestizidverseuchten Scheiß gegessen hat, wird vermutlich nicht merken, was sie/er sich damit antut..

        .

        Und jeder Fleischesser führt sichungesunde Nahrung zu(auch das so schön geredete biofleisch ist betroffen!), denn Fleisch ist heutzutage fast ausschließlich unter Zufuhr von genetisch verändertem Soja und andern Futtermitteln produziert worden.

         

        Aber ist natürlich einfach zu sagen, NEEE, dieses Problem gibts nicht, will so weitermachen wie bisher, auf keinen Fall den Wandel!

         

        Aber der Wandel ist Teil unsereres Lebens, mit Mut und eigeninitiative macht es sogar spaß!

      • @Bernhard Hellweg:

        Donuts und Gammeldöner.