piwik no script img

Grüne zur MassentierhaltungAuf gut Deutsch: Verarschung

Anton Hofreiter und einige Parteikollegen wollen in 20 Jahren keine Massentierhaltung mehr. Klingt gut, ist aber nicht annähernd so gut durchdacht.

Eins von Hofreiters Forderungen: Das Kupieren von Schweineschwänzen verbieten Foto: dpa

So etwas hört man natürlich gern: Die Grünen wollen die Massentierhaltung abschaffen, und das sogar innerhalb von zwanzig Jahren. Das verlautbarte Anton Hofreiter kürzlich gegenüber Zeitungen, und er schreibt es auch in seinem jüngst erschienen Buch über die „Fleischfabrik Deutschland“ (Riemann Verlag, Juni 2016).

Im Grunde müssten ihm dafür auch die Wähler*innen anderer Parteien Beifall klatschen, denn Massentierhaltung mag schließlich keiner. Außer vielleicht einige, die an ihr verdienen. Alle anderen jedoch, die die Produkte der Massentierhaltung bloß konsumieren, würden zwar gerne diese Produkte beibehalten, bloß halt ohne die schmutzige Assoziation industrieller Tierquälerei. Mit dem Gedanken, dass er zumindest gelegentlich „bio“ kauft, was er sich fälschlicherweise wie Bullerbü vorstellt, tröstet sich der Konsument über den alltäglichen Einkauf und die schrecklichen Dokumentationen zum Elend der Massenställe hinweg.

So ist der Term „Massentierhaltung“ von einem kritischen Begriff längst zu einem Mittel der Gewissensberuhigung durch Abgrenzung geworden: Jeder Fleischesser, der heutzutage etwas auf sich hält, lehnt sie ab, ist aber nicht bereit, an seinem Verhalten das Geringste zu ändern. Und leider läuft auch Anton Hofreiters Ankündigung, die Massentierhaltung abschaffen zu wollen, auf ein weiteres Angebot an die Konsument*innen hinaus, ihr Gewissen zu beruhigen, wenn sie im Gegenzug versprechen, nicht so genau nachzufragen.

Was man aber eigentlich tun sollte. Also habe ich an einer Fachtagung in Hannover teilgenommen, wo die Grünen mit Bauern und Lebensmittelindustriellen über „100 Prozent faire Tierhaltung“ diskutiert haben; habe Hofreiters Buch gelesen, Mails mit der Presseabteilung der Grünen gewechselt und ein Papier zum „Pakt für faire Tierhaltung“ von Anton Hofreiter, Nicole Maisch und Friedrich Ostendorff gelesen. Das ist die Grundlage für die folgenden Spekulationen, was die Grünen beziehungsweise Hofreiter tatsächlich intendieren.

Wenig Raum und Arbeitskraft

Die Spekulation fängt schon beim Titel des Autorenpapiers an, der nur noch von „fairer“ Tierhaltung spricht, nicht von „100 Prozent fair“ („Pakt für faire Tierhaltung“). Bezüglich der tierhalterischen Fairnessgrade herrscht offenbar noch Verwirrung. So wird die 100-Prozent-Marke zwar auch in Hofreiters Buch erwähnt, allerdings fällt dort ebenfalls die Formulierung, dass sich die Tiere künftig „einigermaßen wohl fühlen“ sollen. In dem Positionspapier heißt es wiederum nur, es sei anzustreben, dass es den Tieren „deutlich besser geht“ als jetzt. Einigermaßen? Deutlich? Also vielleicht 20 bis 40 Prozent fair – was bitte heißt das?

Diese Fragen sind keineswegs akademisch oder pfennigfuchserisch gemeint. „Wir setzen auf eine Politik der machbaren Schritte, die ein klares Ziel im Blick hat.“ schreibt Hofreiter. Doch genau dieses Ziel fehlt – und muss im Bereich des „fairen“ Tiere-Nutzens wohl auch notgedrungen fehlen.

Die Landwirtschaft mit Tieren hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg stark industrialisiert, weil auch auf diesem Wirtschaftszweig ein großer Druck lastet, mithilfe von möglichst wenig Raum und Arbeitskraft möglichst viel „herauszuholen“. Das geht zu Lasten der Landwirte, der Böden – und der Tiere. Teilweise möchten die Grünen nun EU-Subventionen umverteilen, um „bäuerliche“ Landwirtschaft mehr zu unterstützen. Aber wie „bäuerlich“ kann Landwirtschaft in einer nichtbäuerlichen Postindustriegesellschaft sein? Wir sind in Deutschland über 80 Millionen Menschen, nur 1,5 Prozent davon sind Landwirte. Wie sollen diese 1,5 Prozent den gesamten Rest „bäuerlich“ versorgen?

Die Maßnahmen der Effizienzsteigerung lassen sich, selbst bei bestem Willen, nur begrenzt zurückschrauben. So sprechen die Grünen eben von mehr Platz im Stall, von weniger stark verzüchteten Tieren, von einem Verbot von Verstümmelungen und Amputationen (Kupieren von Schwänzen und Schnäbeln). Aber das ist vage, und es trifft nicht den Kern des Problems. Worunter die Tiere in der Landwirtschaft derzeit leiden, sind nicht nur Zucht, engste Enge und Amputationen. Sie leiden darunter, dass Haltung und Nutzung in jede Phase ihres Leben eingreifen, ja, das Ausleben eines tierlichen Lebens stark beeinträchtigen oder sogar verhindern.

Großes Schweigen im grünen Walde

Stichwort Kinder: Eine rentable Milchwirtschaft, bei der die Kuh nicht ein Vielfaches der natürlichen Milchmenge produziert und gleichzeitig das Kalb behalten „darf“, das aus ihrem Euter trinkt, ist meines Wissens noch nicht erfunden.

Stichwort Mütter: Kein einziges der über 800 Millionen ökonomisch „erzeugten“ Küken wird von einer Henne ausgebrütet, sie schlüpfen in elektrisch beheizten Schubladen, werden über Förderbänder und in Lkws viele Stunden ohne Futter und Wasser transportiert; müssen sich in den Ställen ohne Henne orientieren, was zu etlichen Prozent „Hungertoten“ führt. Genau wie das Kalb braucht auch das Küken seine Mutter.

Stichwort Bewegung: Auf so ziemlich jeder Tagung zum Tierwohl wird freudig betont, wie einfach Stroh als Beschäftigungsmaterial eingesetzt werden und somit Schweine von kannibalistischem Verhalten abhalten kann – aber Schweine brauchen keine Ergotherapie und keine Beschäftigung, sie brauchen ein Leben!

Sollen also nach grüner Vision alle Spaltenböden mit den darunterliegenden Güllegruben abgeschafft und die Schweine wie in Mittelalter und Früher Neuzeit wieder in den Wald geschickt werden? Soll das maschinelle Ausbrüten endlich wieder durch Naturbrut ersetzt werden? Dürfen bei „100 Prozent fair“ alle Kühe ihre Kälber behalten? Wird, last, but not least, die boomende Aquakultur unterbunden, bei der bislang Fische auf kleinstem Raum zusammengequetscht werden dürfen, was nach jüngst veröffentlichten Untersuchungen zu Depressionen und selbstmordähnlichem Verhalten unter anderem bei Zuchtlachsen führt? Großes Schweigen im grünen Walde.

„Weil es Tiere sind“

Immer wieder versuchen die Lobbyisten der Agrarindustrie, den Konsument*innen den Begriff der „Intensivtierhaltung“ anstelle von „Massentierhaltung“ schmackhaft zu machen. Dazu schreibt Hofreiter: „Das ist Schönfärberei, auf gut Bayerisch Verarschung. Ich bin ein Freund deutlicher Worte.“

Ich auch. Wer 100 Prozent faire Tierhaltung ankündigt, dann aber bloß zwischen „deutlich“ und „einigermaßen“ herumeiert (Freiland natürlich), wer im Grunde nur ein Ringelschwänzchen heile lassen, etwas mehr Platz „gewähren“, Hühner und Küken weiterhin elektrisch in Schubladen ausbrüten, Rindern und Schweinen den Nachwuchs von den mütterlichen Zitzen reißen und sie im juvenilen Alter in den Schlachthof fahren lassen will, der betreibt Schönfärberei. Kann man nicht nur auf Bayerisch, sondern auch auf Hochdeutsch Verarschung nennen.

Ungern lasse ich mich von den Grünen verarschen und mir Marketing-Slogans wie „100 Prozent fair“ andrehen, wenn tatsächlich „10 Prozent weniger übel“ gemeint ist. Es ist klar, dass der Weg der Realpolitik aus kleinen Schritten besteht, aber dann darf man nicht versprechen, dass man nach 20 Jahren in einer Utopie ankommt.

Ich bin ein Freund deutlicher Worte

Anton Hofreiter in seinem Buch

Dabei wurde die wirklich heikle ethische Frage in diesem Text ja noch nicht einmal angetippt: Wie kann man überhaupt von Fairness sprechen, wenn man dem anderen tatsächlich nach dem Leben trachtet und ihn im Alter weniger Monate umzubringen gedenkt? Ich stellte diese Frage auch auf der erwähnten Grünen-Tagung in Hannover. Zufällig saß ich danach neben Anton Hofreiter. Er beugte sich zu mir herüber und sagte: „Die Antwort ist: weil es Tiere sind.“

Das ist im Jahre 2016, nach 40 Jahren Tierethikdebatte, Tierrechtsdemos auf allen Kontinenten und nahezu täglichen Meldungen aus der Biologie, wie ähnlich uns Tiere sind, keine Antwort mehr. Mehr Stringenz muss her, mutigere Visionen und eine deutlichere ethische Haltung. Auch und gerade bei den Grünen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

26 Kommentare

 / 
  • „Die Antwort ist: weil es Tiere sind. -

     

    Das ist im Jahre 2016, nach 40 Jahren Tierethikdebatte, Tierrechtsdemos auf allen Kontinenten und nahezu täglichen Meldungen aus der Biologie, wie ähnlich uns Tiere sind, keine Antwort mehr."

     

    Aber hallo ist es eine Antwort, nur halt die eines Andersdenkenden. Es gibt - das belegen die von Ihnen genannten Entwicklungen - eine nicht mal kleine Zahl von Menschen, deren Verständnis von der Rolle von Tieren so stark der des Menschen angenähert ist, dass sie diese ungeschminkte Differenzierung nicht mehr nachvollziehen können.

     

    Nur bedeutet die EXISTENZ solcher Menschen nicht, dass sie einen Anspruch darauf hätten, dass Jene, die ihre tierrechtliche Einstellung nicht teilen, ihre Denke trotzdem nach deren Maßstäben richten. Man verlangt auch z. B. als Christ nicht von einem Zen-Buddhisten, dass er seine Auffassung von Göttlichkeit mit Bibelzitaten belegt.

     

    Der Ausgangspunkt ist einfach ein anderer: Man kann Tiere durchaus auch als "Mitgeschöpfe" sehen, ohne ihnen eine eigene Rechtsphäre zuzubilligen. Und Viele tun genau das: Es gibt zwar Recht, das die Tiere vor der Willkür des Menschen schützen soll, aber das ist nicht IHR Recht, sondern MENSCHLICHES Recht - von Menschen für Menschen gemacht, um menschliche Moralvorstellungen umzusetzen (die wiederum den Tieren ungefragt okroyiert werden).

     

    Auf dieser Basis ist es nicht nur möglich sondern logisch, "fairen" Umgang mit Tieren nach menschlichen Maßstäben, die eine klare Abstufung zu den Tieren vorsehen, zu betrachten. Tieren ist das Konzept von Fairness wesensfremd. Der Mensch kann es auf sie gar nicht anwenden, ohne sich dabei gleichzeitig wieder über sie zu stellen - weil es Tiere sind.

  • Es war noch niemals toll des Menschen Nutztier zu sein, glückliche Tiere essen ist ein Widerspruch in sich. Die allermeisten Menschen stören sich nicht daran. Letztendlich entscheidet der Verbraucher also jeder Einzelne wohin die Reise geht. Das was die Verbraucher kaufen wird produziert, wenn nicht bei uns in deutschland dann eben im Ausland

  • Liebe Hilal, ich freue mich über deinen Artikel.

     

    Auch ich war sehr irritiert über "100% Tierwohl“ als Slogan. In allen Beiträgen an diesem Tag ging es lediglich um eine Reduzierung von Leid, Enge und Langeweile. Da bin ich um jeden Millimeter in die richtige Richtung dankbar. An nicht gelebtes Leben wurde gar nicht gedacht. Das ist für Anton Hofreiter und seine Weltsicht zu weit weg. Wie zum Beweis dann seine Antwort auf deine Frage nach der Fairness des Tötens: "Weil es Tiere sind.“ Wir dürfen das, weil es Tiere sind. Das ist wie ein Kübel Eiswasser ins Gesicht. Ein wirklich übler Spruch nach jahrzehntelanger Tierrechtsdebatte.

     

    Robert Habeck ist ein wohltuender Gegenpol: "Er attestierte der Tierhaltung aus ethischer Sicht ein grundsätzliches Rechtfertigungsproblem. Nach seiner Auffassung ist der Tierhaltung und der damit verbundenen Tötung von Tieren für Nahrungsmittelzwecke nämlich mit der reichlichen Verfügbarkeit alternativer Lebensmittel eine wichtige Begründung abhandengekommen. Die Tierhaltung diene heute nicht mehr der Versorgung mit lebensnotwendiger Nahrung, so Habeck. Deshalb müssten die Halter eine neue und gesellschaftlich akzeptable Begründung für ihr Handeln liefern.“ (topagrar 04/2016) Die Leserkommentare auf der Seite schäumten über. Allerdings gab es da auch eine lesenswerte, nachdenkliche Tierhalterin.

     

    Sehr schwierig finde ich die Situation für die TierhalterInnen, die eine bewusste Beziehung zu ihren Tieren haben und sie wie z.B. die Demeter-Bauern auf den Tod vorbereiten. Diese Bauern tragen die ganze moralische Last auf ihren Schultern und stellen sich auch noch der Diskussion. Wie sagte der eine noch: „Die Vegetarier lassen uns mit dem Töten allein.“

  • Faire Tierhaltung gibt es genau so wenig wie es faire Sklaverei gibt. Ich kenne sog. 'Grüne' die haben Leichen an der Wand hängen und finden das toll.

    • @JoWall:

      Das gleiche gilt für den Waffenhandel, die Kinderarbeit und Tempo 200 auf Autobahnen. Gehört alles abgeschafft. Warum machen die Grünen das bloß nicht, obwohl sie schon in Ländern und Bund an der Macht waren und sind?????

      • @TazTiz:

        Und nicht zu vergessen die "nachhaltige" Flugzeugnutzung:

        http://www.taz.de/!5305323/

         

        "Die Grünen-nahe Stiftung und der Rüstungskonzern werben für nachhaltiges Fliegen."

         

        "In Zukunft klimafreundlich fliegen – ohne schlechtes Gewissen. Das verspricht die Heinrich-Böll-Stiftung gemeinsam mit der Airbus Group am Mittwoch auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Berlin."

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Das hat doch alles keinen Zweck, Frau Sezgin. Hofreiter ist ein Karnivor, wahrscheinlich sogar ein eingefleischter. Eingefleischte Karnivoren sind gegen das, was sie tun, weitgehend immun. Solange sie sich nicht selbst sagen, dass Fleischessen generell unethisch ist gegenüber den Tieren und der Umwelt, solange kann man keine grundlegende Änderung der Positionen erwarten. Irgendwie natürlich kratzt das Thema aber an der Mehrheit herum, deswegen die Ausflüchte in punkto Bio-Fleisch usw., deswegen auch die verhohlenen oder unverhohlenen Aggressionen gegenüber Veganern. Diesbezüglich bin ich tatsächlich froh, dass sich etwas tut - auch wenn es nur sehr wenig ist. Autofahren und Fleischessen, das sind wohl die wirkmächtigsten Ideologeme - nicht nur - der Deutschen.

    • 3G
      34970 (Profil gelöscht)
      @849 (Profil gelöscht):

      Mit der Rhetorik wundern sie sich über die Aggressivität gegenüber Veganern? Für mich grenzt das schon an Rassimus 2.0 aber ok. Das ich das so wahrnehm liegt bestimmt auch daran das ich die Woche Wurstsemmel hatte und sowieso deutsch bin. Hab mich ja immer gewundert was für Vorbilder so ein Veganer eigentlich hat. Langsam dämmert es mir...

    • @849 (Profil gelöscht):

      Es dürfte zweifelhaft sein, dass Hofreiter ein Karnivor ist und sich damit, gemäss Definition, hauptsächlich oder gar ausschliesslich von Fleisch ernährt. Viel wahrscheinlicher ist eine ausgewogene Mischernährung ("Omnivor"), so wie sie seit Entstehung der Art von nahezu ausnahmslos allen menschlichen Säugetieren gepflegt wird.

      • @TurboPorter:

        Wobei nicht vergessen werden sollte, dass der Anteil tierischen Proteins evolutionsbiologisch gesehen von Insekten, Maden und Würmern gedeckt werden müsste. Die Proteinzusammensetzung von Heuschrecken z.B. ist nahezu perfekt für den menschlichen Organismus und humangeschichtlich gesehen wahrscheinlich eine der wesentlichen Quellen für diese Nahrungsbestandteile.

         

        Die Proteinzusammensetzung höherer Lebenwesen, wie etwa anderer Säugetiere, ist vergleichbar minderwertig. Und wer andere Omnivore, wie etwa Schweine, isst, der kommt dem Kannibalismus schon sehr nahe, allein was die Beschaffenheit und Struktur des Fleisches angeht.

        • @cursed with a brain:

          Ob das evolutionsbiologisch richtig ist, weiß ich nicht. Immerhin kann der menschliche Magen so einiges an Eiweiß verdauen.

           

          Aber sicher ist nicht nur die Eiweißzusammensetzung vieler Insekten heute besser für den Menschen als industrielles Fleisch. Aber hier geht es nicht um die Gesundheit, sondern die Fleischeslust bzw. Gefräßigkeit.

           

          Insekten als Proteinquelle sind auf dem Vormarsch, aber auch da gilt natürlich irgendwo den Tierschutz zu beachten.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @TurboPorter:

        Bei den Mengen, die so ein Durchschnittsbazi vertilgt, ist die Behauptung, dass er sich hauptsächlich von Fleisch ernährt, angemessen. Alles andere außer Fleisch ist der Mehrheit in dieser Republik allenfalls lästige Beilage. Das Wort war insofern mit Bedacht gewählt. Vorn einer ausgewogenen Mischernährung zu reden, erscheint mir ob dieses Umstands wie blanker Hohn.

    • @849 (Profil gelöscht):

      Herr Hofreiter ist kein Karnivor, sondern ein Omnivor. Eingefleischte Omnivorenhasser wie Sie sind lernresistent. Sie töten Pflanzen oder lassen töten, obwohl Sie wissen (müssten), dass Pflanzen nicht nur so grüne Dinger sind, die irgendwie in der Landschaft vor sich hinwachsen. Lesetipp zum Einstieg: Das geheime Leben der Bäume von P. Wohlleben

      • @Harry Hirsch:

        "Sie töten Pflanzen oder lassen töten"

         

        Dazu sollte man erwähnen, dass durch den Verzehr von Fleisch sehr viel mehr Pflanzen getötet werden müssen.

         

        Wieviel mehr, ist von vielen Faktoren abhängig, aber da ein Schwein/Huhn etc. kein Perpetuum Mobile ist und ausser Fleisch ansetzen auch noch atmen und Blut durch seine Adern pumpen muss, also kurz gesagt, leben (wenn man es denn so bezeichnen mag), ist es unbestreitbar, dass durch den Umweg über das Tier einiges an Energie verloren geht.

         

        Wir sollten als erstes Ziel vielleicht anstreben, dass wir kein Tierfutter mehr aus anderen Ländern wie Südamerika importieren müssen.

      • @Harry Hirsch:

        "Pflanzen töten"? Selten so gut gelacht. Auch wenn in jedem Lebewesen und Organismus auf diesem Planeten ein Zauber inne wohnt, sollen selbst Chlorophilisten zwischen Bäumen und Schweinen einen kleinen Unterschied erkennen können.

        • @Sapasapa:

          Da Tiere und Pflanzen - soweit sie könnten und zum Überleben müssten - auch Menschen töten und verspeisen würden, verstehe ich den Vorwurf nicht.

  • Herr Hofreiter kann schon recht haben, sofern man eine Entwicklung akzeptiert, die ihm vermutlich nicht recht ist: In 20 Jahren lässt sich Fleisch ziemlich sicher sehr kostengünstig in guter Qualität und allen Geschmacksvarianten direkt als Schnitzel oder Filet in Gewebezuchtautomaten herstellen.

     

    Dabei wird jegliches Tierleid vermieden, die Notwendigkeit für Massenhaltung von Haustieren entfällt, und die Bio-Produkte aus echten, freilaufenden Rindern, Schweinen und Hühnern bedienen einen sehr überschaubaren hochpreisigen Nischenmarkt für Schlachteplatten-Freaks, Gourmets und Leute, die bereit sind, für die Bewahrung von Nutztierrassen viel Geld auszugeben.

    • @Jared J. Myers:

      Und so kann sich die Elite endlich wieder vom Präkariat abgrenzen. Die Bioelite hats für sie geschaffen.

  • Wir stammen in Europa von Viehhirten ab. Das ist unsere Lebensart, eingeschrieben in unsere Gene und unseren Körper *). Wir müssen im Einklang damit leben statt mit immer neuen Wohlstandsprothesen uns von unserer Natur zu entfremden.

     

    Die ganze neoliberale Industriekultur, Dienst am Kapitalismus und seiner Verwertungsmaschine, Entfremdung von der Natur bei gleichzeitiger manischer Tierliebe und Veggie-Ersatzreligionen, das macht uns krank.

     

    * Huch, ein Biologismus, jo, wir sind von unserem Bioapparat abhängig, so wie der Mensch physisch an den Luftdruck gebunden ist, der zufällig auf dem Planeten Erde herrscht. Man kann uns nicht immer gegen die Natur reformieren wollen. Sonst hauen wir am Ende alles weg, was man uns zumutet.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Gerk Janssen:

      Ich dachte, wir stammten in Europa von Primaten ab. Die Gene eines Viehhirten haben die vielen Laktoseintoleranten Menschen hierzulande jedenfalls bestimmt nicht.

      • @849 (Profil gelöscht):

        gerade Europa ist ja nun aber das schlechteste Beispiel - hier vertragen die meisten Menschen fremde Milch sehr gut - genau wie bei veganer Wurst sollte man auch bei der Explosion der Anzahl laktosefreier Produkte nicht von einem wachsenden Phänomen ausgehen

      • @849 (Profil gelöscht):

        Das mit der Laktoseintoleranz sollten Sie sich nochmal von seriöser Seite erklären lassen.

        Kurzform: Ein laktosetoleranter Mensch kann durch Milchverzicht seine Fähigkeit mindern und umgekehrt. Im Alter nimmt der Enzymgehalt der Darmschleimhaut auch ab. Im Übrigen bedarf es nur des Verzichtes auf "viel" Vollmilch. Etwas Milch verträgt jeder, Milchprodukte sind in der Mehrzahl eh ohne Laktose, auch wenn es die Industrie für die LaktosefreiFans nochmal drauf schreibt und den Schriftzug dann mit Preisaufschlag vergoldet.

        Übrigens: Wenn andere Primaten die Chance auf Kuhmilch hätten, würden diese über Generationen auch laktosetolerant werden.

  • Liebe Hilal Sezgin,

     

    wir zwei saßen schon mal zu diesem Thema auf einem Podium, und ich habe auch damals versucht zu erklären, warum ich die bäuerliche Tierhaltung nicht nur für legitim, sondern sogar für eine zukunftsweisende Form der Lebensmittelerzeugung halte. Wenn unsere gesamte Wirtschaft bäuerlich arbeiten, also in Generationen denken, ihre natürlichen Ressourcen schonen und mit den anvertrauten Kreaturen verantwortlich umgehen würde, dann sähe es um unsere Zukunft besser aus.

     

    Leider verläuft die Entwicklung in der Landwirtschaft eher anders herum, liberalisierte Märkte führen geradewegs in industrielle Strukturen. Wir grüne Bauern halten dagegen, dafür brauchen wir aber nicht nur die Unterstützung des Tierschutzes, auch die Tierrechtler sollten einmal ihre Strategie überdenken. Denn um die Tierhaltung bei uns grundlegend zu verändern, müssen Mehrheiten gerade auch bei den konventionellen Landwirten organisiert werden, die sich noch mit bäuerlicher Kultur identifizieren wollen. Mit solchen Beiträgen kann man sicher bei vielen sehr landwirtschaftsfernen Menschen Zustimmung erhalten, nicht aber bei denen, die die Agrarwende organisieren müssen: den Bauern.

    • @Seb Schäfer:

      Selbst grüne Bauern benötigen öffentlichen Druck , damit es voran geht mit dem Tierschutz und die konventionelle Denkweise bei der Biolandwirtschaft kritisch hinterfragt wird.

    • @Seb Schäfer:

      Es sind nicht die Bauern die diesen Weg auftun. Es sind die Makroökonome4n die diesen Weg gehen und zum Nachteil derer die ihn erhalten wollen für all mißbrauchen.

      Mißbrauch ist das größte Problem dieser "elitären" Mobgesesellschaft.

      • @Rita Dütsch:

        ?