Großflächige IT-Störung: Von wegen souverän

Die weltweite Störung hat gezeigt: In Sachen Digitalem sollten wir uns nicht abhängig machen. Quelloffene Software könnte hier ihre Stärke ausspielen.

Menschenmenge am Flughafen Baltimore

Was an Digitalem ist unverzichtbar für unsere Gesellschaft? Foto: Stephanie Scarbrough/AP/dpa

Medizinische Versorgung, Banken, Flughäfen, Kommunen – durch zahlreiche Branchen zogen sich am Freitag und teils noch am Wochenende die Folgen einer IT-Störung. Warum die Auswirkungen so weltumspannend waren? Nun: Immer mehr Firmen setzen bei IT auf wenige spezialisierte Dienstleister. Die Finanzaufsicht Bafin warnte bereits davor, dass diese zunehmende Praxis eine Gefahr für das Finanzsystem darstellt – etwa bei einem Angriff.

Dass es nicht mal ein Angriff sein muss, sondern Menschen auch so ausreichend Fehler machen, zeigt der aktuelle Vorfall. Und er rückt zwei Themen in den Mittelpunkt, die angesichts der geopolitischen Lage gern von Po­li­ti­ke­r:in­nen gefordert, in der Praxis aber verschleppt werden: Resilienz und digitale Souveränität.

Zwar hat die Bundesregierung jüngst mit den Telekom-Konzernen ausgehandelt, den chinesischen Netzwerkausrüster Huawei schrittweise zu ersetzen. Doch wenn eine Videokonferenz-Software für ein Ministerium gesucht wird, ein Cloud-Anbieter für eine öffentliche Stelle oder ein Office-Paket für Schulen – dann stehen am Ende oft doch wieder die Namen der großen US-Konzerne im Vertrag.

Lasst jeden Kundigen reinschauen

Und die EU ist Berichten zufolge gerade dabei, ein Förderprogramm für freie und quelloffene Software zu beenden. Also für Software, die ein Gegengewicht bilden kann zu kommerziellen Angeboten, die regelmäßig mit digitaler Überwachung und zahlreichen Abhängigkeiten einhergehen.

Schon klar: Das nächste große IT-Ding wird nicht aus Europa kommen, Förderprogramm hin oder her. Doch bei digitaler Souveränität geht es nicht um Disruption, also darum, einen Markt umzukrempeln. Sondern um Subsistenz. Also um die Frage: Was an Digitalem ist für unsere Gesellschaft so unverzichtbar, dass wir uns nicht abhängig machen sollten? Gerade hier kann freie, quelloffene Software ihre Stärken ausspielen. Weil sie den Sicherheitsaspekt quasi in ihrer DNA hat. Quelloffen heißt, je­de:r Kundige kann reinschauen, Fehler finden, verbessern, anpassen. Wenn das nicht souverän ist – was dann?

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schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.

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