Großbrand in Kopenhagen: Wahrzeichen in Flammen
In Kopenhagen brennt die alte Börse, Passanten helfen bei der Rettung wertvoller Kunstgegenstände. Die Ursache des Feuers ist bisher vollkommen unklar.
Um 7.36 Uhr wurde die Feuerwehr alarmiert, etwa eine Stunde später mussten die Menschen in Dänemark live mitansehen, wie die ikonische steile Spitze auf dem Dach des Gebäudes – eine alte Börse – umstürzte, die zu Kopenhagen gehört wie die kleine Meerjungfrau. Sie stellt verschlungene Drachenschwänze dar, mit drei Kronen ganz oben, die für Dänemark, Norwegen und Schweden stehen. Das nun umgestürzte Wahrzeichen sollte das Gebäude symbolisch gegen Angriffe und Feuer schützen. Dänemarks Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen postete ein Video des Augenblicks auf X – „Unser eigener Notre-Dame-Moment“, schrieb er dazu. Auf den Tag genau vor fünf Jahren stand die Pariser Kathedrale in Flammen.
In Kopenhagen brennt wenige Stunden nach Ausbruch des Feuers die Hälfte des Gebäudes, Teile des Daches sind eingestürzt. Der Brand sei außer Kontrolle, die Löscharbeiten seien sehr schwierig, zitiert DR den Stabschef der Bereitschaft in Kopenhagen, Jakob Vedsted Andersen. Eine Mischung aus alten Holzkonstruktionen und einem Kupferdach, unter dem sich die Wärme heftig staue, nannte er als große Herausforderung. „So ein Brand ist unser größter Albtraum“, sagte der Einsatzleiter der Feuerwehr, Frank Trier Mikkelsen, TV2 News.
120 Feuerwehrleute sind im Einsatz, 90 Kräfte des dänischen Militärs helfen, wertvolle Gegenstände zu bergen. Das Gebiet rund um die Börse ist abgesperrt, die Handwerker, die am Morgen dort noch arbeiteten, sind den Berichten zufolge in Sicherheit. „Børsen“ wird seit 2022 renoviert, ist eingerüstet und sollte zum 400-jährigen Jubiläum in neuem Glanz erstrahlen.
Gerührt vom Einsatz der Privatpersonen
Das Gebäude gehört heute der Arbeitgeberorganisation Dansk Erhverv. „Einer der schlimmsten Tage meines Lebens“, sagte deren Direktor Brian Mikkelsen. „Da brennt unsere Kultur- und Gesellschaftsgeschichte“. Jetzt gehe es darum zu, retten, was man retten könne – und dass niemand zu Schaden komme.
Sowohl Mikkelsen als auch der Kulturminister zeigten sich besonders gerührt über den Einsatz von Privatpersonen, die Kunstwerke aus dem brennenden Gebäude holten. Auch eine Sprecherin des Nationalmuseums hob die Bedeutung dieses privaten Engagements mitten in der Katastrophe hervor. Es seien viele Gemälde gerettet worden. Diese werden seit dem Morgen in Folie verpackt und sicher gelagert. Einen kompletten Überblick müsse man sich noch verschaffen.
„Heute Morgen wachten wir mit einem traurigen Anblick auf“, schrieb der dänische König Frederik in einer Mitteilung. Die Königin und er „bedankten sich bei allen, die früh am Morgen dafür gesorgt hätten, dass niemand zu Schaden kam und die nun dafür kämpfen, so viel wie möglich sowohl des Gebäudes als auch der vielen Kulturschätze zu retten.“
Kopenhagens Oberbürgermeisterin Sophie Hæstorp Andersen sagte am Mittag im DR: „Wir müssen sehen, was gerettet werden kann und wie wir es wieder aufbauen können, denn es ist so wichtig für Kopenhagen.“ Ihre erste Reaktion, als sie von dem Feuer hörte, dürfte repräsentativ für die meisten Menschen in Kopenhagen, wenn nicht in ganz Dänemark sein: „Das darf einfach nicht passieren.“
Die Brandursache war auch am Nachmittag noch unklar. Bei einer Pressekonferenz zur Lage meldete Bereitschaftschef Jakob Vedsted Andersen immerhin, das Feuer sei unter Kontrolle. Mehrere Hundert Kunstwerke seien gerettet worden, sagte die Maganzinchefin des Nationalmuseums, Camilla Jul Bastholm. Und die Eigentümerin Dansk Erhverv gab bekannt, die Börse werde auf jeden Fall wieder aufgebaut. Nach einer Inspektion des vollständig ausgebrannten Teils des Gebäudes, in dem sich der historische Börsensaal befand, sagte Direktor Brian Mikkelsen: „Es war ein schrecklicher Anblick, ich stand da und weinte.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin