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Griechischer Expremier im WahlkampfTsipras möchte Paket neu aufschnüren

Im Fall seines Sieges will Alexis Tsipras an den Auflagen für das dritte Kreditpaket rütteln. Doch in der Gunst der Wähler liegen die Konservativen gleichauf mit Syriza.

Strebt energisch eine weitere Amtsperiode als Ministerpräsident an: Alexis Tsipras. Foto: ap

Athen ap/rtr | | Griechenlands zurückgetretener Ministerpräsident Alexis Tsipras will im Falle eines Siegs bei der Wahl am 20. September an den Bedingungen der internationalen Gläubiger für das kürzlich vereinbarte dritte Kreditpaket rütteln. „Die Schlacht um seine Verbesserung ist noch längst nicht vorbei“, sagte Tsipras am Sonntag unter Verweis auf das bis zu 86 Milliarden Euro schwere Programm. So werde er versuchen, eine Schuldenerleichterung zu erreichen.

Gleichzeitig versprach Tsipras bei dem Wahlkampfauftritt in Thessaloniki, Tausende neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Tsipras warnte die Wähler seines Landes vor einer Rückkehr zur Politik der vergangenen Jahrzehnte. Die Parlamentswahl am 20. September sei ein Kampf zwischen seiner „ehrbaren“ Regierung der vergangenen sieben Monate und „der dunklen Phase der Korruption, der Vetternwirtschaft und der Seilschaften der Mächtigen“, die in den vorherigen Jahrzehnten vorgeherrscht habe, sagte Tsipras am Sonntag bei der Internationalen Messe in Thessaloniki.

Auf der Messe stellte er auch das Programm seiner linken Syriza-Partei in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Arbeit und Verwaltung vor, das er als erneuter Regierungschef verfolgen würde. Diese politischen Pläne ähnelten vorherigen von anderen Regierungen, die diese mit Ausnahme aber niemals umgesetzt hätten, sagte Tsipras.

Tsipras war innerhalb seiner Partei in die Kritik geraten, weil er nicht wie bei seinem Amtsantritt versprochen die Reform- und Sparpolitik seiner Vorgänger beendete. Stattdessen vollzog er nach monatelangen Konflikten mit den internationalen Gläubigern und einem drohenden Austritt seines Landes aus der Euro-Zone eine Kehrtwende, um das dritte Kreditprogramm zu vereinbaren.

Im August war Tsipras zurückgetreten, in der Hoffnung, gestärkt aus einer Neuwahl hervorzugehen. Die jüngsten Umfragen sagen aber ein enges Rennen beim Urnengang am 20. September voraus. Syriza und die konservative Nea Dimokratia (ND) liegen derzeit in der Gunst der Wähler fast gleichauf. Weil wohl neun Parteien ins Parlament einziehen werden, gilt als so gut wie sicher, dass die stärkste Partei für eine Regierungsmehrheit in eine Koalition eintreten muss.

In zwei am Sonntag veröffentlichten Umfragen der Meinungsforschungsinstitute Kapa Research und Marc führte Syriza mit 0,6 und 0,4 Prozentpunkten vor der ND. Keine der Parteien erreicht demnach 30 Prozent der Wählerstimmen. In beiden Befragungen liegt die rechtsextreme Goldene Morgenröte mit 11,6 beziehungsweise 14,1 Prozent jeweils auf Rang drei.

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3 Kommentare

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  • Das Unangenehme an Tsipras Wahlkampf ist der Eindruck, dass er genauso taktiert, wie die alte politische Elite. Maulradikal wird Veränderung am EU-Diktakt gefordert. Dabei weis Tsipras, dass er Koalitionspartner braucht, den eine absolute Mehrheit ist unrealistisch. Und die, die sich dazu anbieten sind auf Merkel-Kurs. Also gibt es dann das Spiel, das wir hier von SPD/FDP/CDU/GRÜNE/Linke Koalitionen kennen. "Ach wir würden ja so gerne unsere Forderungen umsetzen, der Koalitionspartner lässt es aber leider nicht zu." Gleichzeitig spielt Tsipras schon länger mit nationalistischen Versatzstücken: Griechenland gegen das böse Resteuropa. Aber der Feind steht im eigenen Land und bereichert sich weiter - so wie bei uns. Profitieren wird von Tsipras Maulradikalität letztlich die faschistische Chrysi Avghi...

  • Ein weiterer, käuflicher und erpressbarer Politiker des linken Lagers!

  • Was von Tsipras' Wahlversprechen zu halten ist, hat er in den letzten Monaten ja schon gezeigt. Für sein Verhandlungsgeschick gilt dasselbe.

     

    Warum also ihn nochmals wählen?

     

    Armes Griechenland!