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Grenzstreit zwischen Israel und LibanonEin kurzes Treffen im Zelt

Erstmals seit 30 Jahren haben sich zivile Unterhändler Israels und Libanons offiziell getroffen. Dabei ging es um Erdgas im Mittelmeer.

UN-Soldaten in Naqura an der libanesisch-israelischen Grenze Foto: Aziz Taher/reuters

Berlin taz | Es war eine der kurioseren Begegnungen der internationalen Politik: Erstmals seit 30 Jahren haben Israel und Libanon, die sich offiziell im Krieg befinden, miteinander über ein Thema verhandelt, bei dem es nicht ausschließlich um Militärisches geht. Delegationen beider Länder trafen sich am Mittwoch in einem Zelt im Südlibanon, sprachen aber Berichten zufolge nicht direkt miteinander, sondern nur über Mittler.

Ihren Streit über Seegrenzen im Mittelmeer, um den es dabei ging, legten die Parteien in ihrer ersten Verhandlungsrunde freilich noch nicht bei. Das Treffen wurde nach einer kurzen Begegnung beendet und eine neue Runde auf den 28. Oktober datiert. Das Gespräch am Mittwoch fand im UN-Büro im südlibanesischen Naqura statt, in unmittelbarer Nähe der Grenze zu Israel.

Konkret geht es in den Gesprächen, die US-Außenminister Mike Pompeo als „historisch“ bezeichnet hatte, um eine Fläche von rund 850 Quadratkilometern vor der Küste der beiden Länder im Mittelmeer. Beide beanspruchen das Gebiet, in dem Erdgas vermutet wird, für sich.

Sowohl Jerusalem als auch Beirut hatten im Vorfeld des Treffens deutlich gemacht, dass es allein um die umstrittene Seegrenze gehen werde. Eine Annäherung oder Normalisierung der Beziehungen zwischen den Ländern sei nicht geplant. In den vergangenen Wochen hatten sowohl die Vereinigten Arabischen Emirate als auch Bahrain nach US-Vermittlung diplomatische Beziehungen zu Israel aufgenommen.

Grenzstreit ist wichtig für die Hisbollah

Die Trump-Regierung war auch diesmal im Vorfeld aktiv. Bei den kurzen Gesprächen am Mittwoch war denn auch eine US-Delegation unter der Führung von David Schenker anwesend, dem für Nahost zuständigen Staatssekretär im US-Außenministerium.

Die Verhandlungen sind politisch hochsensibel. Der Libanon hatte in der Vergangenheit darauf bestanden, dass die Seegrenze gemeinsam mit der an einigen Stellen umstrittenen Landgrenze zwischen beiden Ländern verhandelt wird. Grenzstreitigkeiten nutzt die einflussreiche libanesisch-schiitische Hisbollah, um ihre Feindschaft gegenüber Israel zu begründen. Würden alle Grenzstreitigkeiten vollends beigelegt, käme die Miliz in Schwierigkeiten, ihre Bewaffnung zu rechtfertigen. Die hochgerüstete Hisbollah sieht sich als Widerstandskraft gegen Israel.

So war es wenig erstaunlich, dass die Zusammensetzung der libanesischen Delegation vom Mittwoch bei der Hisbollah auf Kritik stieß. Die Partei kritisierte, dass neben Militärvertretern auch Zivilisten, ein Geologe der Ölbehörde und ein Experte für Seegrenzen für die libanesische Seite an den Gesprächen teilnahmen. Hier werde der „israelischen Logik“ nachgegeben, „die eine Art Normalisierung der Beziehungen anstrebt.“

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