Greiser ZDF-Verwaltungsrat: Rettung naht
Der ZDF-Verwaltungsrat ist ein Ü-60-Verein. Nun bekommt er mit Leonard Dobusch (41) jungen Zuwachs. Doch es wird ihm nicht einfach gemacht.
D iesen Freitag ist es so weit. Dann tagt beim ZDF mal wieder der Verwaltungsrat. Der Verwaltungsrat ist ein bisschen das Zentralkomitee vom Lerchenberg. Erstens hockt da allen Verfassungsgerichtsurteilen zum Trotz immer noch ein ganzer Haufen Politik mit drin.
Zweitens wird ohne „Einvernehmen“ dieser zwölf Damen und Herren niemand beim ZDF Intendant*in, Programmdirektor*in oder Chefredakteur*in. Drittens könnte das Ganze auch Veraltungsrat heißen. Von den acht gewählten Mitgliedern haben gerade mal zwei noch nicht das Rentenalter erreicht. Daneben hocken noch vier Ministerpräsident*innen drin.
Die drücken den Schnitt ein bisschen, wenn auch nur knapp. Aktuell dabei sind Malu Dreyer (SPD, 61) für Rheinland-Pfalz, der Söder-Markus (CSU, 55) für Bayern, Dietmar Woidke (SPD, 60) für Brandenburg und, weil er mal Ministerpräsident in Sachsen war, Stanislaw Tillich (CDU, 62).
Doch Rettung naht. Ab 1. Juli 2022 setzt sich der ZDF-Verwaltungsrat neu zusammen. Na gut, eigentlich bleibt fast alles beim Alten. Aber es gibt immerhin eine coole Personalie. Leonard Dobusch zieht in das Gremium ein.
Österreichischer Professor beim ZDF
Der ist viel jünger (erst 41), kein Politiker und so gar nicht ZDF. Sondern Österreicher und Professor an der Universität Innsbruck. Warum so jemand in den ZDF-Gremien sitzt? Weil wir das brauchen. Schließlich waren die Österreicher*innen schon immer gut fürs deutsche Fernsehen, siehe die Herren Thoma und Zeiler bei RTL.
„Wer muss dafür gehen? Wenn ein neuer Nichtpolitikmensch alle fünf Jahre dazukommt, erlebt Dobusch die Politikfreiheit des Verwaltungsrats auch nicht mal vor seinem eigenen Eintritt ins Rentenalter“, rechnet die Mitbewohnerin aus.
Dobusch saß vorher schon im ZDF-Fernsehrat. Dort hat er sich extrem beliebt gemacht, weil er in seinem Blog „Neues aus dem Fernsehrat“ einfach mal geschrieben hat, was der so treibt. Zwar haben die Rät*innen mittlerweile diese Transparenzkröte geschluckt.
Transparenz ist nicht einfach
Aber als Dobusch eigentlich schon für den Verwaltungsrat gesetzt war, ließen sie ihn im ersten Wahlgang Mitte März noch mal durchrasseln.
Dobusch musste also antanzen und Überzeugungsarbeit leisten. Hat zum Glück geklappt. Aus dem Verwaltungsrat wird das mit der Transparenz leider nicht so einfach, weil da viel ZDF-Intimes und Geschäftsheimliches verhandelt wird. Aber Dobusch darf auch weiter am Fernsehrat teilnehmen und hat schon versprochen, dass er seinen Blog fortführt.
Also heißt es jetzt: Alles neu macht der Juli. Dann warten wichtige Entscheidungen. Schließlich braucht das ZDF noch dieses Jahr eine neue Programmdirektorin und eine neue Chefredakteurin. Und die brauchen die Zustimmung des Verwaltungsrats.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Negativity Bias im Journalismus
Ist es wirklich so schlimm?
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Künstler Mike Spike Froidl über Punk
„Das Ziellose, das ist doch Punk“
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen