Greenpeace zu Lebensmittelpreisen: Höhere Steuern auf Fleisch?
In der Debatte um ehrliche und klimagerechte Preise für Lebensmittel fordert Greenpeace 19 Prozent Mehrwertsteuer auf Fleisch.
Damit würden Lambrecht zufolge Verbraucher:innen entlastet und Anreize für umweltfreundlicheren und klimaschonenderen Konsum pflanzlicher Lebensmittel geschaffen. Gleichzeitig bräuchten die landwirtschaftlichen Betriebe eine gezielte Förderung für eine verbesserte Haltung der Tiere. Dafür sollten über eine Steuer oder Abgabe jene Verbraucherinnen und Verbraucher aufkommen, die Fleisch und Milchprodukte konsumieren.
„Der Konsum von Fleisch- und Milchprodukten in Deutschland verursacht Umwelt- und Klimaschäden in Höhe von rund sechs Milliarden Euro im Jahr“, sagte der Greenpeace-Experte. „Die wahren Kosten schlagen sich aber im Preis nicht nieder.“ Vielmehr werde der Verbrauch tierischer Erzeugnisse auch noch „mit mehr als fünf Milliarden Euro jährlich gefördert, weil auf diese Produkte nur der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent erhoben wird“.
Lange Debatte
Greenpeace stellt sich damit hinter Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), der „Ramschpreise“ für Lebensmittel ablehnt, da sie Bauernhöfe in den Ruin trieben und mehr Tierwohl verhinderten. Zuletzt hatte der Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Klaus Müller, eine Steuersenkung für Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte gefordert. Dies sei „ein guter und gesunder Ausgleich“ für die zuletzt hohen Preissteigerungen bei Lebensmitteln, der auch den Umstieg auf klimafreundliche Produkte erleichtere, sagte Müller.
Der Umweltverband BUND mahnte an, nicht nur die Verbraucher:innen in die Pflicht zu nehmen. Die Debatte sei „wichtig und überfällig“, oft versteckten sich aber „Einzelhandel und Industrie hinter angeblich preisverliebten Käuferinnen und Käufern“. An einem neuen Preissystem müssten sich alle beteiligen, die Teil des Ernährungssystems seien. „Gesunde und ökologisch einwandfreie Nahrung ist ein Grundrecht, das die Gemeinschaft im Zweifel ermöglichen muss.“ Nach Angaben des Bundeskartellamts kontrollieren die führenden Händler, Edeka, Rewe, Aldi und die Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland, mehr als 85 Prozent des Lebensmittelmarktes in Deutschland. Mit dieser Einkaufsmacht sind sie der wichtigste Faktor bei der Bestimmung der Preise.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen