Greenpeace über erneuerbare Energie: Schön, schöner, Energiewende
Nach einem Greenpeace-Szenario ist eine Vollversorgung mit Öko-Energie bis 2050 bezahlbar und machbar – und ein Jobmotor.
![Das Kohlekraftwerk Mehrum und mehrere Windräder im Morgennebel. Das Kohlekraftwerk Mehrum und mehrere Windräder im Morgennebel.](https://taz.de/picture/670013/14/14248612.jpg)
Das optimistische Greenpeace-Szenario basiert vor allem auf dem Preisverfall und steigendem Ausbau der Stromerzeugung aus Wind, Solar, Biomasse und Wasserkraft, die bereits 2014 weltweit mehr zugebaut wurden als Kraftwerke für Kohle, Gas und Öl. Auch wenn die dreckigen Industrien bislang noch über 80 Prozent der weltweiten Energieversorgung ausmachen, kann deren CO2-Ausstoß bis 2050 nahezu auf null sinken, hat das Deutsche Institut für Luft- und Raumfahrttechnik (DLR) für Greenpeace errechnet.
Das Szenario „Energy (R)evolution“, das seit 2005 immer wieder neu erstellt wird, kommt ohne Atomkraft, die umstrittene Speicherung von CO2 (CCS) und einen möglichen weltweiten Preis für CO2 aus. Die Wende soll vor allem gelingen, weil Strom effizienter genutzt wird, der Energieverbrauch sinkt und Erneuerbare sich weiter durchsetzen. Der Verkehr werde auf Strom umgestellt und Häuser energetisch saniert, Wasserstoff und synthetische Brennstoffe auf der Basis von Ökostrom hergestellt. „Eine weltweite Versorgung mit Erneuerbaren ist nicht mehr Science-Fiction, sondern entsteht gerade“, heißt es.
Ein gutes Argument für die Energiewende ist das Geld: Jedes Jahr koste zwar der Aufbau der grünen Infrastruktur weltweit etwa eine Billion Dollar mehr als die Investitionen in Kohle und Öl – aber das könnten die gesparten Brennstoffkosten von 1,07 Billionen mehr als ausgleichen. Im Schnitt werde die Kilowattstunde Strom etwa um 0,2 bis 2 Cent teurer, „aber in Indien und China lohnt sich die Wende jetzt schon, weil beim Neubau der Infrastruktur die Erneuerbaren konkurrenzfähig sind“, sagt Greenpeace-Experte Sven Teske. Dazu kämen etwa 20 Millionen Jobs, die die grünen Energien bis 2030 mehr schaffen könnten als die 28 Millionen bisher in Kohlegruben und auf Ölplattformen angebotenen Arbeitsplätze.
Fossile Subventionen
Das Gutachten basiert auf Daten der Internationalen Energieagentur IEA. Allerdings kommen die Öko-Krieger zu völlig anderen Ergebnissen: Während die IEA bis 2050 eine Zunahmen der CO2-Emissionen um etwa 50 Prozent prognostiziert, sieht Greenpeace bis dahin Emissionen bei faktisch null. Auch in der Vergangenheit hatte die IEA den Zubau der Erneuerbaren oft unterschätzt. Das Konzept weist deshalb darauf hin, dass das genaueste Marktszenario bisher „nicht von der IEA, nicht von Goldman-Sachs oder von der US-Energiebehörde kam, sondern von Greenpeace.“
Die politische Forderung der Umweltschützer: ein starkes Klimaabkommen in Paris, das die Emissionen ab 2020 sinken lässt, faire Chancen für Öko-Energien und den Abbau der fossilen Subventionen. Da stimmt auch OECD-Generalsekretär Angel Gurria zu: „Die Regierungen geben fast doppelt so viel Geld für fossile Subventionen aus, wie sie für die Bekämpfung des Klimawandels versprochen haben“, sagte er. „Es ist an der Zeit, dass sie mit dem Klimaschutz ernst machen.“
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