Greenpeace-Ratgeber für Fischesser: Makrele, Aal und Rotbarsch sind tabu
Mit Farben zeigt Greenpeace, welcher Fisch nicht in den Einkaufskorb sollte. Auf Rot markierte sollte verzichtet werden. Der Fischindustrie passt das nicht.
HAMBURG dpa | Hering, Thunfisch oder Kabeljau sind drin, da gibt es einzelne ökologisch nachhaltige Fischereien. Auf Makrele, Aal und Rotbarsch sollten umweltbewusste Fischesser derzeit jedoch verzichten, Karpfen können sie unbedenklich genießen. So lauten die Empfehlungen im neuen Einkaufsratgeber der Umweltorganisation Greenpeace, der am Donnerstag veröffentlicht wurde.
„Viele Bestände sind überfischt und zahlreiche Fangmethoden verursachen massive Umweltschäden“, sagte Iris Menn, Meeres-Expertin von Greenpeace. „Wer sich jedoch genau informiert, findet noch eine Auswahl, die auf den Teller darf.“ Einzelne ökologisch nachhaltige Fischereien gibt es zum Beispiel noch bei Hering, Thunfisch oder Kabeljau.
Der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Fischindustrie und des Fischgroßhandels, Matthias Keller, kritisierte die Urteile im Greenpeace-Ratgeber als „zu pauschal“. Die Umweltorganisation müsse anscheinend übertreiben, um gehört zu werden, meinte er. Aktuelle Daten und Fakten seien zu wenig berücksichtigt worden. „Das ist eine falsche Unterstellung“, entgegnete Greenpeace-Expertin Menn.
Zum ersten Mal wurden in den Ratgeber der Amerikanische und Europäische Hummer aufgenommen. Allerdings ist er laut Greenpeace bis auf wenige Ausnahmen nicht empfehlenswert. Die Organisation bewertet auf dem kleinen Faltblatt, das in jede Geldbörse passt, rund 110 gängige Speisefisch-Arten – aufgeteilt in etwa 550 Wildfischbestände und 112 Herkunftsländer von Aquakulturen. Im Vergleich zum vergangenen Jahr seien nachhaltige Fischereien bei Kabeljau, Seelachs, Seeteufel, Schwarzem Heilbutt und Zander hinzugekommen.
Das Ziel: Seltener und bewusster Fisch essen
Zwei Farben helfen den Verbrauchern schnell zu erkennen, ob die Ware aus nachhaltiger Fischerei stammt: Grün steht für „noch empfehlenswert“, Rot für „nicht empfehlenswert“. Greenpeace will erreichen, dass sich bedrohte Bestände erholen können, wenn Verbraucher seltener und bewusster Fisch essen. Auch wenn sich die Situation in den europäischen Meeren geringfügig verbessert habe, seien die Ozeane weltweit massiv überfischt, erklärte Menn.
Die Beurteilung von Greenpeace berücksichtigt bei Wildfischerei neben dem Zustand des Bestandes auch Faktoren wie Fangmethoden und Fischereimanagement. Bei Aquakulturen spielen etwa die Herkunft der Setzlinge und des Futters sowie die Einhaltung von Menschenrechten eine Rolle. Die Organisation veröffentlicht den Einkaufsratgeber seit 2008 jährlich in aktualisierter Fassung. Die Auflage liegt bei 100.000.
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