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Googles Absage an Cookie-TrackingPlan in der Hinterhand

Google will dem lückenlosen Tracking von Use­r:in­nen ein Ende setzen. Ist das eine glaubwürdige Liebeserklärung an den Datenschutz?

Natürlich verzichtet Google nicht einfach auf ein Milliardengeschäft Foto: Ng Han Guan/ap

Im Silicon Valley muss diese Nachricht wohl erst einmal verkraftet werden: In einem Blog-Eintrag teilt Google-Produktmanager David Termin der Welt mit, dass der Konzern dem lückenlosen Tracking von Use­r:in­nen im Netz ein Ende setzen wird. „Menschen sollten nicht akzeptieren müssen, im gesamten Web getrackt zu werden, um die Vorteile relevanter Werbung zu genießen“, schreibt Temkin in dem am Dienstag veröffentlichten Schreiben des Konzerns.

Ganz konkret will das Unternehmen schon im April eine neue Version seines Browsers Chrome online stellen, die es den Nut­ze­r:in­nen ermöglicht, ein Cookie–Tracking komplett auszuschalten.

Die plötzliche Liebeserklärung an alle Da­ten­schüt­ze­r:in­nen kündigte sich bereits im vergangenen Jahr an. Anfang 2020 hatte Google erklärt, in den kommenden zwei Jahren in seinem Browser Chrome Cookies von Drittanbietern auf Webseiten blockieren zu wollen. Das hat Auswirkungen auf das ganze Internet, denn Chrome ist der mit Abstand meistgenutzte Webbrowser. Mitunter liegt das daran, dass er auf Handys mit dem von Google entwickelten Betriebssystem Android vorinstalliert ist.

Konkurrenten wie Firefox von Mozilla und Safari von Apple haben bereits seit längerem Anti-Tracking-Methoden integriert. Zudem reagiert der Konzern auch auf die politischen Entwicklungen, denn spätestens mit der seit dem 25. Mai 2018 anwendbaren Datenschutzgrundverordnung der EU (DSGVO) ist klar: Cookies weiterhin zum Tracking zu nutzen wird schwieriger, wenn nicht gar unmöglich. Gleichzeitig laufen alleine in den USA drei kartellrechtliche Ermittlungen gegen Google.

Um was es geht

Zum Verständnis: Cookies sind Datenpakete, die zwischen Computerprogrammen ausgetauscht werden. Prinzipiell wird zwischen den sogenannten First Party und Third Party Cookies unterschieden. First Party bedeutet, dass das Cookie von der besuchten Webseite, auf welcher die Use­r:in­nen surfen, selbst gesetzt wurde. Third Party Cookies hingegen stammen von Drittanbietern, die beispielsweise Werbung auf der besuchten Seite schalten.

First Party Cookies dürfen nicht an Dritte übermittelt werden. Drittanbieter-Cookies hingegen können an weitere Webseitenbetreiber weitergegeben werden. Aus diesen gesammelten Daten erstellt Google Nutzer:innen-Profile, um personalisierte Werbung zu schalten – die größte Einnahmequelle von Google. Genauer gesagt: 52 Prozent aller Anzeigen vereint der Konzern auf sich. In absoluten Zahlen sind das 292 Milliarden US-Dollar im Jahr.

Um die Euphorie direkt zu dämpfen: Natürlich verzichtet Google nicht einfach auf ein Milliardengeschäft, sondern hat einen Plan in der Hinterhand. Ab dem kommenden Jahr will Google ganze Profile von Nutzergruppen anbieten. Statt personalisierter Werbung für die einzelnen Nut­ze­r:in­nen soll es so Werbung für ganze Gruppen von Gleichgesinnten geben, die sich für ein und dieselbe Kategorie interessieren.

„Menschen sollten nicht länger das Tracking im Internet akzeptieren müssen, um die Vorteile relevanter Werbung zu nutzen. Und Werbetreibende müssen nicht einzelne Verbraucher quer durchs Web tracken, um die Effizienzvorteile digitaler Werbung zu nutzen“, erklärt Google.

Schlechter Ruf

Ganz nebenbei wird Google das Problem mit den Cookies und deren schlechtem Ruf los. Denn zukünftig sollen die Daten direkt über den Browser gesammelt werden und die Zuteilung einer Gruppe direkt auf dem Rechner der Nut­ze­r:in­nen geschehen.

Fest steht bis jetzt also nur, dass Third Party Cookies aus dem Netz verschwinden, Wer­be­part­ne­r:in­nen nun fieberhaft nach Lösungen und Alternativen Ausschau halten werden und das Thema Datenschutz weiterhin bei Google kein unbedenkliches bleibt. Google hingegen hat der Welt nun eine Neuheit präsentiert, deren Kontrolle praktisch vollständig in ihren Händen liegt.

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5 Kommentare

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  • Nut­ze­-



    r:in­nen

    Die Silbertrennung ist nicht auf dem neusten Genderstand!

  • Ich glaube nicht, dass Google zur Nutzerverfolgung Cookies benötigt. Es werden doch mittlerweile so viele Daten gesammelt um große Nutzerprofile zu sammeln, Cookies braucht der Konzern dafür nicht. Außerdem gibt es ja mittlereile auch andere Speichermöglichkeiten, als eine Texdatei mit einer UserIdentifizierung auf dem Clientrechner abzulegen. Von daher ist die ganze Diskussion schon seit Jahren seltsam. Geht auf jeden Fall an den großen Konzernen vorbei und trifft eher kleine Betreiber.

  • Naja. In der Summe erstellt Google das Datenprofil jetzt eben auf dem Endgerät des Benutzers - auf eine Art, die nur Google kennt. Also das Beste aus beiden Welten: komplettes Profil des Nutzerverhaltens, aber nur noch für Google alleine nutzbar. Und die Rechenpower für die Profilerstellung zahlt der Nutzer auch noch selbst.



    Sehr schön fand ich auch "It's difficult to conceive of the internet we know today without advertising a its economic foundation". Tim Berners-Lee dürfte Heulkrämpfe kriegen.

  • Leider erwähnt der Artikel nicht, dass der Wettbewerb um personenbezogene Daten sich verlagert hat. Eine immer größere Zahl von Diensten verlangt einen Login. Gerne mit Google oder Facebook Account.



    Durch den Login wird ein Vertragsverhältnis hergestellt, wie rechts(un)sicher auch immer, häufig mit Einverständniserklärungen zur Datennutzung.



    Die gemeine Nutzer*in liebt Datenschutz, aber noch mehr kostenlose Dienste.

    Der Third-Party-Cookie geht, Pay-with-data bleibt.

  • Google-Verschwörung?

    Zitat: „Natürlich verzichtet Google nicht einfach auf ein Milliardengeschäft, sondern hat einen Plan in der Hinterhand.“

    Immer dann, wenn man dem Kreidestimmen-Sirenengesang einer überzuckerten Verlautbarung nicht auf Anhieb auf‘s Wort glaubt und vermutet, der Verlautbarungsverkünder führe irgendwas Undurchsichtiges und Bösartiges im Schilde, riskiert man, mit dem Dreckklumpen „Verschwörungstheorie“ beworfen zu werden. Der Verfasser dieses Artikel scheint dieses Risiko erfreulicherweise nicht zu scheuen. Möge das Beispiel Schule machen!