Golf zur kalten Jahreszeit: Gastrotipp fürs Winterloch

Auf durchgematschtem oder gefrorenen Gelände macht Golf keinen Spaß. Was man dennoch derzeit über diesen Sport wissen muss.

Golfball im Schnee

Wenig reizvoll: Golf spielen im Schnee Foto: imago

Was? Anruf gestern Morgen: Wo denn die Golf-Kolumne bleibe, fragt die Redaktion. Ach du Schreck: Golf. Was war das noch mal, Golf? Ach ja, dieses Spiel mit den Stöcken. Text bis Nachmittag? Ja, sicher… Monatelang fiel die Kolumne aus, wegen diesem Katar-Mist. Jetzt geht es wieder los.

Golf ist im Winter völlig aus dem Sinn, vor allem als Eigenbeschäftigung: Entweder sind die Fairways gefroren oder durchgematscht oder der Platz ist zur Schonung gleich ganz gesperrt. Spaß macht es bei 1,5 Grad und Nieselregen eh nicht. Und dann noch der lädierte Ellbogen. Golf ist ein ebenso dynamischer wie sensibler wie psychischer Sport: Nur der vage Gedanke an Ellbogenschmerz ruiniert alles.

Eigenbeschäftigung war zuletzt immer dieses Lützerath, was wenig mit Golf zu tun hat. Obwohl: Löcher gibt es ja auch auf Golfplätzen. Wenngleich um einiges kleiner, als Ziel mit Sand verfüllte, als tückische Unterwegshindernisse, nicht als Landschaftsfraß und in Nebenfunktion als Klimameuchler. Auf Golfanlagen gibt es schon Seen. Die ruinierten rheinischen Braunkohlelandschaften sollen bis zum Jahr 2100 wasserverfüllt sein.

Obwohl, vor ein paar Jahren hatte ich in einer taz-Reisereportage mit einem Blick nach Hambach 2030 die Themen zusammengeführt: In meiner Fantasie gab es dort zahllose gut genutzte Driving Ranges, von denen Freizeitgolfer ökologisch abbaubare Bälle lustvoll und ausdauernd in die Tiefe jagten. Die schräge Idee: Das magische Golfspiel hilft halt bei allem, wenn es schon nicht den Kohlewahnsinn stoppen kann. Bei Dauernutzung wäre Hambach etwa im Jahr 2200 verfüllt. Dann käme die Tagebauwüste Garzweiler dran.

Geheimtipp Klubrestaurant

Auch bei den Profis herrscht Flaute. Erwähnenswert sind höchstens diese China-Sack-Reis-Meldungen: Der Berufsasket Bernhard Langer, 65, trumpft bei den Senioren weiter auf. Und: Europas Teilnahmekandidaten beim Ryder Cup gegen die USA (September in Rom) haben im Trainingslager in Abu Dhabi den internen Hero-Cup ausgespielt. Muss man aber auch nicht wissen.

Will man derzeit zu Golf überhaupt etwas lesen? Vielleicht dies: In meinem Klub versuchen es die nächsten Pächter mit dem Klubrestaurant. Klingt auch so spannend wie ein nicht mal umfallender Sack Reis in China, ist aber insofern interessant, als es Management- und Logistikprobleme unserer Zeit wie im Brennglas zeigt. Gästebesuch ist extrem wetterabhängig. Für alle Fälle muss man aber ohnehin schwer findbares Personal auf Abruf vorhalten. Und im schlechtesten Fall bezahlen, auch wenn nichts los ist. Oder die Leute können nach einer Stunde wieder fahren. Und kündigen schnell die Mitarbeit, woanders ist der Job sicherer.

Ähnliche Probleme bei frischen Lebensmitteln. Einkaufen, dann drei Tage Leerlauf, und du kannst die Hälfte entsorgen. Oder du arbeitest nur mit Tiefkühlware. Macht das Essen nicht eben attraktiver. Dennoch, das als Tipp: Die meisten Golfplatzrestaurants freuen sich (ähnlich wie Tennisanlagen) auch über klubfremde Gäste. Sie bieten meist gutes Essen zu überschaubaren Preisen. Das liegt an der schlägerschwingenden Stammkundschaft: Die wollen verlässlich gut bewirtet sein und dazu günstig, dem legendären Golfgeiz entsprechend („Was, 4,50 für ein alkoholfreies Bier? Unverschämtheit!“).

Bei Nachlässigkeiten und Minderqualität entschwinden die Kunden in die nette Kneipe im nächsten Dorf.

Ach so, man könnte noch melden, dass Golf in Deutschland weiter wächst. 683.000 Aktive gibt es jetzt, ein Plus von 1,3 Prozent zu 2021. Das bedeutet … Ach, Text muss schon enden? Dann nächsten Monat mit mehr Muße.

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Sohn des Ruhrgebiets, Jahrgang 1956, erfolgreich abgebrochenes VWL- und Publizistikstudium, schreibe seit 1984 für die taz – über Fußball, Golf, Hambacher Wald, Verkehrspolitik, mein heimliches Lieblingsland Belgien und andere wichtige Dinge. Lebe und arbeite als leidenschaftlich autoloser Radfahrer in Aachen. Seit 2021 organisiere und begleite ich taz-LeserInnenreisen hierher in die Euregio Maas/Rhein, in die Nordeifel und nach Belgien inkl. Brüssel. Bücher zuletzt: "Die Zahl 38.185" - Ein Fahrradroman zur Verkehrswende (2021). "Ach, Aachen!" - Textsammlung aus einer manchmal seltsamen Stadt (2022).

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