Fachsprache beim Golf: Vögelchen, Adler und ein Giftgeier

Selbst Golfer haben zuweilen Probleme mit den Begrifflichkeiten ihres Sports. Wie soll es da erst NichtgolferInnen ergehen? Eine kleine Einführung.

Bernhard Langer Jubelt mit Golfschläger in der Hand

Drei Schläge unter Par? Deutschlands Golflegende Bernhard Langer feiert jedenfalls sein Spiel Foto: Steve Feeney/imago

Auch langjährige GolferInnen machen ihre Fehler. Auf dem Platz sowieso, da gelingt das immer wieder sehr erfolgreich. Golfer nutzen zudem liebend gern falsche Begriffe. So wird Birdie fälschlich gern Birdy geschrieben. Ein Birdie ist ein besonderer Vogel im Golfsport. Näheres später.

Vor allem nennen Schlägermenschen die Driving Range oft Driving Ranch. Eine solche Driving Range ist ein Trainingsterrain, meist überdacht, wo man auf eine weite Wiese Übungsbälle prügelt. Range heißt Bereich, also ist es der Übungsbereich. Aber eben keine Ranch – auch wenn Driving Ranges in der Version Holzhütte manchmal so aussehen.

Wie kann man dann erwarten, dass NichtgolferInnen alle Begriffe richtig kennen? Zum Beispiel, was ein Par von einem Birdie von einem Eagle von einem Quadruplebogey unterscheidet.

Fangen wir mit dem Par an. Par steht für Professional Average Result und bezeichnet das durchschnittliche Profi-Ergebnis auf einer Spielbahn. Ein kurzes Par 3 (150-220 Meter lang) schafft er/sie also mit drei Schlägen. Wobei es laut Statistik bei Profis längst eine 2,9 ist, bei einem Par 4 eine 3,8 und bei einem Par 5 (ab etwa 450 Meter) fast nur noch 4,6.

Bösartiger Kobold

Das Par ist historisch jünger als das Bogey. Bogey bedeutet ein Schlag mehr als ein Par. Früher war ein Par für Amateur-Wiesenhacker deutlich seltener als heute, weshalb ein Bogey, im 19. Jahrhundert noch „Ground Score“ genannt, also Durchschnittsergebnis, sozusagen als Amateur-Par galt. Der Begriff Bogey soll vom schottischen „bogle“ abgeleitet sein und bezeichnet einen bösartigen Kobold. Den imaginären Mitspieler Mr. Bogey galt es zu besiegen.

Das Doublebogey ist nicht etwa ein doppeltes Bogey (also eine 10 auf einem Par 4), sondern ein Schlag mehr als ein Bogey. Also: Par 4, Bogey 5, Doublebogey 6, Triplebogey 7, Quadruplebogey: …genau. Schlimm wird es beim Archaeopteryx, dem Flugsaurier also: So nennt man das unterirdische Ergebnis von 15 Schlägen auf einer Bahn oder mehr.

Womit wir uns der Ornithologie nähern. Das Birdie, so was wie ein golferisches Vögelchen, bezeichnet einen Schlag unter Par. Die Profis von heute nehmen es als normales Wunschergebnis wahr, das ihnen meist kaum mehr als ein Lächeln abverlangt. Hobbyspieler mit nur wenigen Birdies pro Jahr ballen danach die Faust oder veitstanzen kurz mit der Fahne; und sie müssen allen, die es nicht hören wollen, gleich nach der Runde stolzbrüstig davon berichten.

Ein Eagle, also ein stolzer Adler, bezeichnet noch einen Schlag weniger als ein Birdie, das ist also ein Supervogel: zwei Schläge unter Par. Die nächste Steigerung ist der Albatros oder amerikanisch Double-Eagle: drei Schläge unter Par, also auf einer Par 5-Bahn mit dem zweiten Schlag drin im winzigen Loch von der Größe eines Bierdeckels. „3 unter“ kommt bei vielen hundert Profiturnieren im Jahr mit je hundert und mehr Akteuren nur wenige Male vor. Dann veitstanzen auch die Profis.

Und angeblich erst sechsmal in der Golfgeschichte gab es einen Condor (amerikanisch Doube-Albatros): Das heißt „4 unter“, also ein Hole in One auf einer wahrscheinlich steinharten Par 5-Bahn, zudem bergab, mit reichlich Rückenwind und noch mehr Glück. Erst einmal schaffte jemand „4 unter“ mit zwei Schlägen bei einem seltenen Par 6 von 640 Metern Länge.

Amateure lechzten ihr ganzes Golferleben nach dem großen Zufallsschuss, der zumindest zum Eagle ins Loch eintaucht. Oft erfolglos, so wie bislang auch der Autor dieser Zeilen: War er wohl nicht oft genug auf der Driving Ranch respektive Range. Dafür unterlief ihm, was hiermit schamgebeugt offenbart sei, vor Jahren einmal ein Archaeopteryx. Das lag an einem bösen Bogey-Kobold, diesem Giftgeier, der schon am Abschlag gleich vier Bälle mit überirdischen Kräften ins Aus gesaugt hatte.

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Sohn des Ruhrgebiets, Jahrgang 1956, erfolgreich abgebrochenes VWL- und Publizistikstudium, schreibe seit 1984 für die taz – über Fußball, Golf, Hambacher Wald, Verkehrspolitik, mein heimliches Lieblingsland Belgien und andere wichtige Dinge. Lebe und arbeite als leidenschaftlich autoloser Radfahrer in Aachen. Seit 2021 organisiere und begleite ich taz-LeserInnenreisen hierher in die Euregio Maas/Rhein, in die Nordeifel und nach Belgien inkl. Brüssel. Bücher zuletzt: "Die Zahl 38.185" - Ein Fahrradroman zur Verkehrswende (2021). "Ach, Aachen!" - Textsammlung aus einer manchmal seltsamen Stadt (2022).

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