„Goldene Morgenröte“ in Griechenland: Weitere Abgeordnete in Haft
Zwei Mitglieder der neofaschistischen Partei sind in Untersuchungshaft. Ihnen wird die Leitung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen.
ATHEN afp | In Griechenland sind am Samstagabend zwei weitere Abgeordnete der rechtsextremen Partei Goldene Morgenröte (Chrysi Avgi) in Untersuchungshaft genommen worden. Den beiden Politikern Giorgios Germenis und Panagiotis Iliopoulos werde die „Leitung einer kriminellen Vereinigung“ vorgeworfen, teilte ein Gericht in Athen mit.
Auch der Abgeordnete Stathis Boukouras musste am Samstag vor dem Haftrichter erscheinen. Das Gericht will jedoch erst am Sonntag entscheiden, ob er ebenfalls in Untersuchungshaft genommen wird.
Der Partei werden zahlreiche Angriffe auf Einwanderer und politische Gegner zur Last gelegt. Seit September wurden bereits gegen sechs der insgesamt 18 Abgeordneten Ermittlungsverfahren eingeleitet. Drei von ihnen sitzen seit Oktober wegen des Vorwurfs der Bildung einer kriminellen Vereinigung in Untersuchungshaft, darunter auch Parteichef Nikos Michaloliakos.
Der Polizei und der Justiz in Griechenland war lange vorgeworfen worden, die Augen vor den kriminellen und gewalttätigen Umtrieben der Neonazi-Partei zu verschließen. Als Mitte September ein Musiker aus der linken Szene von einem Anhänger der Partei ermordet wurde, sahen sich die Behörden jedoch zum Handeln gezwungen. Seitdem wurden zahlreiche Mitglieder und Anhänger der rechtsextremen Partei festgenommen.
Wie die amtliche Nachrichtenagentur ANA berichtete, sagte ein Zeuge bei der Anhörung am Samstag aus, dass Germenis in der Partei die Rolle eines „Armee-Majors“ spiele und für die Anwerbung und Ausbildung neuer Mitglieder sowie Angriffe auf Einwanderer zuständig sei. Die Abgeordneten wiesen die Anschuldigungen zurück. Wie die Nachrichtenagentur AFP aus Gerichtskreisen erfuhr, erklärte Iliopoulos, dass die Goldene Morgenröte keine kriminelle Vereinigung sei und „Angriffs-Milizen nicht existieren“.
Vor dem Gerichtsgebäude versammelten sich 150 Anhänger der Partei, darunter die Frau und die Tochter von Parteichef Michaloliakos sowie Parteisprecher Ilias Kasidiaris, gegen den ebenfalls ermittelt wird.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!