Gewalt in Israel: Hate Radio Hebron
Ein Palästinenser verletzte einen Polizisten mit einem Messer, ein anderer stach auf eine Philippinin ein. Das israelische Militär schloss eine Radiostation in Hebron.
Die Station ist bereits die dritte, die zugemacht wurde. Israelische Behörden werfen den Sendern vor, zu Gewalt aufgerufen zu haben. Hebron hat sich zu einem der Brennpunkt seit Ausbruch der jüngsten Spannungen Mitte September entwickelt. In dieser größten Stadt des Westjordanlandes leben Hunderte israelische Siedler streng bewacht in Enklaven, umgeben von Zehntausenden Palästinensern. Die Radiostation habe wiederholt Inhalte gesendet, die zu Terror- und Gewaltakten ermutigten, teilte das Militär mit.
Ähnliche Gewalttaten wie die jüngsten vom Sonntag in Jerusalem häufen sich seit zweieinhalb Monaten. Seither kamen dabei 19 Israelis ums Leben, die meisten bei Messerattacken und durch Schüsse. Mindestens 97 Palästinenser wurden getötet, darunter 62 von Israel als Angreifer bezeichnete Verdächtige. Die übrigen starben bei Zusammenstößen mit israelischen Sicherheitskräften.
Beim jüngsten Vorfall in Jerusalem war der Angreifer zunächst an zwei israelischen Sicherheitskräften nahe einem der Zugangstore zur Altstadt vorbeigegangen und rief dann „Gott ist der größte“, bevor er auf einen der Beamten einstach und ihn leicht am Hals verletzte. Andere Beamten erschossen ihn, wie Polizeisprecherin Luba Samri mitteilte. Der zweite Angreifer vom Sonntag, ein palästinensischer Jugendlicher, flüchtete zunächst, nachdem er der Frau an der Bushaltestelle in den Rücken gestochen hatte. Später fand die Polizei ihn nahe einer Baustelle. Über das Opfer wurde zunächst nichts bekannt.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte am Sonntag in der wöchentlichen Kabinettssitzung, die Gewalt werde befördert von dem Widerstand gegen die „Existenz des Staates Israels als nationaler Staat des jüdischen Volke“. Dazu summiere sich „ein Element des radikalen Islams“, das weltweit Anschläge verübe, „wo es natürlicherweise keine israelischen Siedlungen gibt“, sagte er mit Blick auf die Anschläge in Paris oder Mali.
Israel verdächtigt die palästinensische Führung, in sozialen Medien zur Gewalt anzustacheln. Die Palästinenser sehen dagegen das Scheitern des Friedensprozesses und die fehlende Perspektive auf einen eigenen Staat als Ursache für die Auseinandersetzungen. Als Konsequenz der Gewalt in Hebron beschloss die israelische Regierung, den dortigen Grenzzaun zu stärken.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Die Wahrheit
Der erste Schnee
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen