Gewalt gegen Veganer: Massentierhalter rastet aus
Ein Aktivist gegen Mastanlagen will eine Hühnerfarm fotografieren. Der Besitzer fährt ihn daraufhin mit dem Auto an. Die Polizei ermittelt.
BERLIN taz | Der Konflikt um den Bau einer neuen Massentierhaltungsanlage im niederbayerischen Gangkofen ist in Gewalt gegen Menschen umgeschlagen. Wie am Montag bekannt wurde, soll dabei ein Tierfabriken-Gegner verletzt worden sein. Demnach fuhr ein Mäster eines großen Hähnchenfleischkonzerns im niederbayerischen Gangkofen den Aktivisten mit einem Auto an. Vegane Kritiker berichten immer wieder von Rangeleien mit Agrarindustrievertretern.
Drei Mitglieder des Aktionsbündnisses Mastanlagen Widerstand hatten am Samstag nach eigenen Angaben den Stall der Landwirtsfamilie H. fotografiert. Diese mästet aktuell 39.500 Hühner. Sie will aber einen weiteren Stall bauen und die Kapazität auf 79.000 Plätze erhöhen.
H. senior habe sich in das Auto eines der Aktivisten gesetzt und damit wegfahren wollen, heißt es in einer Mitteilung des Bündnisses: „Daraufhin stellte sich ein Aktivist vor das Auto, um ihn daran zu hindern. Ungeachtet dessen fuhr H. senior anschließend den Aktivisten zweimal so stark an, dass dieser auf der Motorhaube aufschlug. Der Landwirt konnte erst dadurch gestoppt werden, dass ein weiterer Aktivist durch die offene Tür den Autoschlüssel aus dem Zündschloss zog.“
Widerstand gegen Gestank und Tierquälerei
Die zuständige Polizeiinspektion Eggenfelden bestätigte der taz, dass ein Landwirt einen 24-jährigen Passauer angefahren und leicht verletzt habe. Am Auto sei ein „nicht unerheblicher Sachschaden“ entstanden. „Es werden strafrechtliche Ermittlungen gegen den Landwirt wegen gefährlicher Körperverletzung und unbefugten Gebrauchs eines Pkw durchgeführt“, sagte ein Polizeisprecher.
Landwirt H. war nicht zu erreichen. Der Schlachtkonzern, den er beliefert, ließ eine Anfrage der taz unbeantwortet.
Bundesweit kämpfen nach einer Schätzung des Netzwerks Bauernhöfe statt Agrarfabriken 350 Initiativen gegen große Ställe. Der Widerstand wächst, da Landwirte laut einer Erhebung der Umweltorganisation BUND von August 2013 etwa die Plätze für Masthühner um 58 Prozent auf bis zu 38 Millionen ausweiten wollen. Die Anwohner fürchten wegen des Geruchs, Keimen und Abgasen um ihre Gesundheit. Zudem werden die Anlagen für Tierquälerei und Umweltzerstörung verantwortlich gemacht – etwa weil Soja aus Monokulturen verfüttert wird.
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